Werner Weghorn prägte den Faustball in Eibach

7.8.2011, 16:26 Uhr
Werner Weghorn prägte den Faustball in Eibach

© privat/Wolfgang Zink

Als beim TV Eibach eine Ära endete, verschwand der Hauptdarsteller durch den Hinterausgang. Fast 30 Jahre lang prägte der Faustballer Weghorn diesen Verein, zeitweise feierte er mit ihm sagenhafte Erfolge, vor allem aber hat es mit ihm zu tun, dass sich dieser unterschätzte Sport in Nürnberg nachhaltig etablierte. Mit 48 Jahren zog sich Weghorn aus der ersten Mannschaft zurück.

Er und der TV Eibach, sie sind untrennbar miteinander verbunden. Als herausragender Mittelspieler war Weghorn seit 1984 eine unverrückbare Konstante in einer Mannschaft, die einst jahrelang in der Bundesliga spielte und dabei regelmäßig 600 Zuschauer auf die Anlage am Hopfengartenweg lockte. Sie sahen ihn, den Spieler mit der Nummer zwei, wie er schmetterte, dirigierte, die Knochen hinhielt und dabei doch immer lächelte, weil er diesen Sport bedingungslos liebte. Er hielt seinem TV Eibach auch dann noch die Treue, als die goldenen Jahre längst verblasst waren wie eine schöne Illusion, als sie am Hopfengartenweg nur noch zweitklassig und vor ein paar dutzend Zuschauern spielten.

„Irgendwann reicht es einfach mal“, sagt Weghorn und lächelt. „Ich muss mir in diesem Alter nicht mehr vierstündige Busfahrten um die Ohren hauen.“ Die Zeit mit der Familie ist Weghorn kostbar, und auch beruflich ist der Realschullehrer, der Mathematik und Physik unterrichtet, stärker eingespannt als früher. „Der Faktor Zeit hat sich bei mir geändert. Ich habe mich als Trainer zur Verfügung gestellt, es war allerdings klar, dass ich allenfalls ein-, zweimal hätte spielen können.“

Einem konsequenten Neuaufbau beim TV Eibach wollte der ehemalige Nationalspieler, der sich als „sehr emotionalen Menschen“ beschreibt, nicht im Wege stehen. Einem wie ihm, der sich jahrelang seinem Sport mit Leib und Seele verschrieben hat, fällt solch ein Rückzug dennoch nicht leicht. „Der Abstieg aus der zweiten Bundesliga hat es mir aber ein bisschen leichter gemacht. Ansonsten hätte ich vielleicht noch ein Jahr drangehängt“, räumt Weghorn ein, der 1988 mit dem TV Eibach als Bundesliga-Neuling den Europapokal der Landesmeister gewann und 1992 mit Deutschland Weltmeister wurde. „So eine spontane Feier wie nach dem Landesmeister-Cup habe ich nie mehr erlebt. Danach musste das Vereinsheim renoviert werden“, erzählt er und lacht.

Es ist eines von so vielen prägenden Erlebnissen in der eindrucksvollen Karriere Weghorns, die ihn an die entlegensten Orte der Welt führte. Der sozial engagierte Pädagoge schlüpfte gerne in die Rolle des Faustball-Entwicklungshelfers und bereiste vor allem Südamerika. Er ließ sich bezaubern von der pitoresken Landschaft Chiles und der Lebensfreude der Menschen in Brasilien. „Da wird man zum Kosmopoliten“, sagt Weghorn, der einst mit Turnen anfing, ehe ihn sein Bruder zum Faustball-Training nach Veitsbronn mitschleppte.

Dass der Sportart mitttlerweile das Etikett „Vom Aussterben bedroht“ anheftet, führt er auf die sportliche Monokultur in den Medien zurück. „Der Fußball hat schon früher dominiert, heute scheint es aber die einzige Sportart zu sein, die noch einen Stellenwert in der Öffentlichkeit besitzt. Selbst populäre Sportarten wie Handball oder Basketball kommen im Fernsehen nur noch vor, wenn gerade Weltmeisterschaften sind. Die Vielfalt geht so völlig verloren.“

Weghorn ist selbst Club-Fan, in seiner Funktion als Lehrer beobachtet er aber mit Besorgnis, dass sich viele Kinder schon im Grundschulalter auf Fußball festlegen. „Damit tut man ihnen nicht gut. Gesundheitstechnisch wäre es viel besser, auch andere Sachen auszuprobieren und sich erst später zu spezialisieren.“ Umso glücklicher ist Weghorn darüber, dass sie es in Eibach geschafft haben, den Trend umzukehren. „Wir erleben im Nachwuchsbereich gerade einen wahnsinnigen Boom. Da zahlt sich das zeitintensive Engagement des Vereins aus, der den Jugendlichen deutlich mehr anbietet als nur den Sport.“ Die Schülermannschaft ist amtierender deutscher Meister, allerdings kann der TV Eibach die Früchte dieser Arbeit erst dann ernten, wenn diese Talente bei der Sache bleiben. „Viele springen im Alter zwischen 16 und 18 ab, weil für einige dann einfach andere Sachen wichtiger werden“, weiß Weghorn.

Während die Eibacher Frauen erst in der vergangenen Woche den Bundesliga-Aufstieg schafften, schreitet die erste Männer-Mannschaft durch ein tiefes Tal. „Nach dem Abstieg haben sich einige ältere Spieler zurückgezogen. Mit der Folge, dass wir jetzt sogar große Probleme hatten, die Bayernliga zu halten“, erklärt Weghorn. Spaß macht’s trotzdem, „obwohl der Hochleistungscharakter nicht mehr da ist“. In der Altersklasse schlägt Weghorn selbst noch gegen den Ball. Ganz aufhören wollte er dann doch nicht. Beim TV Eibach hätten sie ihn gewiss auch nicht gehen lassen.

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