Bald mehr Tankstellen für Erdgas-Fahrzeuge

31.10.2012, 07:00 Uhr
Bald mehr Tankstellen für Erdgas-Fahrzeuge

© Anestis Aslanidis

Außer an den beiden Esso-Tankstellen in der Münchener Straße 281 und in der Sigmundstraße 47 gibt es demnächst auch an den Aral-Tankstellen Erlanger Straße 40 und Ulmenstraße 31 Erdgas-Zapfsäulen – mit 24-Stunden-Service.

Eric Zöllner, der die Tankstelle in der Ulmenstraße 31 betreibt, wartet nur noch auf die TÜV-Abnahme und die Eichung der neuen Erdgas-Zapfsäule: „Dann ist sie scharf und steht für die Kunden bereit.“ Bei Michael Memmel in der Erlanger Straße 40 sollten die Autofahrer eigentlich in dieser Woche schon Erdgas tanken können. Weil sich aber die Lieferung einer Verdichterstation verzögert hat, kann die Erdgas-Zapfsäule voraussichtlich erst Ende November eröffnet werden.

Mit dem Anstieg der Preise für herkömmliches Benzin häuften sich bei Memmel die Anfragen seiner Kunden nach „Autogas“. Dieses flüssige LPG (Liquefied Petroleum Gas) bietet er mittlerweile seit etwa vier Monaten an. LPG ist derzeit noch weiter verbreitet als CNG (Compressed Natural Gas), das eigentliche Erdgas. Künftig gibt es in der Erlanger Straße 40 sowohl LPG als auch CNG.

Das Interesse der Autofahrer an erdgasbetriebenen Fahrzeugen hält sich in Nürnberg allerdings (noch?) in Grenzen. Nach Auskunft der Kfz-Zulassungsstelle beträgt der aktuelle Fahrzeugstand in der Stadt 358910 Fahrzeuge. Davon sind 549 rein erdgasbetrieben, 14 fahren mit Flüssiggas, und bei 143 Fahrzeugen handelt es sich um Fahrzeuge, die mit Benzin oder Erdgas betankt werden können. 1409 Fahrzeuge sind wahlweise für Benzin und Flüssiggas gerüstet, und in dieser Gruppe „hat sich in den letzten drei Jahren die Zahl verdoppelt“, sagt der Leiter der Zulassungsstelle, Steffen Keßler.

Eine Vorreiterrolle hinsichtlich Erdgas-Fahrzeugen nimmt die Verkehrsaktiengesellschaft ein. VAG-Sprecherin Stefanie Dürrbeck kann darauf verweisen, dass es in Nürnberg eine der größten Erdgas-Busflotten Deutschlands gibt: 90 Fahrzeuge, also etwa die Hälfte der VAG-Busse, fahren derzeit mit CNG. Schon 1992 hatte die VAG einen solchen Bus als Testfahrzeug im Einsatz, seit 1996 sind Erdgasbusse aus der Serienfertigung unterwegs.

Die beiden bisherigen Nürnberger Erdgas-Betankungsanlagen in der Münchener und der Sigmundstraße hat der kommunale Energieversorger N-Ergie errichtet, er betreibt sie auch. Die Pächter verkaufen das Erdgas also im Auftrag der N-Ergie. Mit den beiden neuen Erdgas-Tankstellen in der Ulmen- und der Erlanger Straße hat die N-Ergie nur insofern etwas zu tun, als sie die Leitungen verlegt hat; das Erdgas wird dort von der E.ON Ruhrgas AG geliefert.

Die N-Ergie fördert Erdgas-Mobilität seit 2007 mit dem CO2-Minderungsprogramm. Aktuell gibt es für neu zugelassene Fahrzeuge und Umrüstung auf Erdgas-Betrieb 450 Euro für private Nutzer und bis zu 1500 Euro für gewerbliche Nutzer. Laut N-Ergie-Sprecherin Melanie Söllch geht die Anzahl der geförderten Erdgasfahrzeuge seit 2010 jedoch stark zurück: von durchschnittlich 33 Fahrzeugen in den Jahren 2007 bis 2009 auf 12 Fahrzeuge in den Jahren 2010 bis 2012. Dagegen lasse sich bei der Elektro-Mobilität ein gegenläufiger Trend beobachten. Die N-Ergie arbeite derzeit an einem Konzept über das weitere Vorgehen zur Förderung von Erdgas-Fahrzeugen, so Söllch.

Und wie sieht es bei der Taxizentrale Nürnberg aus? Laut deren Vorstand Wolfgang Ziegler sind dort 20 erdgasbetriebene Taxis registriert, das entspricht fünf Prozent der gesamten Flotte. „Dass es nicht mehr sind, liegt auch an der bisher schlechten Versorgung mit Erdgas-Tankstellen.“ Für Taxifahrer sei es außerdem ungünstig, dass die beiden bisherigen Einrichtungen nicht rund um die Uhr geöffnet haben, so Ziegler. Auch die Tatsache, dass es die Mercedes-B-Klasse nach dem Modellwechsel fast ein Jahr lang nicht in Erdgas-Version gab, hat sich Ziegler zufolge ungünstig auf die Anzahl der Erdgas-Taxis ausgewirkt. „Die Taxifahrer wollen unbedingt dieses Fahrzeug.“ Der Vorstand der Taxizentrale rechnet aufgrund des neuen Tankstellenangebots „mit einem deutlichen Anstieg der Erdgas-Taxis in unserer Flotte“.

Auch der ADAC befürwortet erdgasbetriebene Fahrzeuge. „Man hat ungefähr 30 Prozent weniger Betriebskosten, außerdem tut man was für die Umwelt“, sagt Jürgen Hildebrandt, Abteilungsleiter Verkehrstechnik und Umwelt beim ADAC Nordbayern. Zwar liege der Anschaffungspreis für die Fahrzeuge höher, „aber das hat sich in zwei bis drei Jahren amortisiert“.

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