«Dame mit Hermelin»: Neue Ottmar-Hörl-Installation in Krakau

9.9.2009, 00:00 Uhr
«Dame mit Hermelin»: Neue Ottmar-Hörl-Installation in Krakau

© Jutta Missbach

Hermeline also. Na und? Mit den staunenden Blicken der Passanten wächst bei aller Fremdheit der modernen Kunstdarstellung zunehmend die Verbundenheit zu einem der größten Kunstschätze der eigenen Stadt: Leonardo da Vincis «Dame mit Hermelin.» Auf den Plakaten hoppelt das Tierchen, auch «großes Wiesel» genannt, seiner Herrin gerne mal davon - und bewegt aufs Neue die Betrachter. Schließlich hängt die Signora unweit vom Maria-Magdalena-Platz im musealen Halbdunkel. Elitär, einsam und klimatisiert. Ist sie nun schöner als Leonardos «Mona Lisa»? Für die Krakauer selbstverständlich.

«Also, ich waas fei ned . . .» Heimatliche Klänge: Anlässlich der 30 Jahre währenden Städtpartnerschaft Nürnberg-Krakau reiste eine große Gruppe Nürnberger nach Krakau und traf dort bei verschiedenen Terminen auch auf ihren Oberbürgermeister Ulrich Maly samt begleitender Stadtrats- Delegation. Konzentriert beäugen die Nürnberger nun das klare Antlitz der porträtierten Cecilia Gallerani, das vom Betrachter weg hin zu einem verborgenen Ereignis gekehrt ist.

Faustdick hatte sie es hinter den Ohren, die Dame: Cecilia Gallerani war Gattin eines Visconti und langjährige Geliebte des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza. Das Hermelin, misstrauisch und stets zum Biss bereit, verstärkt beim Betrachter eine Spannung, die nicht aufgelöst wird. Einerseits ist das große Wiesel Wappentier Sforzas, im Winterpelz zugleich aber auch Symbol der Reinheit. Hm.

Die Artgenossen aus Plastik machen erst seit 24 Stunden auf sich und das weltberühmte Gemälde aufmerksam, schon sind zwölf verschwunden. Doch Ottmar Hörl winkt lässig ab. «Ganz wenig im Vergleich zu Nürnberg» und Bilder des einst von 7000 Dürer-Hasen ergrünten Hauptmarkts tauchen auf. Jacek Majchrowski, Präsident der Stadt Krakau, und Oberbürgermeister Ulrich Maly eröffnen schließlich die Installation, ein Geschenk Nürnbergs zum 30. Geburtstag der Städtepartnerschaft. «Neue An- und Einsichten angesichts des Kunstwerks über Kunst», wünscht Maly den Krakauer Bürgern und rät fürsorglich: «Man muss rumlaufen! Die Hermeline sitzen nämlich gar nicht still, das merkt man dann.»

Und Ottmar Hörl? Wollte nichts aus Nürnberg mitbringen, «sondern etwas aus Krakau in Krakau realisieren.» Nur eine kritische Aussage habe es während des Aufbaus gegeben. «Ich vermute, dass jeder Betrachter Gedanken zur Installation entwickelt. Und sie können mit großem Selbstbewusstsein davon ausgehen, dass es das Richtige sein wird!», macht der Professor Mut, das Hermelin-Projekt schlicht auf sich wirken zu lassen.

«Im öffentlichen Raum arbeite ich für Menschen, die hier leben. Sie sollen sich damit identifizieren können - und das hat auch geklappt», sagt er später. «Sie merken, man hat sich mit ihrer Stadt und Geschichte befasst. Das Projekt soll Grenzen aufweichen. Das ist der Sinn, wenn man als Künstler im öffentlichen Raum arbeitet, der einem ja nicht gehört.»

Gisela Borowski aus Nürnberg ist jedenfalls begeistert: «Auch der Kontrast zur Umgebung ist großartig!» Marek Bruno-Kaminski, vom Büro für internationale Zusammenarbeit in Krakau, empfindet die Installation als «irgendwie verblüffend. Ich bin an eine andere Kunst gewöhnt. Es ist interessant, gut entworfen und hat eine schöne metaphorische Bedeutung - für immer wäre es nicht duldbar. Das Kunstwerk ist wichtig als Einladung zum Nachdenken.»

Und während er die Schlagzeilen der örtlichen Presse übersetzt, gehen die Menschen vor und neben den Hermelinen in die Hocke. Zücken Fotos und Kameras und haben sichtlich Freude. Freude an Kunst.

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