Das Programm zum Erlanger Poetenfest

4.8.2010, 15:52 Uhr

Das Erlanger Poetenfest, das dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, hätten Wortkünstler dieses Kalibers gewiss geschmückt. Es hat dennoch genügend andere interessante Gäste gefunden. Vielleicht nicht die ganz großen Namen, aber doch – man vergesse auch nicht den rigorosen Sparzwang der Stadt – eine Reihe von Autoren, die sich sehen lassen kann. Oder eben: hören.

Jetzt steht, ganz frisch, das Programm fürs Jubiläum. Insgesamt 70 Schriftsteller, Kritiker und Publizisten werden in Erlangen erwartet, damit sich vom 26. bis zum 29. August wieder alles um die schöne Ware Buch drehen kann. Um Höhepunkte des laufenden Lesejahres, um wichtige Neuerscheinungen, die der Herbst verspricht, um Literatur an sich und die hellen Köpfe dahinter.

Drei Autoren werden mit Porträts im Markgrafentheater besonders gewürdigt: Hans Joachim Schädlich mit seinem vielgelobten neuen Roman »Kokoschkins Reise«, der allzeit kritische Lyriker, Erzähler und Dramatiker Volker Braun aus Dresden, und am Sonntag dann, als internationaler Beitrag des Fests, der Ungar László Krasnahorkai. Bisher eher ein Fall für Eingeweihte.

Im Schlossgarten, wenn das Wetter mitspielt, lesen am Wochenende Ludwig Fels, Arno Geiger, Norbert Gstrein, Thomas Hettche, Georg Klein und Michael Lentz aus ihren aktuellen Werken.

Aus der Schweiz kommt der 76-jährige Adolf Muschg hinzu. »Sax« heißt sein neuer Roman, in dem eine mittelalterliche Handschrift bis in die Gegenwart magisch wirkt: Das passt.

Vielversprechend auch der Auftritt von Peter Wawerzinek, der für seine bedrückende Kindheitsgeschichte »Rabenliebe«, schwer autobiografisch, dieses Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis zugesprochen bekam.

Mehr Memoiren, dann mit jüdischem Akzent, gibt es von Rafael Seligmann, dem streitbaren Journalisten und Autor. Durs Grünbein und Raoul Schrott sorgen dagegen für verlässlich lyrische Töne, der Pariser Jazzer Vincent Courtois liefert dazu am Cello Musik.

In der Übersetzerwerkstatt geht es erstmals auch um grafische Bücher, speziell diskutiert werden von den Experten Phänomene wie Digitalisierung und das leidige »E-Book«, aber auch die unerwartet wachsende Bedeutung regionaler Literatur. Filme und Performances ergänzen das Spektrum multimedial und, keine Frage, auch Kinder sollen heuer wieder auf ihre Kosten kommen . . .

Schließlich ist das Erlanger Poetenfest nicht nur eine mal mehr, mal weniger anregende literarische Bestandsaufnahme, sondern immer auch eine unerlässliche Investition: in die Zukunft des Lesens.

Mit oder ohne Enzensberger.

www.poetenfest-erlangen.de

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