Der letzte Prior von Weingarten

26.9.2009, 00:00 Uhr

Nun muss das Häuflein der verbliebenen Mönche sich eine neue Heimstatt suchen, wobei es der Prior Basilius Sandner noch am besten hat. Er darf zurückkehren in das Mutterkloster Maria Laach, wo sein Ordensleben einst begonnen hat.

Priester war Sandner bereits zuvor, nämlich im Erzbistum Bamberg, das ihn 1986 excardiniert hat, um ihn nach Maria Laach zu entlassen. Dort wird der 71-Jährige vielleicht wieder mehr Zeit haben für seine kunstgeschichtlichen und historischen Studien.

Dennoch kann Pater Basilius nicht zufrieden sein mit der Entwicklung. Einst hatte sein Orden einen maßgeblichen Anteil an der Christianisierung und kulturellen Entwicklung Europas. Bonifatius, Willibald, Walburga und viele andere gehorchten der Benediktinerregel ora et labora et lege (bet’ und arbeite und studiere), wobei das lege oft unbenannt bleibt. Leider. Die Klosterschulen waren über Jahrhunderte hinweg Kulturvermittler und Kulturträger. Hinter den Mauern von Klöstern herrschte oft eine größere Freiheit als außerhalb, die wirtschaftliche Sicherheit nicht zu vergessen.

Heute sind die drei Mönchstugenden Armut, Keuschheit und Gehorsam für viel junge Menschen nur schwer erfüllbar. Was nicht ausschließt, dass eines Tages wieder eine neue Form spirituellen Klosterlebens ge- und erfunden wird. Pater Basilius Sandner, der auch einmal Kaplan in Nürnberg Herz-Jesu war, trifft jedenfalls keine Schuld, dass Weingarten schließen muss. Schuld ist allenfalls der Zeitgeist. RAIMUND KIRCH

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