Ein Herz für Schimpansen

2.9.2010, 00:00 Uhr
Ihr außerordentliches Lebenswerk wird nun endlich in einem Film gewürdigt: Szene mit Jane Goodall aus der Dokumentation „Jane’s Journey“.

© Universum Ihr außerordentliches Lebenswerk wird nun endlich in einem Film gewürdigt: Szene mit Jane Goodall aus der Dokumentation „Jane’s Journey“.

Zu arm, um sich ein Studium leisten zu können, belegt die begeisterte Tarzan-Leserin und frühe Schimpansen-Enthusiastin zunächst einen Sekretärinnenkurs, um auf diesem Umweg ihrem eigentlichen Lebensziel, der Erforschung der Affen, näherzukommen. Und tatsächlich gelingt 1960 der berufliche Sprung nach Afrika, ans Kenya National Museum in Nairobi, wo Goodall im richtigen Moment auf den Frühmenschen-Forscher Louis Leakey trifft.

Der ist gerade im Begriff, ein ehrgeiziges Unterfangen ins Werk zu setzen, nämlich über die Erforschung von Menschenaffen, bis dahin ein praktisch unbekanntes Forschungsobjekt, Entscheidendes über das Verhalten von Frühmenschen herauszubekommen. Und so ist es schließlich Jane Goodall (noch vor „Gorillas im Nebel“-Forscherin Diane Fossey), die trotz ihrer fehlenden akademischen Ausbildung in den Urwald oberhalb des Tanganjika-Sees zieht, um dort ihre bahnbrechenden Schimpansen-Studien zu beginnen. Der Kindheitstraum hat sich erfüllt.

In den folgenden 26 Jahren wird Goodall nicht nur als Erste entdecken, dass Schimpansen wie der Mensch Werkzeuge benutzen, manchmal Fleisch fressen und Kriege führen. In ihr reift auch die Erkenntnis, dass ihre Schützlinge nur überleben werden, wenn auch die Menschen rund um die Lebensräume der Affen von deren Schutz profitieren.

Seit 1986 reist deshalb Jane Goodall um die Welt, um in diesem Sinne für Mensch und Tier zu werben. Zur Hilfe kommt ihr dabei ein eiserner Wille und eine von Bescheidenheit und Freundlichkeit geprägte Ausstrahlung, die jedes Publikum sofort in den Bann zieht.

Letzterer ist auch Dokufilmer Lorenz Knauer erlegen. Sein hommageartiges Filmporträt „Jane’s Journey“ wirkt mit seiner süßlichen Musikuntermalung und amerikanischen Aufbruchsrhetorik streckenweise wie ein Werbevideo von Goodalls Hilfsorganisation „Roots and Shoots“. Dem Charisma der Porträtierten kann auch das nichts anhaben. Persönlichkeit setzt sich eben durch. (CINECITTA, METROPOLIS; Erlangen: Manhattan)