Ein schlichter Kubus für die Polizei

13.3.2012, 07:00 Uhr
Ein schlichter Kubus für die Polizei

© Repro: Harald Sippel

Die Grundidee der Berliner Architekten Almut Geier und Enno Maass ist ebenso simpel wie alltagsorientiert: Ein Polizeihof wird umschlossen von Verwaltungs- und Nebengebäuden, an die sich eine Zeile aus Carport- und Garagenflächen anschließt. Von den Garderoben über die Büros und die Einsatzzentrale bis hin zu den Haftzellen umfasst der Kubus rund 1723 Quadratmeter Hauptnutzflächen. Zum Elisabeth-Selbert-Platz hin soll der auf 9,9 Millionen Euro Kosten veranschlagte Bau in Grün eingebettet werden.

Als Blickfang ist – ganz ähnlich wie in der PI West – eine Kunstinstallation geplant. Im dreigeschossigen, überglasten Atrium der neuen PI Süd soll ein Lichtkunst-Objekt entstehen, das moderne Beleuchtungstechnik mit Kunst verbindet, berichtet Alfred Schaper, zuständiger Projektleiter im Staatlichen Bauamt, auf Anfrage. Eine kleine Jury aus Vertretern des Bauamts, des Polizeipräsidiums und der Inspektions-Leitung hat bereits einen Entwurf ausgewählt.

Die eigentlichen Werte jedoch liegen im Inneren der ausgesprochen schlichten Beton-Konstruktion. Die nachhaltige Dämmung von Fassaden, Dach und Fenstern sowie modernste Haustechnik sollen das Gebäude auf Passivhaus-Standard bringen. Das bedeutet, dass der jährliche Primärenergie-Bedarf nicht höher als 120 Kilowattstunden pro beheiztem Quadratmeter Nutzfläche liegen darf. Ein Pilotprojekt im Freistaat, wie Schaper bekennt.

Wenn nun ab April endlich die Bagger auf dem bisherigen Parkplatz neben dem Arvena-Hotel rollen, dürften die Mitarbeiter in der alten PI Süd an der Saarbrückener Straße aufatmen. Das Tauziehen um einen Neubau dauerte bekanntlich Jahrzehnte. Obwohl die Polizisten und Angestellten längst unter widrigsten Umständen ihren Dienst verrichten mussten. Winzige Büros, marode Leitungen und Duschen, die man nur als Zumutung bezeichnen kann, erschweren bis heute die tägliche Arbeit für mehr als 170000 Bürger, bei Großveranstaltungen von „Rock im Park“ bis zur zentralen Vereidigung bayerischer Polizisten in der Frankenhalle. Nicht zu vergessen die 17 Club-Heimspiele in jeder Saison, bei denen die Beamten der PI Süd für die Sicherheit der Besucher zumindest mit verantwortlich sind.

"Aufbruch Bayern" finanziert das Projekt

Im Dezember 2010 überbrachte Innenminister Joachim Herrmann die frohe Botschaft, dass der (wieder und wieder verschobene) Neubau nun doch kommt. Möglich wurde dies durch eine parteiübergreifende Unterstützung im Landtag – und mit Hilfe von „Aufbruch Bayern“. Ein Sonderprogramm von rund einer Milliarde Euro, das sich aus Privatisierungserlösen des Freistaats sowie aus Teilen des E.on-Aktienverkaufs speist. Unter dem Projektblatt Nummer 54 sind bei „Aufbruch Bayern“ sieben Millionen Euro für eine „energetische Sanierung“ der alten, maroden PI Süd hinterlegt.

Faktisch fließt das Geld aber in den Neubau – der sich inzwischen auf 9,9 Millionen Euro verteuert hat. Folgt man Gerhard Prügel, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Erlangen/Nürnberg, dann sind die Mehrkosten einem Plus an technischer Ausstattung sowie an zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen geschuldet. Dabei mussten die Architekten Geier/Maass auch noch Einsparungen zulasten des Erscheinungsbildes hinnehmen: Statt einer vorgehängten Fassade aus eingefärbten Betonpaneelen soll nun Edelputz im Wärmeverbundsystem als Gebäudeschmuck dienen.

Und die alte PI Süd? Sie wird aufgelöst. Das betagte Hauptgebäude sowie die Büro-Container, die über die Jahre hinweg angebaut wurden, dürften dem Abrissbagger anheim fallen. Was mit dem Grundstück passiert, ist bislang offen.

 

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