Eine Herz-Lusche ist für Altenburg Gold wert

3.1.2009, 00:00 Uhr
Eine Herz-Lusche ist für Altenburg Gold wert

© dpa

Die genaue Herkunft des Kartenspiels liegt bis heute im Dunkeln. Als Herkunftsland in Frage kämen China und Indien, erzählt die Expertin des Schloss- und Spielkartenmuseums in Altenburg, Renate Reinhold. «Der Würfel – unser ältestes Spielgerät überhaupt – und das Schachspiel könnten bei der Entwicklung der Spielkarte Pate gestanden haben.» Denn viele Schachfiguren wie König und Dame fänden sich auch auf den Karten wieder.

Die Araber brachten die Karten nach Europa

In Europa seien Spielkarten erstmals 1376 in Florenz erwähnt. «Um diese Zeit tauchten sie fast gleichzeitig in mehreren Mittelmeerländern auf», sagt Reinhold. «Vermutlich haben damals die Araber die Spielkarte nach Europa gebracht.» Später gelangte das Spiel dann über die Alpen nach Süddeutschland und Altenburg.

Die wichtigste Quelle zu den Kartenspielen stamme aus dem Jahr 1377, erklärt die Jenaer Volkskundlerin, Sabine Wienker-Piepho. «Damals schrieb der Geistliche Johannes von Rheinfelden eine mehrere hundert Seiten umfassende Schrift, in der er das Kartenspiel lobte und nach der Bibel auslegte.» Weitere Quellen aus dieser Zeit seien Spielverbote, die es damals häufig gegeben habe.

Die Wissenschaftlerin geht davon aus, dass Spielkarten schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in größerer Zahl hergestellt wurden. Entscheidend dafür sei der Schablonendruck, der ungefähr um 1330 erfunden wurde. Damals wurden Figuren in Holz geritzt, mit Farbe bemalt und dann auf Papier oder Karton gedruckt. «Von diesen einfachen Karten sind nur wenige erhalten, weil mit ihnen oft gespielt und sie später weggeschmissen wurden.» Besser erhalten seien die handbemalten und mit Gold verzierten Spielkarten der Oberschicht, da diese sehr kostbar waren und seltener benutzt wurden.

Erst die Lithografie machte die Massenproduktion möglich

Die ersten Karten wurden in kleinen Manufakturen hergestellt. So erhielt der Kartenmacher Christoff Hockendorff 1552 in Altenburg eine Konzession des Herzogs für die Fertigung von Spielkarten. Es ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung einer solchen Lizenz, die für Altenburg erhalten ist.

Die Karten wurden zumeist mit Hilfe des Holzschnitts oder Kupferstichs hergestellt, erzählt Reinhold. «Mit der Erfindung der Lithografie wurde dann ab 1800 eine massenweise Verbreitung der Spielkarte in großen Auflagen möglich.»

Große Beliebtheit errang das Kartenspiel sehr rasch in allen Bevölkerungsschichten – vom Bauern bis zum Edelmann. Entsprechend finden sich die Lebensumstände aller Schichten auf den Spielkarten abgebildet. Allerdings sind die damaligen Spiele wie das Karnöffel-Spiel heute weitgehend unbekannt.

Karten als Teufelswerk: Haus und Hof, Frau und Kind wurden verspielt

Fast immer wurde um Geld gezockt mit schlimmen Nebenwirkungen. «Da wurden schon Mal Haus und Hof oder sogar Frau und Kind verspielt», erklärt Reinhold. In vielen Städten kam es deshalb zum Verbot des öffentlichen Kartenspiels. Und auch einigen Kirchenmännern war das Kartenspiel ein Dorn im Auge und sie riefen zum öffentlichen Verbrennen der Karten auf. Für sie galt die Spielkarte als Teufelswerk.

Das Gewerbe der Spielkartenherstellung hat sich in Altenburg bis in die Gegenwart gehalten. In den Hallen der Spielkartenfabrik, die inzwischen zur belgischen Cartamundi-Gruppe gehört, bedrucken moderne Maschinen im Vier-Farb-Druck die Papierbögen, aus denen dann die Skat-, Rommé- und Ligretto-Karten geschnitten und verpackt werden.

Für 2009 strebt Geschäftsführer Peter Warns ein Umsatzplus von drei Prozent an und will drei Millionen Euro unter anderem in neue Maschinen investieren. «Das ist unser wichtigster Beitrag zum Jubiläumsjahr, damit in Altenburg auch weiterhin Spielkarten gemacht werden.»

Andreas Hummel/

Theresa Krohn, dpa

Keine Kommentare