Eine Werk fast für die Ewigkeit

14.9.2010, 23:16 Uhr
Eine Werk fast für die Ewigkeit

© Harald Sippel

Neun Jahre lang fotografierte Anna Kuczera Buch für Buch, Seite für Seite, fertigte im Schnitt pro Handschrift 490 Aufnahmen an, schlug insgesamt mindestens 350000 Seiten um und lichtete sie ab. Von 770 mittelalterlichen Handschriften, geschrieben zwischen den Jahren 850 und 1525 in Latein, Deutsch, Griechisch und Hebräisch, liegen nun Mikrofilme und ein paar digitale Reproduktionen vor.

Nur 43 historische Zeugnisse der Nürnberger Kultur- und Geistesgeschichte waren ungeeignet für das Vervielfältigungsverfahren: Einige Werke waren zu dick, zu groß, zu klein, die Bindung zu eng und manche Einbände waren einfach zu wertvoll und die Gefahr der Schädigung zu groß. Hier müsse man von Fall zu Fall nach anderen, adäquaten Verfahren suchen, sagte Christine Sauer, Leiterin der Abteilung Handschriften und alte Drucke, im Rahmen einer Pressekonferenz.

Eva Homrighausen ist froh, das langjährige und arbeitsaufwendige Projekt an einem ihrer letzten Arbeitstage abschließen zu können. Nach 16 Jahren an der Spitze der Stadtbibliothek geht die 60-Jährige in den Ruhestand (wir berichteten). Bis 2001 lagen von den wertvollen Beständen nur wenige Reproduktionen vor. Eine Spende in Höhe von damals 100000 DM der Kulturstiftung der Sparkasse ermöglichte die Einrichtung einer Fotostelle und den Kauf einer speziellen Mikrofilmkamera. Seit 2005 finanziert die Stadt aus Mitteln der Kost-Pocher’schen Stiftung die Stelle der Fotografin Anna Kuczera.

Eigentlich waren nur drei Jahre für das Projekt veranschlagt. Doch das Verfahren war viel aufwendiger als gedacht. So konnten nicht etwa zwei Seiten in einem Arbeitsschritt abgelichtet werden, wie ursprünglich geplant. Da die sensiblen Bücher nicht im 180-Grad-Winkel aufgeschlagen beziehungsweise geknickt werden konnten, musste Seite um Seite abfotografiert werden – der doppelte Arbeitsaufwand also.

Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Fast alle Anfragen nach mittelalterlichen Handschriften können nun erfüllt werden – ohne auf das Original zurückgreifen zu müssen. Insofern dient die Verfilmung dem Schutz und Erhalt der Werke, deren bekanntester Komplex die rund 200 meist von Nonnen in deutscher Sprache geschriebenen Bände aus dem Katharinenkloster darstellen.

Zwar ist die Digitalisierung die zeitgemäßere Technik. Allerdings haben Mikrofilme, auch wenn sie nur Schwarz-weiß-Wiedergaben ermöglichen, einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Kein anderes Medium ist so zuverlässig haltbar – Schätzungen gehen gar von bis zu 1000 Jahren aus.