"Es ist ein Glücksgefühl"

22.4.2011, 19:53 Uhr

© Hagen Gerullis

Es ist, als hätte jemand den Ton abgedreht. Die hochsommerliche Geräuschkulisse fehlt – das Johlen und Jauchzen, das Platschen und Plantschen. Stattdessen zwitschern die Vögel feiertagsfröhlich, ein Specht hämmert unverdrossen gegen einen Baumstamm. Es ist 8.30 Uhr, die Lufttemperatur beträgt 14,5 Grad Celsius, das Wasser hat 21,5 Grad. Seit einer halben Stunde ist das Stadionbad geöffnet. Früher im Jahr als sonst, denn es haben sich Sommertemperaturen in den Frühling geschlichen – mit Badewetter rechtzeitig zum Osterfest.

Hasan Kumlu und Kai Lehnhoff, die Bademeister, stehen unter einem roten Sonnenschirm und blicken hinunter auf das 50-Meter-Becken. Drei Schwimmer ziehen dort ihre Bahnen. Sanft, geräuschlos, unermüdlich. An sehr heißen Sommertagen verschaffen sich bis zu 6000 Menschen im Stadionbad Spaß und Abkühlung. Im Moment sind es gerade mal sieben. Noch. Der Tag ist jung. Heinz Dobmeier ist schon wieder komplett angezogen. „Ade, Hasan, bis morgen vielleicht“, ruft er. Er war der Erste heute Morgen, der sich ins kalte Wasser getraut hat. „Um kurz vor acht war ich da“, sagt er. „Seit zehn Jahre komme ich immer gleich, wenn das Bad aufmacht. Und wenn das Wetter passt, dann jeden Tag.“ Im Winter schwimmt der 71-Jährige im Langwasserbad. „Aber es ist so schön, wieder draußen zu sein.“

Im März haben Kumlu, Lehnhoff und ihre Kollegen begonnen, das Stadionbad für den Saisonstart herzurichten. Sie haben das Wasser ausgelassen, das den Winter über in den Becken bleibt, damit sie der Frost nicht verzieht. Sie haben geputzt, neue Tauchmarkierungen gemalt und dann frisches Wasser eingelassen, 1,5 Millionen Liter passen in das große Schwimmerbecken. Es dauert drei bis vier Tage, bis es voll ist.

Immer wieder klingelt das Telefon. „Ja, wir haben schon offen“, sagt Lehnhoff auch diesem Anrufer. Er legt auf. „Die Leute können es kaum glauben.“ Die Sonne malt Muster auf die glatte Wasseroberfläche unter dem Sprungturm. Noch ist er gesperrt, aber es will ohnehin niemand hüpfen. Wer so früh am Morgen da ist, der möchte schwimmen. Angelika zum Beispiel. Sie ist aus Erlangen gekommen, weil dort noch kein Freibad offen hat. „Ich bin Schwimmerin aus Leidenschaft“, sagt sie. „Beim Schwimmen kann ich abtauchen, das tut der Psyche gut.“

Britta Kruse hat es auch kaum noch erwarten können. Punkt 8 Uhr war sie da. Notgedrungen im Stadionbad. Ihre Liebe gehört dem Westbad, das wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Aber immerhin, sie kann schwimmen, unter freiem Himmel, und weil es noch kühl ist, tut sie das im Neoprenanzug. „Es ist ein Glücksgefühl“, sagt sie. „Es ist schön, wieder draußen in der Natur zu sein.“ Neben ihr ziehen Walter Schrödel und sein Sohn Christian ihre Bahnen. Sie trainieren für den Rothsee-Triathlon. Auch sie vermissen das Westbad. „Wir wohnen nur 700 Meter davon entfernt.“ Aber auch sie sind glücklich. Endlich wieder Sonne. Endlich wieder raus. „Es ist ein Traum“, sagt Christian. „Ein schönes Gefühl.“

Auch das Freibad Bayern 07 (Am Pulversee 1) hat geöffnet. Bis Montag täglich freier Eintritt von 11 bis 18 Uhr. Am Ostersonntag von 11 bis 13 Uhr findet eine Ostereiersuche für Kinder statt.

 

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