Fernbusverkehr: Das Reizwort heißt Liberalisierung

28.11.2012, 07:56 Uhr
Fernbusverkehr: Das Reizwort heißt Liberalisierung

© MFB

Viermal täglich soll sich ein Bus auf der Ost-West-Linie Ludwigshafen–Mannheim–Heidelberg–Nürnberg in Bewegung setzen, teilte MeinFernbus mit. Der Bus sei billiger und die Bahn böte die Strecke nur mit Umstiegen an. Außerdem sei der Bus mit einer Gesamtfahrzeit von 3.15 Stunden schneller – wenn auch im günstigsten Fall nur eine Viertelstunde.

Ein Argument, das bei der Stadt Nürnberg nicht gut ankommt. Sie hatte schon bei der Ankündigung der Liberalisierung zum 1. Januar 2013 mitgeteilt, dass sie nicht viel davon hält, den Verkehr von der Schiene auf die Straße zu verlegen.

Für sie bedeutet die Liberalisierung vor allem, dass der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) an der Bahnhofstraße nicht mehr ausreichen wird. Doch wie viele neue Fernbusangebote ab 2013 tatsächlich auf Nürnberg zurollen, lässt sich derzeit nicht einschätzen, erklärt Robert Wunder, Stellvertretender Leiter des Verkehrsplanungsamts. Zwei provisorische Fernbus-Bahnhöfe wird es demnächst geben: einen am Busbahnhof in der Rothenburger Straße, den anderen an der nördlichen und südlichen Seite der Breslauer Straße in Langwasser-Mitte. Doch die Verkehrsplaner sind pessimistisch: „Wenn wir zu große Flächen vorhalten, wird man uns Geldverschwendung vorhalten. Werden die Flächen dem Ansturm nicht gerecht, werden andere schimpfen“, so Wunder. Langfristig sollen ZOB am Flughafen und in Gebersdorf, wo ein U-Bahn-Anschluss gebaut werden soll, entstehen.

Schon heute gibt es in Deutschland Fernbuslinien. Die Genehmigung für eine solche Linie vergibt die Regierung des Bundeslandes, in dem der Startpunkt liegt. Im Fall von MeinFernbus ist es Rheinland-Pfalz. Stellt ein Busunternehmer einen Antrag auf Erteilung einer Genehmigung für eine bestimmte Strecke, werden mögliche Konkurrenten (Bus und Bahn) befragt. Bisher war es so, dass eine mögliche Konkurrenz privater Unternehmer die Genehmigung verhinderte. In Zukunft wird es so sein, dass zwar immer noch alle möglichen Konkurrenten gehört werden, aber nur noch ausschlaggebend sein wird, ob öffentlicher Nahverkehr beeinträchtigt wird. So darf ein Fernbusunternehmen nicht Strecken von 50km Umkreis bzw. einer Stunde Fahrtzeit bedienen, die schon vom Nahverkehr versorgt werden.

Die Regierung von Mittelfranken, die auch nach der Liberalisierung am 1. Januar für die Konzessionen zuständig sein wird, ist, was einen drohenden Ansturm angeht, optimistisch: Die Fernbusunternehmen müssten einen Fahrplan bedienen, erklärt Sachbearbeiter Oskar Geidner. „Sie müssen immer fahren, auch wenn nur wenige Gäste an Bord sind.“ Das sei ein hohes unternehmerisches Risiko, das die Busunternehmen sicher gut bedenken werden.

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