Harte Geschäftswelt trifft Fußball-Romantik

14.4.2011, 12:00 Uhr
Harte Geschäftswelt trifft Fußball-Romantik

© Wolfgang Zink

Nein, den Namen „easyCredit-Stadion“ verteidigte keiner der Podiumsteilnehmer bei der vom Fanprojekt Nürnberg und der Akademie organisierten Debatte in der Villa Leon. Selbst Stadtkämmerer Harald Riedel (SPD), der die Teambank als einen „sehr guten, verlässlichen Partner“ lobte, hofft, dass sich der nächste Namensgeber eine etwas leichter vermittelbare Bezeichnung für die Spielstätte des Clubs einfallen lässt; die Teambank hatte 2006 das Stadion nach einem ihrer Produkte benannt.

Doch trotz dieses kleinen Zugeständnisses von Riedel – ein Zurück zum „Frankenstadion“ oder eine Benennung nach Club-Legende Max Morlock wird es auch dann nicht geben, wenn das Geldinstitut Mitte 2012 aussteigt, glauben Riedel, Club-Sportdirektor Martin Bader und Alfred Diesner. Diesner ist Geschäftsführer der 2005 gegründeten Stadion-Betriebs-GmbH, an der als Gesellschafter die Firma Hochtief (74,9 Prozent) und die Stadt (25,1) beteiligt sind. Er verweist auf wirtschaftliche Notwendigkeiten: Die Betreibergesellschaften bekommt ihre Einnahmen durch die Miete des Clubs, durch Vermietungen des Stadions (etwa für Konzerte) und durch die Namensrechte, für die die Teambank jährlich „einen Betrag im niedrigen einstelligen Millionenbereich“ überweist (Diesner).

Harte Geschäftswelt trifft Fußball-Romantik

© dpa

Und auf dieses Geld ist die Betreibergesellschaft ebenso angewiesen wie die Stadt, die wiederum jährlich zirka 2,5 Millionen Euro als Pacht von der Betreibergesellschaft erhält. Der städtische Haushalt könne nicht durch das Stadion noch mehr belastet werden, argumentiert Riedel – zumal die Stadt vor großen finanziellen Herausforderungen stehe, etwa beim Ausbau der Kinderbetreuung. Wenn die Namensrechte nicht verkauft werden, könne die Stadt also den Fehlbetrag nicht ersetzen; und auch der Club will den Ausfall nicht tragen: „Wir haben natürlich ein großes Interesse daran, die Miete in einem überschaubaren Rahmen zu halten“, sagt Bader. Er hält es für eine ganz normale Entwicklung im modernen Fußball, dass Namensrechte verkauft werden.

Die Gegenbeispiele kontert er gelassen. Borussia Mönchengladbach suche händeringend einen finanziell potenten Sponsor für den Borussen-Park; das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern werde vom Land Rheinland-Pfalz „quersubventioniert“; und die englischen Traditionsklubs verkauften zwar nicht ihre Stadionnamen, muteten aber den Fans horrende Eintrittspreise zu. Doch mit all diesen Argumenten können Bader und Co. Julius Neumann, den Vertreter der Fangruppierung Ultras, nicht überzeugen. „Der Name des Stadions ist Teil der Identität des Vereins.“ Diese dürfe nicht verhökert werden. „Ich halte es für eine bizarre Vorstellung, dass man den Namen eines Bauwerks verkaufen kann.“ Er fürchtet, dass die Kommerzialisierung des Fußballs diesen „mit vollstem Tempo gegen die Wand“ fahren lässt. Fans wie Neumann gelten schnell als Fußball-Romantiker, doch das hält der 1981 geborene Club-Anhänger aus: „Es ist nicht schlimm, romantisch zu sein.“

Heino Hassler vom Fanprojekt Nürnberg schlägt eine Zwischenlösung vor; eine prominente Firma könnte doch das „Max-Morlock-Stadion“ präsentieren.

Riedel wiederum verweist auf den Traum von OB Ulrich Maly, den dieser in der NZ formuliert hatte: Nämlich dass der FCN bis 2020 endlich weitere Meisterschaften feiern kann. „Dann spielt der Club in der Champions League und Herr Bader wendet sich an die Betreibergesellschaft mit der Bitte: ,Wir möchten mehr Miete zahlen.‘“ So würde sich das Problem von selbst lösen. Doch das ist nur eine Vision. In der harten Realität sucht die Betreibergesellschaft nach einem neuen Namenspatron. Und die Fans können nur hoffen, dass der FCN in der eingangs erwähnten Hitliste demnächst nicht noch weiter nach oben rutscht.

 

Keine Kommentare