Hier wird der Bock zur Tasche gemacht

10.12.2010, 17:45 Uhr
Hier wird der Bock zur Tasche gemacht

© Roland Fengler

Seit einiger Zeit gibt es für Leistungsturner und Schul-Nostalgiker ein hübsches, aber nicht ganz billiges Andenken: Die Taschenkollektion „Zirkeltraining“ wird aus recycelten Turnmatten und altem Sportgeräte-Leder hergestellt. Die Retro-Accessoires sind mittlerweile rund um den Globus sehr angesagt und mitunter schnell ausverkauft. „Zirkeltraining ist aufgrund der Materialknappheit limitiert“, sagt der Erfinder Bernd Dörr. Kästen, Böcke und Matten würden nun mal nicht täglich ausgemustert. Den Erfolg seiner Marke führt er auf die Erinnerung an die eigene Jugend zurück.

Ausgemusterte Geräte vom Sperrmüll

Auf die Idee, aus alten Turngeräten Taschen zu machen, kam der Mühl-heimer im Jahr 2007: Auf dem Sperrmüll fand er ein paar defekte Turngeräte. „Das alte Leder war gerade durch die Gebrauchsspuren so schön, dass der Gedanke nahe lag, daraus Dinge zu formen“, so Dörr. Mittlerweile exportiert er bis nach Japan und wurde für den renommierten Deutschen Designpreis des Bundeswirtschaftsministeriums nominiert.

Kult ist auch der Produktkatalog, den der Designer Markus Kreykenbohm gestaltet hat. Auf Recyclingpapier hat er Fotos und Illustrationen im Retro-Design gedruckt.

Auch im Nürnberger „Laden12“ in der Vorderen Ledergasse haben sich die Taschen in kürzester Zeit zum Verkaufsschlager entwickelt. Etwa 50 Stück wandern in der Vorweihnachtszeit pro Woche über den Ladentisch. „Wir haben mit zehn Taschen angefangen, die waren in null Komma nix weg“, erzählt Laden12-Inhaber Michael Ordnung. „Anfangs habe ich sie nur genommen, weil mir das Produkt gut gefallen hat“, sagt er und berichtet, dass er nun fast alle Modelle führt. Beliebt seien die Taschen und Geldbörsen, die zum Beispiel Hechtrolle, Flick-Flack oder Barren heißen, vor allem bei Sportlehrern, Turnern aber auch sportbegeisterte Trendsettern.

Für den kleinen Geldbeutel sind die Accessoires, die in der Regel zwischen 80 und 230 Euro liegen, nicht unbedingt geeignet. Dafür seien alle Taschen Unikate, in Polen von Hand genäht und sehr haltbar, wie Moritz Lösel vom Laden12 berichtet. Außerdem könne man einige Modelle vielseitig einsetzen, sagt er und klappt aus einer kleinen Umhängetasche zwei Seitenwände aus. „Jetzt bekommt man einen Aktenordner hinein.“ Bei anderen Umhängetaschen lässt sich das Innenleben mit Klettverschlüssen variieren.

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