Im Kampf gegen braunen Ungeist ist jeder gefordert

20.1.2012, 07:41 Uhr
Im Kampf gegen braunen Ungeist ist jeder gefordert

© Hagen Gerullis

Wenn Parteiausschüsse tagen, sind das oft dröge Veranstaltungen. Das jüngste Treffen im Karl-Bröger-Zentrum aber war das genaue Gegenteil: bewegend und beunruhigend von der ersten Minute an. Statt endlos langer Begrüßungen blenden die Genossen Namen ein, die Opfer vermutlich rechtsradikaler Gewalt wurden: Shlomo Lewin und Frida Poeschke etwa, der jüdische Verleger aus Erlangen und seine Lebensgefährtin. Oder Enver Simsek, der türkische Kleinunternehmer aus Nürnberg. Die Liste ist lang – und das Gedenken an sie ebenso. Aus einer Schweigeminute werden gleich mehrere. „Wir sind in unserer Stadt ganz nah dran an dem mörderischen Nazi-Treiben“, sagt denn auch Vorstandsmitglied Jonas Lanig. Als Strategie fordert die SPD daher unter anderem einen erneuten Anlauf für ein NPD-Verbotsverfahren. Die Genossen nehmen das Engagement gegen Neonazis ernst – offenbar.

Der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsradikalismus in der Metropolregion, Michael Helmbrecht, kann das nicht uneingeschränkt bestätigten. Lange, sagt er, habe er in Gräfenberg auf die SPD gewartet. Bis auf wenige Ausnahmen wie den Stadtrat und Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Arno Hamburger, oder OB Ulrich Maly, habe sich bei den Aktionen des Gräfenberger Bürgerforums kaum jemand sehen lassen.

Dabei sei gerade im Kampf gegen Rechtsradikalismus jeder Einzelne gefordert, sagt Helmbrecht. Er muss es wissen: als langjähriger Sprecher der Gräfenberger Bürgerinitiative hat er immer wieder Proteste gegen Neonazi-Aufmärsche organisiert. „Nur wenn wir alle zusammenstehen, können uns Rechtsextremisten keine Angst machen“. Selbst dann nicht, wenn man zur Zielscheibe wird. Wie er: Helmbrechts Auto wurde kurz vor Silvester demoliert – von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

 

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