Mediterrane Diät bedeutet: Es wird viel frittiert

20.4.2012, 11:59 Uhr

Daher kann man sich voll und ganz den piaceri della cucina (den Genüssen der Küche) widmen, zum Beispiel dem fritto misto! Dieses Gericht ist für jeden, der auch nur einmal in einem italienischen Restaurant gespeist hat, ein Begriff: Es geht um gemischtes Ausgebackenes – meist ist es Fisch, aber es gibt auch Gemüse oder Fleisch. Üblicherweise bereiten viele meiner Landsleute diese appetitliche Speise nicht zuhause zu, sondern nehmen es im Restaurant zu sich – così a casa non sa di fritto (auf diese Wiese riecht es zuhause nicht nach Fett).

Seit Jahrzehnten bezweifeln Ernährungsexperten, dass ausgebackene Gerichte gesund sind. Deswegen haben sich in den letzten Jahren die Hersteller von Küchengeräten um Frittiergeräte bemüht, die schonend mit Zutaten und Öl umgehen.

Der Begriff fritto scheint mir auch sehr passend für die aktuelle politische Lage in Italia zu sein: In der letzten Zeit sono andati a farsi friggere (sind zum Teufel gejagt worden; wörtlich: haben sich frittieren lassen) einige Parteivorstände der Lega Nord, und immer häufiger fragen sich meine Landsleute, ob auch Supermario (der italienische Ministerpräsident Mario Monti) non sia già bell’e fritto! (nicht schon in Teufels Küche geraten ist; wörtlich: nicht schon schön frittiert ist) – so dass man vermutet, dass die nächsten Wahlen vielleicht schon im kommenden Herbst sein werden.

Fritto Misto ist aber auch der Titel einer Veranstaltung, die am nächsten Mittwoch in Ascoli Piceno, zum achten Mal, eröffnet wird. In der Heimat der Olive Ascolane (gefüllte Oliven, die in einer tiefen Fritteuse goldgelb ausgebacken werden) geht es bis zum 1. Mai rund um das fritto. Auch die Restaurants der Stadt in den Marken werden spezielle Menüs „tutto fritto“ anbieten. Um die Umwelt zu schonen, werden die Tausende Liter Öl, die zum Frittieren benutzt werden, weiter als Biodiesel verwertet – vielleicht auch um zur Senkung des Spritpreises beizutragen, da meine Landsleute seit Wochen deswegen friggono di rabbia (vor Wut kochen, wörtlich: vor Wut frittieren)!

Spargel und Rosenblüten

Als Ausgleich zum deftigen fritto misto kann man asparagi (Spargel) im friaulischen Grado bei der Ausstellung mit Wettbewerb zum typischen Spargel von Fossalon genießen – vielleicht mit una frittata (einem Omelett)? Bei der Zubereitung der frittata muss man besonders beim Verquirlen der Eier aufpassen. Nicht zufälligerweise sagt man deshalb: „non fare una frittata!“(keinen Mist bauen; wörtlich: kein Omelett machen) Ziemlich viele können aber rigirare la frittata (den Spieß umdrehen; wörtlich: das Omelett wenden): Wer könnte auf der Halbinsel derzeit als Meister in dieser Fertigkeit gelten?

Der Nationalfeiertag Anniversario della Liberazione (Tag der Befreiung Italiens) gibt am 25. April nicht nur Anlass zu gastronomischen Feiern, sondern auch zu zahlreichen historischen Gedenkfeiern und Volksfesten auf der ganzen Halbinsel. An diesem Tag feiert man beispielsweise in Venedig il patrono della città, San Marco (den Schutzpatron der Stadt, den Heiligen Markus), und dabei zelebrieren Venezianer auch eine alte Tradition: Jede Venezianerin bekommt von ihrem Partner un bocolo (für un bocciolo di rosa rossa, das heißt: eine rote Rosenblüte) als Zeichen der Liebe geschenkt.

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