Messer Chesi feiert 110-jähriges Bestehen

11.10.2012, 07:00 Uhr
Messer Chesi feiert 110-jähriges Bestehen

© Hagen Gerullis

Zum Jubiläum hat Antonella Chesi ein kleines Museum ins Schaufenster dekoriert, „das lag alles im Keller“, sagt sie und zeigt auf Kohlenzange, Kaffeemühle und Langhaarschneider. Über hundert Jahre lang hat die Familie Werkzeuge gesammelt. Heute steht ihr Mann Paolo Chesi in der Werkstatt gleich hinter dem Ladenraum an der Schleifmaschine. Schon als Kind hat er seinem Opa an der Schleifmaschine über die Schulter geschaut. „Die Werkstatt war mein Spielplatz“, sagt er.

Sein Großvater, der aus dem Rendena-Tal in Norditalien nach Nürnberg kam, hatte den Laden mit Schleiferei 1902 gegründet, sein Bruder hat zu der Zeit ein Geschäft in der Pillenreuther Straße eröffnet. Der Laden in der Südstadt heißt heute auch noch Chesi, hat sich aber auf Waffen spezialisiert. Auch in der Bindergasse werden seit den 1930er Jahren Sportwaffen verkauft. „Aber nur leichte Waffen“, wie Chesi sagt.

Im Krieg wurde das Geschäft vollständig zerstört und 1958 wieder aufgebaut. Nur einen alten Schraubstock haben Paolo Chesis Vorfahren aus den Trümmern retten können. Damit zerlegt er noch heute Friseur-, Schneider-, oder Haushaltsscheren. „Vor Weihnachten bringen die Kunden dann wieder Geflügelscheren.“ Auch Gartenscheren bekommt er an seinen Maschinen wieder scharf. „Oder Rasenmäher“, sagt er und zieht Schneideblätter aus einem oberen Regal. „Aber im Moment bekomme ich davon nicht so viele gebracht, das geht erst im Frühjahr wieder los.“

Ganzjährig Saison haben die Küchenmesser. Vor allem männliche Hobbyköche lassen ihr Werkzeug gern professionell schärfen. „Männer geben mehr Geld für Messer und für ihre Pflege aus“, so Chesi. Überhaupt sind hochwertige Klingen wieder in Mode – das mag vielleicht auch an Fernsehshows mit Kochprofis wie Jamie Oliver liegen.

Eine Renaissance erleben momentan auch Rasiermesser. Wer die scharfen Klingen benutzt? „Junge Männer, die sich am Wochenende die Zeit dazu nehmen, so eine Rasur dauert schließlich eine halbe Stunde“, so Chesi.

Etwa 30 bis 40 Klingen schärft der Messerschmiede-Meister täglich. Mittlerweile ist das einfacher als früher. Damals musste die Schmirgelmasse noch mit Kleber auf die Schleifscheiben aufgetragen werden. Heute bekommt Chesi das Schmirgelpapier fertig angeliefert und muss es nur noch aufziehen. Die Werkstatt läuft gut – wohl auch deshalb, weil immer weniger Läden diesen Service anbieten. Im Sommer erst musste Messer-Massari in der Allersberger Straße schließen. „1978 gab es in Nürnberg noch acht Messerschleifer, heute sind es nur noch zwei.“

Nachwuchssorgen haben die Chesis nicht. „Unsere beiden Töchter werden den Laden wohl nicht übernehmen“, sagt Paolo Chesi, „dafür interessiert sich der Sohn, der momentan in die elfte Klasse geht, sehr für den Beruf.“

Ob er Angst hat, sich bei dem scharfen Job zu schneiden? „Alle Finger sind noch dran“, sagt Chesi, lacht und zeigt seine Hände.
 

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