Gerhard Schröder - der umstrittene Altkanzler

29.4.2014, 09:13 Uhr
In dieser Siegerpose kennt man ihn: Am Abend des 27. September 1998 jubelt der erstmals zum Bundeskanzler gewählte SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder in der Bonner Parteizentrale. Als siebter Bundeskanzler ist Schröder zugleich der dritte sozialdemokratische bundesdeutsche Regierungschef. Bei seiner Wahl erhält Schröder 351 Stimmen, obwohl die rot-grüne Koalition nur 345 Mandate innehatte. Es ist das erste und bislang einzige Mal, dass ein deutscher Bundeskanzler mit „fremden“ Stimmen gewählt wird. Anschließend leistet Schröder als bislang einziger deutscher Bundeskanzler den Eid auf das Grundgesetz ohne religiöse Beteuerung.
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Mit der Kanzlerschaft geht Schröders Traum in Erfüllung

In dieser Siegerpose kennt man ihn: Am Abend des 27. September 1998 jubelt der erstmals zum Bundeskanzler gewählte SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder in der Bonner Parteizentrale. Als siebter Bundeskanzler ist Schröder zugleich der dritte sozialdemokratische bundesdeutsche Regierungschef. Bei seiner Wahl erhält Schröder 351 Stimmen, obwohl die rot-grüne Koalition nur 345 Mandate innehatte. Es ist das erste und bislang einzige Mal, dass ein deutscher Bundeskanzler mit „fremden“ Stimmen gewählt wird. Anschließend leistet Schröder als bislang einziger deutscher Bundeskanzler den Eid auf das Grundgesetz ohne religiöse Beteuerung. © dpa

Gerhard Fritz Kurt Schröder wird am 7. April 1944 in Mossenberg/Lippe-Westfalen als Sohn des Hilfsarbeiters Fritz Schröder geboren. Der Vater fällt als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Die Mutter verdient das Geld durch Putzen und Fabrikarbeit. In seiner Kindheit zählte Schröder zu den Ärmsten der Armen. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann holt er auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur nach und beginnt ein Studium der Rechtswissenschaften. 1976 wird er Volljurist. 1963 in die SPD eingetreten, spricht der Juso-Vorsitzende Schröder (rechts) im Mai 1980 mit Bierflasche zu den Besetzern des Anti-Atom-Dorfes bei Gorleben. Die rund 300 Delegierten des Bundeskongresses der Jungsozialisten (Jusos) hatten den Besetzern der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben einen Solidaritätsbesuch abgestattet.
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Schröder arbeitet sich nach oben

Gerhard Fritz Kurt Schröder wird am 7. April 1944 in Mossenberg/Lippe-Westfalen als Sohn des Hilfsarbeiters Fritz Schröder geboren. Der Vater fällt als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Die Mutter verdient das Geld durch Putzen und Fabrikarbeit. In seiner Kindheit zählte Schröder zu den Ärmsten der Armen. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann holt er auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur nach und beginnt ein Studium der Rechtswissenschaften. 1976 wird er Volljurist. 1963 in die SPD eingetreten, spricht der Juso-Vorsitzende Schröder (rechts) im Mai 1980 mit Bierflasche zu den Besetzern des Anti-Atom-Dorfes bei Gorleben. Die rund 300 Delegierten des Bundeskongresses der Jungsozialisten (Jusos) hatten den Besetzern der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben einen Solidaritätsbesuch abgestattet. © dpa

Von 1990 bis 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen, greift Schröder am 27. September 1998 nach der Kanzlerschaft. Zur Stimmabgabe begleitet ihn Doris Schröder-Köpf. Die Journalistin ist Schröders vierte Ehefrau - nach Eva Schubach (1968-1972), Anne Taschenmacher (1972-84) und Hiltrud Schwetje (1984-1997). Leibliche Kinder hat Schröder nicht. Er ist Stiefvater von Klara, der Tochter von Doris Köpf und des Journalisten Sven Kuntze. Außerdem haben die Schröders zwei russische Kinder adoptiert: Gregor und Viktoria.
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Auf dem Weg zur Kanzlerschaft

Von 1990 bis 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen, greift Schröder am 27. September 1998 nach der Kanzlerschaft. Zur Stimmabgabe begleitet ihn Doris Schröder-Köpf. Die Journalistin ist Schröders vierte Ehefrau - nach Eva Schubach (1968-1972), Anne Taschenmacher (1972-84) und Hiltrud Schwetje (1984-1997). Leibliche Kinder hat Schröder nicht. Er ist Stiefvater von Klara, der Tochter von Doris Köpf und des Journalisten Sven Kuntze. Außerdem haben die Schröders zwei russische Kinder adoptiert: Gregor und Viktoria. © dpa

Nach 16 Jahren sind viele Deutsche des Bundeskanzlers Helmut Kohl überdrüssig. 1998 fordert Schröder den "ewigen Kanzler" heraus - und gewinnt. Das Ergebnis der Bundestagswahl 1998 ist ein ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik: Zum ersten Mal wird eine Bundesregierung komplett abgewählt. Zudem erhalten erstmals die Parteien, die sich traditionell als „links der Mitte“ einstufen, mehr als 50 Prozent der Stimmen. Der erfolgreiche Herausforderer Gerhard Schröder kann damit die erste rot-grüne Koalition auf Bundesebene bilden. Schon zu Juso-Zeiten hatte er von der Kanzlerschaft geträumt. Nach einer Kneipentour soll er einst am Zaun des Kanzleramts gerüttelt haben - laut rufend: "Ich will da rein!"
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Sieg über den "ewigen Kanzler"

Nach 16 Jahren sind viele Deutsche des Bundeskanzlers Helmut Kohl überdrüssig. 1998 fordert Schröder den "ewigen Kanzler" heraus - und gewinnt. Das Ergebnis der Bundestagswahl 1998 ist ein ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik: Zum ersten Mal wird eine Bundesregierung komplett abgewählt. Zudem erhalten erstmals die Parteien, die sich traditionell als „links der Mitte“ einstufen, mehr als 50 Prozent der Stimmen. Der erfolgreiche Herausforderer Gerhard Schröder kann damit die erste rot-grüne Koalition auf Bundesebene bilden. Schon zu Juso-Zeiten hatte er von der Kanzlerschaft geträumt. Nach einer Kneipentour soll er einst am Zaun des Kanzleramts gerüttelt haben - laut rufend: "Ich will da rein!" © dpa

Der Wechsel gelingt und Joschka Fischer wird erster grüner Außenminister, seine Partei Juniorpartner in einer Koalition mit der SPD unter Kanzler Gerhard Schröder (links) und Oskar Lafontaine (hinten). Letzterer wechselt wenig später das Lager und wird als Chef der Linkspartei einer der größten Kritiker der rot-grünen Politik. Schröders Zerwürfnis mit dem damaligen Finanzminister Lafontaine kommt auch für sein engstes politisches Umfeld überraschend.
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Rot-Grün startet mit Anlaufschwierigkeiten

Der Wechsel gelingt und Joschka Fischer wird erster grüner Außenminister, seine Partei Juniorpartner in einer Koalition mit der SPD unter Kanzler Gerhard Schröder (links) und Oskar Lafontaine (hinten). Letzterer wechselt wenig später das Lager und wird als Chef der Linkspartei einer der größten Kritiker der rot-grünen Politik. Schröders Zerwürfnis mit dem damaligen Finanzminister Lafontaine kommt auch für sein engstes politisches Umfeld überraschend. © dpa

Der soziale Aufsteiger Gerhard Schröder präsentiert sich gerne mit einer dicken Zigarre oder und in schicken Brioni-Anzügen. Das bringt ihm schon zu Beginn seiner Amtszeit den Ruf des "Medienkanzlers" ein, der mehr als anderen Regierungschefs vor ihm auf seine Wirkung in der Öffentlichkeit bedacht ist. Zum Regieren brauche er nur „BILD, BamS und Glotze“, soll er im Februar 1999 gesagt haben. Aufgrund seiner guten Beziehungen zur Wirtschaft gilt er vielen Medien auch als "Genosse der Bosse".
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Gerhard Schröder - der "Medienkanzler"

Der soziale Aufsteiger Gerhard Schröder präsentiert sich gerne mit einer dicken Zigarre oder und in schicken Brioni-Anzügen. Das bringt ihm schon zu Beginn seiner Amtszeit den Ruf des "Medienkanzlers" ein, der mehr als anderen Regierungschefs vor ihm auf seine Wirkung in der Öffentlichkeit bedacht ist. Zum Regieren brauche er nur „BILD, BamS und Glotze“, soll er im Februar 1999 gesagt haben. Aufgrund seiner guten Beziehungen zur Wirtschaft gilt er vielen Medien auch als "Genosse der Bosse". © dpa

Schröder ist nicht nur Bundeskanzler, sondern auch unfreiwilliger Popstar. Nur drei Tage nach Veröffentlichung des Liedes «Hol mir ma ne Flasche Bier» von Stefan Raab (links) featuring DJ Bundeskanzler werden 250 000 Singles ausgeliefert. Den von Schröder im Jahr 2000 während einer Autogrammstunde geäußerten Wunsch «Hol mir mal ne Flasche Bier, sonst streik ich hier» hatte Raab aufgeschnappt und in Liedform gebracht.
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Der unfreiwillige Popstar

Schröder ist nicht nur Bundeskanzler, sondern auch unfreiwilliger Popstar. Nur drei Tage nach Veröffentlichung des Liedes «Hol mir ma ne Flasche Bier» von Stefan Raab (links) featuring DJ Bundeskanzler werden 250 000 Singles ausgeliefert. Den von Schröder im Jahr 2000 während einer Autogrammstunde geäußerten Wunsch «Hol mir mal ne Flasche Bier, sonst streik ich hier» hatte Raab aufgeschnappt und in Liedform gebracht. © dpa

Es wirkt wie die Ironie der Geschichte, dass sich Deutschland ausgerechnet unter einer rot-grünen Bundesregierung erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg an Kampfeinsätzen beteiligt. Im Kosovo-Krieg werden Einheiten der Luftwaffe gegen Ziele in  Jugoslawien (heute Serbien) eingesetzt. Obwohl der Einsatz kein UN-Mandat hat und von Gegnern als völkerrechtswidrig angesehen wird, bleiben öffentliche Proteste in Deutschland weitgehend aus. Das Bild zeigt Flüchtlinge aus dem Kosovo, die am 4.Mai 1999 die albanische Grenze bei Morina passieren.
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Kosovo: Erster Kampfeinsatz nach dem Zweiten Weltkrieg

Es wirkt wie die Ironie der Geschichte, dass sich Deutschland ausgerechnet unter einer rot-grünen Bundesregierung erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg an Kampfeinsätzen beteiligt. Im Kosovo-Krieg werden Einheiten der Luftwaffe gegen Ziele in Jugoslawien (heute Serbien) eingesetzt. Obwohl der Einsatz kein UN-Mandat hat und von Gegnern als völkerrechtswidrig angesehen wird, bleiben öffentliche Proteste in Deutschland weitgehend aus. Das Bild zeigt Flüchtlinge aus dem Kosovo, die am 4.Mai 1999 die albanische Grenze bei Morina passieren. © dpa

Unmittelbar nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 erklärt Schröder seine „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA. Eine Wortwahl, die zahlreichen Kritikern deutlich zu weit geht. Nur einen Tag nach den Anschlägen ruft die Nato zum ersten Mal in ihrer Geschichte den "Bündnisfall" aus. Weil große Teile der rot-grünen Regierungsfraktionen einen Bundeswehr-Einsatz gegen die Taliban in Afghanistan und einen Einsatz der Marine am Horn von Afrika ablehnen, stellt Schröder die Vertrauensfrage, obwohl er sich in der Sache der Zustimmung der Opposition sicher sein kann. Schröder will jedoch eine eigene Mehrheit für eine Teilnahme der Bundeswehr an der internationalen "Operation Enduring Freedom". Es ist das vierte Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein Kanzler die Vertrauensfrage stellt.
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Der 11. September und die "uneingeschränkte Solidarität"

Unmittelbar nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 erklärt Schröder seine „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA. Eine Wortwahl, die zahlreichen Kritikern deutlich zu weit geht. Nur einen Tag nach den Anschlägen ruft die Nato zum ersten Mal in ihrer Geschichte den "Bündnisfall" aus. Weil große Teile der rot-grünen Regierungsfraktionen einen Bundeswehr-Einsatz gegen die Taliban in Afghanistan und einen Einsatz der Marine am Horn von Afrika ablehnen, stellt Schröder die Vertrauensfrage, obwohl er sich in der Sache der Zustimmung der Opposition sicher sein kann. Schröder will jedoch eine eigene Mehrheit für eine Teilnahme der Bundeswehr an der internationalen "Operation Enduring Freedom". Es ist das vierte Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein Kanzler die Vertrauensfrage stellt. © dpa

Anders, als es dieses Bild vermuten lässt, sind George W. Bush und Gerhard Schröder keine wirklich guten Freunde. Schröders kategorisches "Nein" zu einem Irak-Krieg stürzt die transatlantischen Beziehungen in eine tiefe Krise. "Als das Vertrauen erstmal verletzt war, war es schwer, wieder eine konstruktive Beziehung zu haben", schreibt der frühere US-Präsident Bush in seinen Memoiren über Ex-Kanzler Schröder.
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Schröder und Bush werden keine Freunde

Anders, als es dieses Bild vermuten lässt, sind George W. Bush und Gerhard Schröder keine wirklich guten Freunde. Schröders kategorisches "Nein" zu einem Irak-Krieg stürzt die transatlantischen Beziehungen in eine tiefe Krise. "Als das Vertrauen erstmal verletzt war, war es schwer, wieder eine konstruktive Beziehung zu haben", schreibt der frühere US-Präsident Bush in seinen Memoiren über Ex-Kanzler Schröder. © dpa

Der Bundeskanzler lehnt eine Beteiligung an einem Irak-Krieg auch im Falle einer Resolution der Vereinten Nationen (UN) ab. Diese Haltung wird Schröder von politischen Gegnern als populistisches Wahlkampfmanöver vorgehalten, zumal Rot-Grün in Meinungsumfragen hinter Schwarz-Gelb zurückliegt. Gleichzeitig wird die Position der Bundesregierung von einer klaren Mehrheit der deutschen Bevölkerung unterstützt. In ganz Deutschland kommt es zu Demonstrationen. Selbst Schüler gehen auf die Straße, um zu protestieren, wie dieses Bild zeigt.
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Die deutsche Bevölkerung steht hinter Schröders Anti-Kriegs-Kurs

Der Bundeskanzler lehnt eine Beteiligung an einem Irak-Krieg auch im Falle einer Resolution der Vereinten Nationen (UN) ab. Diese Haltung wird Schröder von politischen Gegnern als populistisches Wahlkampfmanöver vorgehalten, zumal Rot-Grün in Meinungsumfragen hinter Schwarz-Gelb zurückliegt. Gleichzeitig wird die Position der Bundesregierung von einer klaren Mehrheit der deutschen Bevölkerung unterstützt. In ganz Deutschland kommt es zu Demonstrationen. Selbst Schüler gehen auf die Straße, um zu protestieren, wie dieses Bild zeigt. © Hagen Gerullis

Trotzdem hat im Bundestagswahlkampf 2002 die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber lange die Nase vorn. Der Trend kippt im August 2002, als große Teile Ostdeutschlands im Hochwasser versinken. Während es der Bayer nicht für nötig hält, seinen Urlaub in Sylt zu unterbrechen, stellt sich Schröder der Jahrhundertflut medienwirksam in Gummistiefeln entgegen. Hier besucht er die verwüstete sächsische Kreisstadt Grimma. Die Bilder vom "gestiefelten Kanzler"  lassen Schröders Beliebtheitswerte deutlich ansteigen.
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Und dann kam die Flut...

Trotzdem hat im Bundestagswahlkampf 2002 die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber lange die Nase vorn. Der Trend kippt im August 2002, als große Teile Ostdeutschlands im Hochwasser versinken. Während es der Bayer nicht für nötig hält, seinen Urlaub in Sylt zu unterbrechen, stellt sich Schröder der Jahrhundertflut medienwirksam in Gummistiefeln entgegen. Hier besucht er die verwüstete sächsische Kreisstadt Grimma. Die Bilder vom "gestiefelten Kanzler" lassen Schröders Beliebtheitswerte deutlich ansteigen. © dpa

Im Bundestagswahlkampf 2002 liegt die rot-grüne Koalition in Umfragen lange Zeit deutlich hinter der Opposition. Dennoch setzt sich Schröder am Ende hauchdünn gegen seinen Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) durch und bleibt für weitere drei Jahre Kanzler. Am Wahlabend hatte Stoiber schon die Sektflaschen kaltstellen lassen. Tatsächlich liegt Schwarz-Gelb bei ersten Hochrechnungen um 18 Uhr knapp vor Rot-Grün. Siegessicher verkündet Stoiber vor begeisterten Parteifreunden: "Wir haben gewonnen!" Als gefühlter Sieger geht er in die Berliner Runde. Als er herauskommt, hat sich das Blatt gewendet.
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Stoiber jubelt zu früh, Schröder bleibt Kanzler

Im Bundestagswahlkampf 2002 liegt die rot-grüne Koalition in Umfragen lange Zeit deutlich hinter der Opposition. Dennoch setzt sich Schröder am Ende hauchdünn gegen seinen Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) durch und bleibt für weitere drei Jahre Kanzler. Am Wahlabend hatte Stoiber schon die Sektflaschen kaltstellen lassen. Tatsächlich liegt Schwarz-Gelb bei ersten Hochrechnungen um 18 Uhr knapp vor Rot-Grün. Siegessicher verkündet Stoiber vor begeisterten Parteifreunden: "Wir haben gewonnen!" Als gefühlter Sieger geht er in die Berliner Runde. Als er herauskommt, hat sich das Blatt gewendet. © dpa

Mehr Eigenverantwortung, weniger Staat: Mit der Agenda 2010 präsentiert Schröder im Jahr 2003 das größte und wichtigste Projekt seiner Kanzlerschaft. Gleichzeitig ist es eines der umstrittensten Reformprojekte der Nachkriegsgeschichte. Schröder setzt die Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ unter Leitung von Peter Hartz ein, um die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland effizienter zu gestalten. Die Reformen stellen die SPD vor eine Zerreißprobe.
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Die Agenda 2010 polarisiert die Massen und entzweit die SPD

Mehr Eigenverantwortung, weniger Staat: Mit der Agenda 2010 präsentiert Schröder im Jahr 2003 das größte und wichtigste Projekt seiner Kanzlerschaft. Gleichzeitig ist es eines der umstrittensten Reformprojekte der Nachkriegsgeschichte. Schröder setzt die Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ unter Leitung von Peter Hartz ein, um die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland effizienter zu gestalten. Die Reformen stellen die SPD vor eine Zerreißprobe. © dpa

Als Reaktion auf das umstrittene Hartz-Konzept kommt es in Deutschland zu Massenprotesten. Mit Transparenten stehen Demonstranten am Montag, 16. August 2004, auf dem Leipziger Simsonplatz. Unter dem Motto "Weg mit Hartz IV und Agenda 2010 - Für Arbeit, Gerechtigkeit und Solidarität" protestierten mehr als 25 000 Menschen gegen die geplanten Einschnitte im Sozialsystem durch die Reformen von Hartz IV und der Agenda 2010.
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Massenproteste bei den Montagsdemonstrationen

Als Reaktion auf das umstrittene Hartz-Konzept kommt es in Deutschland zu Massenprotesten. Mit Transparenten stehen Demonstranten am Montag, 16. August 2004, auf dem Leipziger Simsonplatz. Unter dem Motto "Weg mit Hartz IV und Agenda 2010 - Für Arbeit, Gerechtigkeit und Solidarität" protestierten mehr als 25 000 Menschen gegen die geplanten Einschnitte im Sozialsystem durch die Reformen von Hartz IV und der Agenda 2010. © dpa

Um sich "noch intensiver um Regierungsangelegenheiten kümmern zu können", gibt Schröder seinen Parteivorsitz im März 2004 ab. Neuer SPD-Vorsitzender wird Franz Müntefering. Als die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen nach 39 Jahren die Regierungsführung verlieren, sieht Schröder die Grundlage seiner Politik infrage gestellt. Im Bundestag stellt er daraufhin am 1. Juli 2005 die Vertrauensfrage, um Neuwahlen herbeizuführen. Mit 151 Ja-, 296 Nein-Stimmen und 148 Enthaltungen verfehlt er die notwendige Kanzlermehrheit wie gewünscht. Mit einer dritten Amtsperiode wird es allerdings nichts. Die Neuwahlen entscheidet Schwarz-Gelb für sich. Neue Bundeskanzlerin wird Angela Merkel.
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Erfolgreiche Niederlage bei der Vertrauensfrage

Um sich "noch intensiver um Regierungsangelegenheiten kümmern zu können", gibt Schröder seinen Parteivorsitz im März 2004 ab. Neuer SPD-Vorsitzender wird Franz Müntefering. Als die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen nach 39 Jahren die Regierungsführung verlieren, sieht Schröder die Grundlage seiner Politik infrage gestellt. Im Bundestag stellt er daraufhin am 1. Juli 2005 die Vertrauensfrage, um Neuwahlen herbeizuführen. Mit 151 Ja-, 296 Nein-Stimmen und 148 Enthaltungen verfehlt er die notwendige Kanzlermehrheit wie gewünscht. Mit einer dritten Amtsperiode wird es allerdings nichts. Die Neuwahlen entscheidet Schwarz-Gelb für sich. Neue Bundeskanzlerin wird Angela Merkel. © dpa

Unverständnis erntet Schröder für seinen Auftritt am Wahlabend in der sogenannten Elefantenrunde im Berliner ZDF-Hauptstadtstudio.  Dort will er nicht wahr haben, dass Angela Merkel
 Kanzlerin wird: „Wir müssen die Kirche doch mal im Dorf lassen." Später gibt er zu, dass sein vielfach kritisierter Fernsehauftritt "suboptimal" verlaufen ist.
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"Suboptimaler" Auftritt in der Elefantenrunde

Unverständnis erntet Schröder für seinen Auftritt am Wahlabend in der sogenannten Elefantenrunde im Berliner ZDF-Hauptstadtstudio. Dort will er nicht wahr haben, dass Angela Merkel Kanzlerin wird: „Wir müssen die Kirche doch mal im Dorf lassen." Später gibt er zu, dass sein vielfach kritisierter Fernsehauftritt "suboptimal" verlaufen ist. © dpa

Mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbindet Schröder schon während seiner Amtszeit eine enge Freundschaft. In der ARD-Talkshow "Beckmann" bescheinigt der Bundeskanzler 2004 dem russischen Präsidenten, ein "lupenreiner Demokrat" zu sein. Medien, Politiker und Menschenrechtler gehen mit Schröder daraufhin hart ins Gericht.
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Schröder und der "lupenreine Demokrat"

Mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbindet Schröder schon während seiner Amtszeit eine enge Freundschaft. In der ARD-Talkshow "Beckmann" bescheinigt der Bundeskanzler 2004 dem russischen Präsidenten, ein "lupenreiner Demokrat" zu sein. Medien, Politiker und Menschenrechtler gehen mit Schröder daraufhin hart ins Gericht. © dpa

Wenige Wochen nach dem Regierungswechsel wird bekannt, dass Schröder einen Posten bei der Nord Stream AG übernimmt, die zur Mehrheit dem russischen Energieriesen Gazprom gehört. Politiker aller Parteien reagieren empört und kritisieren nicht nur die Art und Weise, sondern vor allem den Zeitpunkt seines Wechsels aus der Politik in die Wirtschaft - zumal sich Schröder jetzt für ein Projekt einsetzt, das er zuvor schon als Regierungschef wohlwollend begleitet hatte.
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Umstrittener Wechsel zu Gazprom

Wenige Wochen nach dem Regierungswechsel wird bekannt, dass Schröder einen Posten bei der Nord Stream AG übernimmt, die zur Mehrheit dem russischen Energieriesen Gazprom gehört. Politiker aller Parteien reagieren empört und kritisieren nicht nur die Art und Weise, sondern vor allem den Zeitpunkt seines Wechsels aus der Politik in die Wirtschaft - zumal sich Schröder jetzt für ein Projekt einsetzt, das er zuvor schon als Regierungschef wohlwollend begleitet hatte. © dpa

Heute genießt der Altkanzler, dass seine Arbeitsmarktreformen der "Agenda 2010" in der Eurokrise als Vorbild gerühmt werden. Auch viele seiner früheren Kritiker loben die zur damaligen Zeit unpopulären Maßnahmen der rot-grünen Bundesregierung. Gleichzeitig sorgt Schröder immer wieder mit Äußerungen zu Russland für Aufregung.
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Der Altkanzler genießt das Lob für seine Reformen

Heute genießt der Altkanzler, dass seine Arbeitsmarktreformen der "Agenda 2010" in der Eurokrise als Vorbild gerühmt werden. Auch viele seiner früheren Kritiker loben die zur damaligen Zeit unpopulären Maßnahmen der rot-grünen Bundesregierung. Gleichzeitig sorgt Schröder immer wieder mit Äußerungen zu Russland für Aufregung. © dpa

Zu seinem 70. Geburtstag am 7. April 2014 beschenkt sich Gerhard Schröder selbst - mit seinem Buch "Klare Worte".
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Zum 70. schenkt sich Schröder "Klare Worte"

Zu seinem 70. Geburtstag am 7. April 2014 beschenkt sich Gerhard Schröder selbst - mit seinem Buch "Klare Worte". © dpa