Stadtrat gibt dem Z-Bau eine Zukunft

10.7.2010, 00:00 Uhr

Die einstimmige Grundsatzentscheidung fällten die Stadträte im Kulturausschuss am Freitag nicht überraschend. Zwei Monate lang hatten in der Kultur- und Bauverwaltung die Köpfe geraucht, wie die Stadt Nürnberg als Eigentümerin dem Dilemma entkommen kann: Unterlässt sie aus Kostengründen die – millionenschwere – Sanierung, erzwingen die Bauauflagen die Schließung, und eine alternative Kulturszene würde heimatlos. Die Lösung besteht, wie berichtet, aus Kostensenkung: Es gebe dann eben einen betont einfachen Standard, erklärte Kulturreferentin Julia Lehner. „Wir hatten teilweise den Standard des ,Südpunkts‘ angesetzt.“

9,11 Millionen Euro Sanierungsausgaben setzt die Stadt sich nun als Grenze. Zur Debatte standen im April noch bis zu 16 Millionen. Mit dem ersten Abschnitt (4,86 Millionen, davon 2,28 von der EU) könnten ab Mitte 2011 endlich alle Auflagen der Baugenehmigung umgesetzt werden. Der Folgeausbau (Keller, Dachstuhl, Heizung, Fenster, Fassade) ist erst für 2020 geplant. Der Betrieb wie bisher wird ein letztes Mal bis 30. Juni 2011 verlängert. Auch die Diskothek Zoom-Club darf bis zu ihrem Auszug Ende dieses Jahres weitermachen. Drängende Brandschutzauflagen wie eine Rettungstreppe müssten allerdings sofort erfüllt werden, so Lehner.

Als „vernünftigen Arbeitsweg, der große Hoffnung entstehen lässt“ bewertet SPD-Stadtrat Gebhard Schönfelder den Kompromiss. Der Grüne Achim Mletzko ist „außerordentlich zufrieden“ mit der überparteilich erarbeiteten Lösung. Ihr stimmte auch FDP-Rat Utz Ulrich zu – unglücklich. Für Ulrich bleibt der Z-Bau „ein Fass, dessen Boden ich nicht sehe“. Ulrike Hölldobler-Schäfer, CSU, lobt indes die Entscheidung zugunsten der Sub- und Soziokultur. Der Umbau sei eine „Chance zur Neuordnung“.

Damit meint sie das selbst gesteckte Ziel im Sanierungskonzept, die Trägerschaft des Kulturzentrums neu zu organisieren, mit Künstlern oder Privatbetreibern. Alle Stadträte wollen die Stadt als Mitgesellschafterin daran beteiligt wissen. Die aktuelle Trägergesellschaft Z-Bau GmbH wäre damit im Sinne einer „kreativen Zukunft des Hauses“ und einer größeren Veranstaltungsbreite einverstanden, wie ihre Vertreter Stephan Grosse-Grollmann und Willi Reichel melden. Hier sind jedoch viele Fragen offen.

Der Z-Bau ist nicht denkmalgeschützt, unterliegt aber den Nürnberger Leitlinien zum Reichsparteitagsgelände: Dessen Überreste will die Stadt erhalten. Dass das Z-förmige Nebengebäude der alten SS-Kaserne nach der amerikanischen Nutzung schadstoffbelastet ist – bis heute ein Kostentreiber –, war zu Beginn des Kulturbetriebs 1999 bereits bekannt. Schadstoffsaniert wurden vom Bund, dem damaligen Eigentümer, bewusst nur zwei von vier Geschossen, weil die Stadt den Z-Bau nur als Übergangsort nutzen wollte. Etwa 70.000 Besucher kommen heute jährlich.