Straßenbahn wieder quer durch die Altstadt?

2.10.2011, 14:48 Uhr
Straßenbahn wieder quer durch die Altstadt?

© Matejka

Ältere mögen sich daran erinnern, dass es diese Verbindung schon einmal gab. Derzeit wird die Strecke von Bussen bedient. Im Rahmen des Nahverkehrsentwicklungsplans, der seit fünf Jahren aufgestellt wird und mit dem innerhalb des nächsten Halben Jahres festgelegt werden soll, wie das vorhandene Straßenbahnnetz noch sinnvoll verbessert werden kann, ist die Altstadtquerung, die es schon einmal gab, wieder aufgetaucht. Nach den ersten Prognosen, wäre die Strecke verkehrlich sinnvoll. Das heißt aber noch lange nicht, dass es die Strecke auch ökonomisch ist und dass sie von den Anliegern akzeptiert wird.

Es gilt auch zu bedenken, dass Buslinien bei Großveranstaltungen auf dem Hauptmarkt oder in seinem Umfeld schnell verlegt werden können. Laut Gutachter müssten zwei Straßenbahnen innerhalb von fünf Minuten auf der Strecke verkehren. Nur so wäre die Altstadtlinie verkehrlich sinnvoll. Für Anlieger wie Touristen wäre dies eine Belastung sein, weil es auf den betroffenen Straßen sehr eng wird.

Auch die gestalterische Aufwertung der Innenstadt wäre mit einer Altstadtstraßenbahn schwieriger zu erreichen, es sei denn man nimmt sehr viel Geld in die Hand und baut Innere wie Äußere Laufer Gasse komplett um. Da die Altstadtlinie keinen eigenen, abgegrenzten Baukörper auf der Straße bekommen kann, würde es auch keine Zuschüsse geben. Das ÖPNV-Netz Nürnbergs in der Innenstadt ist außerdem auch ohne Altstadtlinie schon sehr gut. So viel zu den Nachteilen.

Für eine Straßenbahn durch die Altstadt spricht, dass eine lange, durchgängige Linie etwa von Erlenstegen bis zum Plärrer oder gar bis nach Erlangen für die Nutzer sicherlich attraktiv wäre und zum verstärkten Umsteigen auf die Straßenbahn führen könnte. Neue Straßenbahnen, wie sie derzeit in Bordeaux und Nizza zu sehen sind, zeigen, dass die technischen Probleme von Innenstadtstraßenbahnen sehr gut zu lösen sind: Sie sind leise, vibrationsarm und können sowohl mit Batterie als auch mit einer neuartigen Stromversorgung, die in der Straße liegt, betrieben werden.

In der Altstadt störende Oberleitungen würden nicht mehr benötigt. Die verkehrlichen Fragen des Nahverkehrsentwicklungsplans werden im Frühjahr abgearbeitet sein, dann kommen noch ökonomische und technische Prüfungen. Am Ende müssen Stadträte Farbe bekennen, was sie wollen und was sie verantworten können.

OB Ulrich Maly hat in diesen Tagen eine Bürgerbefragung über die Altstadtlinie ins Spiel gebracht. Das „Wünscht-Euch-Was“ hat natürlich den Nachteil, dass die Bürger nicht abwägen müssen, was mit dem so gut wie nicht vorhanden Geld zu machen ist: Sanierung des Opernhauses? Schulsanierung? Straßensanierung? Vielleicht ist die Altstadtlinie angesichts der U-Bahn doch ein reines Luxusproblem?

Daher unsere Leserfrage: „Straßenbahn wieder quer durch die Altstadt?“ 

Über die Leserfrage diskutieren können Sie im Internet auf unserer Debattenseite „Senf dazu“ unter www.nz.de/blogs/senf

Vergangene Woche wollten wir wissen: „Sollen die NS-Bauten erhalten bleiben?“ Mit Ja antworteten 70 Prozent, mit Nein 30 Prozent.

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