Tipps zum Aufräumen: Keine Chance dem Chaos!

25.11.2017, 15:45 Uhr
Chaos im Kinderzimmer entsteht schnell. Deshalb sollten Eltern zusammen mit ihren Kindern am Abend konsequent aufräumen.

© dpa/Jens Kalaene Chaos im Kinderzimmer entsteht schnell. Deshalb sollten Eltern zusammen mit ihren Kindern am Abend konsequent aufräumen.

Schuhe und Jacken, die durch die Gegend fliegen, ungelesene Zeitschriften auf Stapeln, dazu Spielzeug in der ganzen Wohnung: Wenn mehrere Menschen zusammenleben, ist das Chaos nicht weit. Strukturen, Absprachen und Routinen können helfen, den gemeinsamen Alltag zu managen. Drei Experten geben Tipps für ein entspanntes Familienleben.

1. Ordnung schafft Ruhe im Kopf

"Familienalltag ist immer turbulent", sagt Nicole Weiß. Weil die gelernte Wirtschaftsübersetzerin dreier Kinder gemerkt hat, dass Haushaltsorganisation keine Selbstverständlichkeit ist, teilt sie ihre eigenen Ideen und Erfahrungen auf ihrem Blog www.familieordentlich.de. Auch Birgit Fazis gibt auf ihrem Blog "EmmaBee" Tipps fürs Alltagsleben. Sie findet, dass Ordnung eine beruhigende Wirkung haben kann. "Wenn mein Haus chaotisch ist, ist das auch ein Bild von meinem Inneren", sagt die Mutter von drei Kindern. Manchmal kann man das innere Chaos eindämmen, indem man aufräumt. Vor zu viel Perfektion raten die beiden aber ab. Ein verwüstetes Kinderzimmer kann ja auch zeigen, dass die
Kleinen gerade besonders viel Spaß haben.

2. Die richtige Balance finden

Wenn mehrere Menschen zusammenleben, muss man herausfinden, wie viel Ordnung und wie viel Unordnung jedem guttun, sagt Jochen Waibel, Arbeitspsychologe und Mediator. Probleme, die sich um Ordnung und Unordnung in der Wohnung drehen, spielen oft eine große Rolle in seinen Beratungen. Denn Menschen sind in dieser Hinsicht ganz unterschiedlich. Manche versinken in der Flut an Zeitungen oder Post. Bei anderen wird die starke Ordnungsliebe zum Problem. "Dann kann es sein, dass kaum noch Raum für andere ist. Das kann in seiner Wirkung im Extremfall etwas Totalitäres haben."

3. Alles braucht seinen festen Platz

"Ich finde, jedes Ding muss seinen Platz haben", sagt Birgit Fazis. Nur so sei es überhaupt möglich, Ordnung zu halten. Gerade für Kinder muss man Orte schaffen, an die sie selbst herankommen können – beispielsweise Haken auf einer angemessenen Höhe. Nicole Weiß rät dazu, Regalbretter und Körbe zu beschriften. Bei kleineren Kindern kann man mit Symbolbildern arbeiten. "Sie hängen dann zwar noch nicht automatisch ihre Jacken selber auf, aber mit etwas Gewohnheit klappt das meist ganz gut."

4. Besitz reduzieren

"Wir besitzen viel – meist zu viel. Bei vielen ist der Raum, den sie bewohnen, zu voll", sagt Jochen Waibel. Manche merken dann, dass sie innerlich unruhig werden. "Dann ist es grandios, einfach mal etwas wegzuschmeißen." Er rät, in solchen Momenten nicht den materiellen Wert der Gegenstände zu bemessen, sondern die Lebensqualität, die man durch die neugewonnene Freiheit bekommt. Bei manchen Menschen stapelten sich die halb kaputten Tassen im Schrank, die Fachzeitschriften in den Regalen – ohne, dass die Besitzer irgendetwas davon nutzen.

5. Rigoros aussortieren

Bei den Klamotten ist es nicht leicht, dass alles übersichtlich bleibt. Weiß rät, die Anziehsachen, die man für Geschwister aufhebt, nicht im Schrank zu lassen, sondern wegzupacken – am besten in nach Größen sortierten Kisten. Aufheben sollte man nur, was wirklich noch gut ist. "Auch das Thema Spielzeug ist ein Dauerbrenner." Sie rät, lieber weniger und dafür qualitativ hochwertige Dinge zu kaufen. Als Geschenke sind Immaterielles und Verbrauchsgegenstände gut – etwa Bastelmaterial, gemeinsame Ausflüge oder Musikunterricht.

6. Regeln aufstellen

In einer Mediation werden gemeinsame Ziele festgelegt, die alle Beteiligten unterzeichnen. Solche Regeln kann man auch zu Hause aufstellen, sagt Jochen Waibel. Es sei dabei wichtig festzulegen, in welchen Bereichen man machen könne, was man will, und in welchen nicht. Der Psychologe rät dazu, die eigenen Fehler anzunehmen und auch mal sagen zu können: "Stimmt, das haben wir ja anders besprochen." Gleichzeitig sei es wichtig, anderen gegenüber auch großzügig zu sein.

7. Routinen etablieren

Nicole Weiß hat mit ihrer Familie eine regelmäßige abendliche Aufräumrunde etabliert. Die läuft mittlerweile ganz automatisch ab. Manchmal macht Weiß aus dem Aufräumen einen Wettbewerb und stellt den Wecker. Dann versucht die Familie,
in einem bestimmten Zeitraum so viel wie möglich aufzuräumen. "Es ist erstaunlich, was man in fünf Minuten alles schafft." Zu ihren Routinen gehören auch kleine Auszeiten, um Kraft zu schöpfen. "Einfach hinsetzen, aus dem Fenster schauen und eine Tasse Kaffee trinken", rät sie. Solche Mini-Auszeiten helfen ihr, wieder mit frischem Blick in den Alltag zu gehen.

8. Aufräumhilfen erfinden

Termine, wichtige Briefe und Zettel: Bei fünf Familienmitgliedern sammelt sich so manches an. Birgit Fazis hat deswegen eine Familienpinnwand gebaut, die zentral in der Wohnküche hängt. Dort können Notizen angeheftet und Termine eingetragen werden. Im Haus von Nicole Weiß hat jedes Familienmitglied eine "Chaoskiste", in die abends alles kommt, was noch herumliegt. So sind die Dinge aus dem Blickfeld, ohne dass sie ihren Kindern das Aufräumen abnimmt. Ein interessanter Nebeneffekt: "Oft wird der Inhalt der Kiste gar nicht vermisst."

Nicole Weiß: Familie Ordentlich. Familienalltag entspannt im Griff. Humboldt, 192 Seiten, 19,99 Euro.

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