TV-Köche als Teil des Erfolgsrezeptes

1.11.2010, 11:50 Uhr
TV-Köche als Teil des Erfolgsrezeptes

© Hagen Gerullis

Der kleine Tippelschritt war an diesem Wochenende am häufigsten in den Hallen der Consumenta zu sehen, 20000 Besucher kamen am Samstag, am Sonntag noch einmal 30000. Besonders in Halle 9 mit all ihren Leckereien ging zeitweise fast nichts mehr. Wer sich jedoch an das Schneckentempo in einem Gang einmal angepasst hatte, konnte sich vorbeischieben lassen an zahllosen Verlockungen: vom Klassiker Käsespätzle über Joghurt bis zum Schinken aus Tirol. Und dann noch ein Stück nach links auf einen Espresso zu Fortezza, eine Kaffeerösterei aus Cadolzburg, die für ihre Bio-Espressomischung und ihren Kaffee von der Deutschen Röstergilde mit Gold bedacht wurde.

Wer nicht nur essen, sondern seine Kochkenntnisse aufpolieren wollte, war in Halle 4a richtig. Dort findet seit Samstag zum ersten Mal die Sonderausstellung „Eat&Style“ statt. Natürlich präsentieren auch hier zahlreiche Aussteller ihre Spezialitäten, doch vor allem zogen die Kochshows das Publikum in Massen an.

Das lag vor allem an den Fernsehköchen Stefan Marquard und Alexander Herrmann, die am Sonntag „Kräftiges und Deftiges“ anrichteten. Am Samstag sollte eigentlich Frank Buchholz, bekannt unter anderem aus TV-Kochshows bei Vox, kochen. Doch dazu kam es nicht, Buchholz saß in einem liegengebliebenen ICE zwischen Frankfurt und Nürnberg fest. In letzter Minute sprang für ihn Stefan Wiertz ein, ebenfalls Fernsehkoch. Heute wird Ralf Zacherl (12.15 Uhr) hinzukommen und mit Stefan Marquard (13.30, 16.30 Uhr) im Wechsel unter dem Motto „Jung, wild & lecker“ die Löffel schwingen.

TV-Köche als Teil des Erfolgsrezeptes

Nützliche Tipps haben sie alle mitgebracht – so verriet Stefan Marquard unter anderem, dass Ingwer oder eine Chilischote im Nudelwasser Wunder wirken. „Durch die Schärfe wird die Oberfläche der Nudel aufgeraut, die Soße bleibt so besser haften.“ Marquard räumt auch mit dem Vorurteil auf, Nudeln müssten abgeschreckt werden – „dadurch werden sie nur labbrig und porös.“ Auch Öl gehört nicht ins Nudelwasser. „Das schwimmt eh nur oben.“

Nürnbergerin scheiterte bei Miss-Wahl

Die scharfen Chilischoten können aber noch mehr. Will man verhindern, dass in Venusmuscheln Sand zurückbleibt, sollte man sie in eine Schale mit Wasser geben. Dann eine Chilischote aufschneiden und in das Wasser geben. „Die Muscheln blasen aufgrund der Schärfe den Sand heraus, allerdings braucht das etwa eineinhalb Stunden.“ Beim Thema Würzen ist Zucker für Marquard ein Muss – das hebe den Geschmack. Für alle, die mit Knoblauch eine Hassliebe verbindet, hat er auch eine Lösung: Die Zwiebel aufbrechen, dann eine der Spalten ungeschält in die Pfanne. „Aber vorher nochmal draufhauen, damit die Zehe innen platzt.“ Das Aroma wird so trotzdem abgegeben, aber der lästige Geruch und das Aufstoßen bleiben aus.

TV-Köche als Teil des Erfolgsrezeptes

Der 46-jährige Marquard wurde in Schweinfurt geboren, lebte danach in Meersburg sowie München und genoss das Heimspiel im Fränkischen sehr. Der Heavy-Metal-Fan erkundigte sich gleich mal, wo man denn am Abend noch so hin kann. „Im Hirsch ist Halloween-Party? Da brauch ich mich ja nicht mal verkleiden.“ Marquard denkt gerne an seine Zeit in Franken zurück, vor allem an seine zwei Jahre im Gasthaus Rottner, 1985 bis 1987. Er habe gleich einen guten Start hingelegt, sagt er schmunzelnd. Er sollte die Speisekammer aufräumen. Das Pech der Seniorchefin: Dabei fiel Marquard eine seltsam aussehende Masse in die Hände. Bloß in den Müll mit dem verdorbenen Zeug, dachte sich der junge Koch. „Kurz danach suchte Frau Rottner den Sauerteig...“ Mit seiner Entsorgung hatte Marquard eine jahrhundertealte Backtradition beendet.

Prominente Gäste waren auch bei der Sonderschau „Do it“ zu sehen. Hier stand das Heimwerken im Mittelpunkt, wobei sich manch einer ein breiteres Angebot erhofft hatte. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Wahl der „Miss Do-it-yourself“. Sechs Kandidatinnen gestalteten je eine Nische, dabei mussten sie tapezieren, streichen, Laminat und Fliesen verlegen. In der Jury, die die Ergebnisse nach drei Stunden Arbeit bewertete, saß unter anderem Biathletin Kati Wilhelm. Sie selbst habe vor allem bei ihren Eltern das Heimwerken gelernt, zehn Jahre verschönerten sie ihr Haus. Abseits von ein paar Arbeiten mit Putz fehlt Wilhelm die Zeit, in ihrer eigenen Wohnung in der Nähe von Oberhof zu werkeln. „Aber in der Kritik bin ich gut“, sagt sie. „Wenn ich hier die ganze Zeit auf schiefe Linien gucken müsste, würde mich das verrückt machen.“ Am Ende gewann den Wettbewerb Maribel Goncalves, 30, aus Frankfurt. Claudia Münch aus Nürnberg konnte sich trotz bester Heimwerkerei nicht platzieren. Die 49-jährige Sekretärin ist vor allem Fachfrau für das Verlegen elektrischer Leitungen. „Seit zehn Jahren bastel’ ich an meinem Haus rum“, sagt sie. Ihre zwei erwachsenen Söhne könnten ihr nicht helfen: „Die haben zwei linke Hände.“

Keine Kommentare