Viele FCN-Anhänger bedauern den Rücktritt des Präsidenten

10.6.2009, 00:00 Uhr

Ulrich Maly findet, dass Roth genau den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören erwischt hat: «Er hat sich ja in den letzten drei Jahren nochmals all dem aussetzen dürfen, was man beim Club erleben kann.» Nach Pokalsieg 2007 und Abstieg 2008 verabschiedet Roth sich nun mit der Rückkehr in die Bundesliga. «Aus seiner Sicht kann er diesen Teil seines Lebenswerks als abgeschlossen betrachten.» Dass er viele Übungsleiter verschlissen hat, werde den Rückblick auf Roths Präsidentschaft nicht überschatten, glaubt OB Maly: «Heutzutage sind doch alle Präsidenten bis auf den von Werder Bremen Trainerkiller.» Als Nachfolger, so das FCN-Aufsichtsratsmitglied Maly, solle – wie im Profigeschäft inzwischen üblich – ein hauptamtlicher Präsident installiert werden, der «nicht Fußballspielen können muss. Er braucht Managementfähigkeiten.» Es gebe dann künftig ein dreiköpfiges hauptamtliches Präsidium und einen ehrenamtlichen Aufsichtsrat.

Der 63-jährige Harald Rupp, der sich gerade nach gut zweistündigem Anstehen seine Dauerkarte gekauft hat, sieht es ähnlich wie Maly: «Einen besseren Zeitpunkt zum Rücktritt hätte Roth sich nicht aussuchen können.» Rupp mag den scheidenden Präsidenten: «Ohne Roth gäbe es den Club nicht mehr.»

Janik Klopp findet den Abschied des Präsidenten sehr schade. «Er war ein Markenzeichen des Clubs.» Janik, der immer eigens aus Coburg zu den Club-Heimspielen fährt, ist 13 Jahre alt und hat noch nie einen anderen Chef beim Club erlebt als den Teppichmillionär.

Auch Robert Zylka denkt positiv über die lange Amtszeit Roths. «Er hat den Club auf einen guten Weg gebracht. Gerade in wirtschaftlicher Hinsicht kann man ihm nichts vorwerfen», sagt der 40-Jährige. «Vielleicht hat ihm manchmal etwas die fußballerische Ahnung gefehlt.» Aber in den letzten Jahren, so Zylkas versöhnlicher Rückblick, sei Roth ja auch ruhiger geworden und habe sich nicht mehr so viel ins Sportliche eingemischt.

Michael Lehnes sieht Roths Wirken wesentlich kritischer. «Das ist das Beste, was ich heute gehört habe», freut er sich über den Rücktritt. Freilich habe Roth «megamäßige Verdienste» um den Club, «aber irgendwann muss Schluss sein. Man muss den Zeitpunkt erkennen, an dem man gehen muss». Der 48-jährige Lehnes, der schon seit einem Vierteljahrhundert Club-Fan ist, lastet Roth unter anderem die zahlreichen Fehleinkäufe in der Ära Hans Meyer an. «Jan Koller zu holen, war eine Oberfrechheit.»

Auch dass Roth sich 1998 mit Trainer Felix Magath überworfen hat und der spätere Meistertrainer den Valznerweiher verließ, bedauert Lehnes. «Bloß weil der mehr Mitspracherecht wollte, hat Roth ihn abgesägt.» Als Nachfolger könnte sich Lehnes den GfK-Chef Klaus Wübbenhorst vorstellen. «Der versteht etwas von Führung.»

Die Frage, wer Roth ersetzen soll, treibt auch Ursula Schultes um. «Man weiß ja nie, was nachkommt», sagt die 58-Jährige. Deswegen ist sie auch im Gegensatz zu Michael Lehnes nicht sehr glücklich über Roths Abschied. Mit ihm sei es in den vergangenen Jahren doch sehr gut gelaufen. Wenn sich Ursula Schultes einen Präsidenten aussuchen könnte, würde sie das Club-Idol Andreas Köpke wählen, der inzwischen als Bundestorwarttrainer fungiert: «Das war ein toller Sportler.»

Im Internet hat derweil im NZ-Blog «Die 3 Clubfreunde» unter http://blog.nz-online.de/club NZ-Redakteur Peter Viebig den Rücktritt Roths kommentiert und damit eine rege Debatte ausgelöst. Ein Internet-Nutzer, der sich «Bundestrainer» nennt, weint Roth aus Sentimentalität und Dankbarkeit «schon ’ne Träne nach». Er erinnert daran, dass Roth in Ordnung bringen musste, was insbesondere in der Ära Gerd Schmelzers «verbockt» worden war. Ohne Roth müsste der Club gegen den SC Feucht kicken, meint «Franky». Auch die anderen Kommentatoren würdigen überwiegend Roths Verdienste. Und «Kalle» überkommt «das Grausen», wenn er die Namen der potenziellen Nachfolger liest . . .

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