Von Vampiren, frivolen Briefen und Punks

28.11.2007, 00:00 Uhr
Von Vampiren, frivolen Briefen und Punks

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Die NZ bat die Stadtbibliothek um Tipps. Es antworteten: Belletristik-Lektor Christian Nies; Inge Schwarz-Holze, Schulbibliothek im BBZ; die Bibliothekarinnen Christiane Kränzel, Sonja Weinreich und Ursula Steger; Susanne Stang und Anneliese Dantl, beide in der Kinder- und Jugendbibliothek; Susanne Schneehorst, Lektorin für fremdsprachige Literatur; Erich Kriebel, Lektor für Kinder- und Jugendliteratur; Birgitt Schirner, die Leiterin der Zentralen Bibliotheken; Einkäuferin Elke Thoma; Eva Homrighausen, die Direktorin der Stadtbibliothek.

Fall eins: Eine 15-Jährige, die die Bücher von Cornelia Funke mag, aber keinen Harry Potter.

Anne-Sophie Brasme: Dich schlafen

sehn, Goldmann, 2002

Die Geschichte eines jungen Mädchens und ihre Probleme mit sich, ihren Eltern, ihrer zwanghaften Bindung in einer unguten Freundschaft. In diesem oft schwierigem Alter wird man sich selbst erkennen.

Christiane Kränzel

Christoph Marzi: Malfuria, Arena,

2007

Der grandiose Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie. Barcelona in einem Zeitalter voller Wunder. Catalina entdeckt eines Tages, welch ungeheure Kräfte in ihr stecken, nachdem Schattengestalten Jagd auf sie machen. Susanne Stang

Ann Halam: Siberia, Sauerländer,

2007

Schlehe lebt mit ihrer Mutter in einer Gefangenensiedlung. Die Mutter ist eine politische Gefangene und arbeitet heimlich weiter als Naturwissenschaftlerin. Schlehe verrät sie, ohne es zu wissen. Jahre später macht sie sich auf die Suche nach ihr - und der Freiheit. Spannender Science-Fiction-Roman für Jugendliche ab 14 Jahren. Anneliese Dantl

Stephenie Meyer: Bis(s) zum

Morgengrauen, Carlsen, 2006

Eigentlich ist Isabella Swan nur ungern nach Forks zurückgekommen. In der verregneten US-Kleinstadt scheint nur selten die Sonne, das Leben ist langweilig, bis sie den geheimnisvollen Edward kennenlernt. Er fasziniert, obwohl etwas mit ihm nicht zu stimmen scheint. Eine absolut fesselnde Liebesgeschichte. Fortsetzungen: «Bis(s) zur Mittagsstunde» und «Bis(s) zum Abendrot» Ursula Steger

Peter Schwindt: Flüsternde

Schatten, Loewe Verlag, 2006

Diesen «Thriller» empfehle ich jungen Mädchen, die gerne in fantastische Geschichten einsteigen, aber auch philosophische und psychologische Fragen stellen. Die Pariserin Rosalie beginnt an ihrem 16. Geburtstag Stimmen zu hören und Geister zu sehen. Bildet Sie das sich alles nur ein? Unaufhaltsam wird sie in die geheimnisvollen Katakomben unterhalb der Großstadt gezogen. Erich Kriebel

Fall zwei: Ein 73-Jähriger, der «schon alles» hat. Er liest Tageszeitung, liebt klassische Musik, Oper und Wein.

Frédéric Chaudière: Geschichte

einer Stradivari, Wagenbach, 2007

Die abenteuerliche Biographie einer 300 Jahre alten Geige ist ein Tipp für jeden Musikliebhaber. Zudem wird sich das aufwändig gestaltete Bändchen neben einem edlen Roten bestens ausmachen. Christian Nies

Richard Powers: Der Klang der Zeit,

Fischer, 2004

Zugegeben, es ist eine lange Familiensaga über 800 Seiten, die die letzten 60 Jahre amerikanischer Geschichte widerspiegelt. Ein Epochenroman, in dem die Kunst der klassischen Musik dominiert, aber auch die Rassenkonflikte eine große Rolle spielen. Durch abwechselnde Erzählstränge und Rückblenden bewegt sich die Lektüre scheinbar langsam, aber es lohnt sich! Birgitt Schirner

Wolfgang A. Mozart: . . . und der

nähmliche Narr bleibe ich -

Wolfgang Amadeus schreibt an

Maria Anna Thekla Mozart,

Büchergilde Gutenberg, 1991

In dem von Michael Mathias Prechtl wunderschön gestalteten Buch finden sich die derb-frivolen Briefe Mozarts an seine Cousine Maria Anna Thekla. Wer Mozart liebt, aber noch nie von den «Bäsle-Briefen» gehört hat, sollte sich diese «Sauereyen» unbedingt zu Gemüte führen. Sonja Weinreich

Hanns-Josef Ortheil: Die Nacht des

Don Juan, Luchterhand, 2000

Selbst nahezu komponiert wie eine Oper Mozarts, handelt der Roman von den letzten Arbeiten am «Don Giovanni» im Prag des Jahres 1787. Casanova, Mozart und der Librettist Del Ponte treffen in der «Goldenen Stadt» aufeinander. Ortheil komponiert Liebe, Leidenschaft, Intrigen, Wirrungen und Konfusionen zu einem fulminanten Stoff. Ein Lesevergnügen! Eva Homrighausen

Jan und Thilo Castner: Der

Ausflugs-Verführer Weinfranken,

ars vivendi, 2004

Das Buch serviert 30 Genießer-Ausflüge mit Tourenbeschreibungen, Karten, Einkehrtipps, Weinempfehlungen, Infos zu Weinfesten und Weinproben. Man kann es gut mit einem Frankenwein verschenken, oder mit einem Ausflugsgutschein. Ursula Steger

Fall drei: Eine 35-jährige Vielleserin auf der Suche nach etwas Unbekanntem. Mag exotische Länder.

Javier Moro: Die indische Prinzessin

- die faszinierende

Lebensgeschichte der Anita

Delgado, Chronik Verlag, 2007

Nach einer wahren Begebenheit: Ein Maharadscha verliebt sich in die 16-jährige Flamencotänzerin Anita, es kommt zur Märchenhochzeit in Indien. Doch sie ist nur eine von fünf Frauen im Harem. Als sie sich in einen der Söhne des Herrschers verliebt, kommt es zum Skandal. Christian Nies

Alaa al-Aswani: Der Jakubijan-Bau -

Roman aus Ägypten, Lenos, 2007

Der Autor brach mit seiner Schilderung der Lebensumstände im modernen Kairo alle Tabus der ägyptischen Literatur: Da wird betrogen und gelogen, Wasser gepredigt und Wein getrunken. Verlieren tun immer die Armen, die sich auf dem Dach des Jakubijan-Baus eine Bleibe geschaffen haben, während in den Apartments unter ihnen Geld verdient und verprasst wird. Susanne Schneehorst

Ami McKay: In Mondnächten, Btb,

2007

Anfang des 20. Jahrhunderts wird Dora an der Küste von Nova Scotia geboren. Sie wächst in einer geschlossenenen, traditonellen Gesellschaft auf. Dank ihrer Fähigkeit auf Menschen einzugehen und zu trösten, ihrer Kenntnisse von Kräutern und Heilpflanzen wird sie Hebamme. Eindrucksvoll und spannend wird der Wandel der Zeit, die Veränderung von Sitten und Werten, der Konflikt von traditionellem Wissen und moderner Wissenschaft, der schmale Grad zwischen Aberglaube, Glaube und Wissen beschrieben. Elke Thoma

Jeff Talarigo: Die Perlentaucherin,

Btb, 2007

Im Wasser nach Perlen tauchen, eins werden mit dem Meer: Das ist der Lebenstraum einer jungen Japanerin. Doch schon mit 19 wird sie aus allen familiären und sozialen Zusammenhängen gerissen und auf eine kleine Insel verbannt, denn die Perlentaucherin hat Lepra. So lebt sie ein halbes Jahrhundert lang in der Gemeinschaft der Aussätzigen. Diese bewegende Geschichte beruht auf historischen Fakten. Ein sehr beeindruckendes Buch. Ursula Steger

Fall vier: Ein 16-jähriger Einsteiger. Weiss nur, dass er etwas Spannendes und Anspruchsvolles lesen will.

Tony Parsons: Als wir unsterblich

waren, Blumenbar, 2006

London, 16. August 1977, eine schier endlose Sommernacht: Drei Freunde erleben, wie sie und die Welt um sie herum sich verändern. Der Autor begann seine Karriere beim legendären britischen Musikmagazin NME und verarbeitet hier eigene Eindrücke aus der Anfangszeit des Punk. Christian Nies

Amélie Nothom: Reality Show,

Diogenes, 2007

Ein Privatsender inszeniert ein Konzentrationslager, das Publikum darf mitspielen und entscheiden, wer von den Teilnehmen sterben muss. Ganz furchtbar, aber toll geschrieben! Inge Schwarz-Holze

Ally Kennen: Beast, Gerstenberg,

2007

Der 17-jährige Stephen hat noch vier Wochen Zeit. Dann muss er seine Pflegefamilie verlassen und in das Heim, in dem «Loser» landen. Vier Wochen, um eine Lösung für sein dunkles Geheimnis zu finden. . . Die spannende Geschichte eines ziemlich kaputten Jugendlichen. Susanne Stang

Iva Procházková: Wir treffen uns,

wenn alle weg sind; Sauerländer,

2007

Der 17-jährige Mojmir fährt von Prag ins Isergebirge, um die alte Omi Kalomi zu besuchen. Währenddessen bricht eine Epidemie aus, Tausende sterben. Doch Mojmir will zurück und nach seinen Freunden schauen. Ein hervorragend geschriebener Roman der mehrfach ausgezeichneten Tschechin, beklemmend und zum Nachdenken anregend. Anneliese Dantl

Kevin Brooks: Kissing the Rain, dtv,

2007

Bücher für Jungs, die ansonsten nicht lesen, müssen glaubwürdig sein. Dieser Jugendkrimi aus England hat einiges davon. Der nicht besonders helle Moo schaut am liebsten von einer Autobahnbrücke aus den Autos zu. Er wird Zeuge, wie es zu einem Kampf und zu einem Mord kommt. Dabei wird er entdeckt und gerät zwischen die Polizei und einem Gangsterboss. Wie soll er vor Gericht aussagen, ohne sich selbst und seine Familie in Gefahr zu bringen? Erich Kriebel

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