"Wir wollen keine Stadt-Autobahn"

15.10.2010, 19:24 Uhr

© Harald Sippel

Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren für den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs. „Beim Vorhaben des angeblich kreuzungsfreien Ausbaus des Frankenschnellwegs (FSW) handelt es sich um die Umsetzung jahrzehntealter Planungen im Sinne der autogerechten Stadt“, kritisiert Felix Geismann, Vorsitzender des Bürgervereins St. Leonhard/Schweinau und Sprecher des Bündnisses. Den Bürgern werde mit dem Hinweis, dass das Tunnel-Dach begrünt werde, eine Halbwahrheit vorgegaukelt. Zwischen Gostenhof und St. Leonhard sei aber gar kein Dach geplant, so Geismann.

Unterstützung erhält Geismann von den Grünen. Laut Wolfgang Klemm, Vorstandsmitglied der Grünen, wurde die Befragung von Nutzern des Frankenschnellwegs im Jahr 2002 methodisch nicht sauber durchgeführt. Man habe im stauanfälligen Bereich die Befragung durchgeführt, und so diejenigen nicht erwischt, die den Frankenschnellweg wegen Staus meiden. Außerdem sei die Befragung angekündigt worden, was dazu geführt habe, dass manche Autofahrer den Frankenschnellweg im Befragungszeitraum nicht befahren hätten. Klemm und die Grüne-Stadträtin Christine Seer sind davon überzeugt, dass mit den „Zufallsergebnissen“ nicht der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs begründet werden könne. Bei der Befragung kam heraus, dass nur 12,6 Prozent der FSW-Nutzer dem Durchgangsverkehr zugeordnet werden können.

Seer ist außerdem davon überzeugt, dass die Verkehrsprognose für den Lkw-Bereich nicht stimmt. „Wenn die Höhenbeschränkungen bei den Brücken wegfallen und es keine Ampeln mehr gibt, dann fahren die Lkw nicht mehr um Nürnberg herum“, so Seer. Schon jetzt würden alle Routenplaner die Strecke durch Nürnberg empfehlen.

Das sieht auch ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger so: „Nach dem kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs muss diese Kreisstraße zur Autobahn hochgestuft werden.“ Das sei nach dem Fernstraßengesetz zwingend, denn die Strecke erfülle alle Anforderungen, die an eine Autobahn gestellt werden. „Die Bürger wollen aber keine Autobahn durch die Stadt. Der Tunnel hält nicht, was er verspricht“, sagt Schrollinger. Günther Rass, Vorsitzender der Kreisgruppe Nürnberg vom Bund Naturschutz, ist gegen den kreuzungsfreien Ausbau, weil das Geld nicht zweimal ausgegeben werden könne. Bei geschätzten 400 Millionen Euro, die der Bau 2020 kosten wird, müsste Nürnberg bei einer 80-prozentigen Förderung durch den Freistaat immerhin noch 80 Millionen Euro finanzieren. „Bei einem Zinssatz von drei Prozent sind das 2,4 Millionen Euro im Jahr. Mit diesem Geld könnte man alle leeren Baumscheiben in Nürnberg bepflanzen“, rechnet Rass vor. Hinzu kämen noch die hohen Unterhaltskosten für den Tunnel mit 2,7 Millionen Euro pro Jahr. „Es fehlt das Geld für neue Computer in Schulen. Warum rechnet der Stadtrat nicht nach?“ fragt Rass.

Ludwig Wenk, Pressesprecher der Linken Liste, befürchtet, dass die Staus vom Frankenschnellweg sich nur in andere Straßen verlagern. Als Alternative könnte sich Wenk eine Frankenallee mit vier oder sechs Spuren vorstellen. In der Mitte sollte dann eine Straßenbahn fahren.

Wer will, kann sich über www.frankenschnellweg-stoppen.de und beim Bund Naturschutz über die Einwendungen informieren. Die Baupläne für das Planfeststellungsverfahren liegen noch bis Ende Oktober zu den normalen Geschäftszeiten in der Peuntgasse 5 aus.

 

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