Multi-Kulti und über 100 Tore beim SV Möhren

29.6.2012, 09:32 Uhr
Multi-Kulti und über 100 Tore beim SV Möhren

Wie außergewöhnlich der Aufstieg des SV Möhren ist, kann dessen Vorsitzender Stefan Biber ganz einfach an fußballhistorischen Fakten festmachen: Seit 64 Jahren gibt es den SVM schon, doch erst zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte ist ein Aufstieg gelungen. Nach 1958 und 1984 (in die damalige B-Klasse) sind die Möhrener zum Abschluss der Saison 2011/2012 nach langer Pause wieder nach oben geklettert und spielen künftig in der Kreisklasse.

Noch vor rund zehn Jahren war ein derartiger Sprung kaum vorstellbar. Der SVM galt als graue Maus und belegte als A-Klassen-Kellerkind von 2002 bis 2004 jeweils den letzten oder vorletzten Tabellenplatz. Danach folg­te eine Serie von einstelligen Tabellenrängen. Seit dem Jahr 2009 sind die Möhrener jedoch endgültig durchgestartet: Zwei dritte Plätze folgten und nun ein zweiter Rang und der damit verbundene Aufstieg belegen den Höhenflug.

Der Coach – „ein Super-Motivator“

Untrennbar verbunden ist der Aufschwung des Treuchtlinger Ortsteilclubs mit Trainer Martin Hilpert. Er hat 2009 übernommen. „Der Martin hat einen riesengroßen Anteil an dem Aufstieg. Er hat Disziplin reinge­bracht und ist ein Super-Motivator“, lobt Vereinschef Stefan Biber den Coach.

Hilpert selbst dagegen nimmt sich lieber zurück: „Es waren ganz viele an dem Erfolg beteiligt – die gesamte Mannschaft, die Ersatzspieler und auch das Umfeld“, unterstreicht der Trainer. Besonders hebt Hilpert die Verantwortlichen im Vorstand und in der Fußballabteilung heraus. „Sie haben dafür gesorgt, dass der SV Möhren auch die schlechten Zeiten gut überstanden hat. Es ist ein großes Verdienst der Führungsleute, den Verein am Leben erhalten zu haben.“

Für ein relativ kleines Dorf wie Möhren (ca. 450 Einwohner) ist es nach den Worten von SVM-Vorstand, Ortssprecher und Stadtrat Biber „ein Riesenerfolg“, in die Kreisklasse aufzusteigen. Dass es „nur“ über Platz zwei gereicht hat, ist inzwischen ab­gehakt, auch wenn es natürlich bitter war für den SVM, der an 27 von 30 Spieltagen ganz oben stand. Als die Möhrener zum Saisonabschluss spielfrei waren, zog der FC Pleinfeld noch um einen Punkt vorbei.

„Das war schade für uns, aber man muss es den Pleinfeldern gönnen. Im­merhin haben sie bei uns in Möhren ein Unentschieden geholt, und in Pleinfeld haben sie uns besiegt“, sagt Martin Hilpert. Der direkte Vergleich sprach also für den FCP. Außerdem gibt der Möhrener Trainer zu, dass dem Vizemeister zum Ende ein Stück weit die Substanz und die Kraft gefehlt hätten. Das hatte vor allem einen Grund: „Wir hatten in dieser Saison brutal viele Verletzte.“ Es mussten Leistungsträger wie Vehbi Maloku und Franco Scoccimarro ebenso ersetzt werden wie die beiden Innenverteidiger Markus Mößner und Jochen Löffler. Nach dem vierten Spieltag verließ zudem Torhüter Michael Rosenwirth den Verein in Richtung TSV Berching (inzwischen ist er beim VfB Eichstätt).

„Die Mannschaft hat das alles aber super kompensiert“, lobt Trainer Martin Hilpert, der mit seinen 45 Jahren sogar selbst noch einmal für 20 Mi­nuten gegen Limes II als Torhüter aushelfen musste. Überhaupt findet der Coach, dass alle seit drei Jahren hervorragend mitziehen und dass die Möhrener „Multikulti-Truppe“ (Originalton Hilpert) mit Spielern aus fünf bis sechs Nationen eine sehr gute Mischung von jungen und älteren Ki­ckern aufweist.

Zwei Spieler, 51 Tore

Der Trainer gerät fast ein bisschen ins Schwärmen, wenn er noch etliche weitere Pluspunkte und Schlüssel zum Erfolg aufzählt: Kapitän Daniel Humpf etwa, „die Seele unseres Spiels. Er hält das Team zusammen“. Oder die beiden Toptorjäger Sebastian Reichenauer (30 Treffer) und Veyis Geyik (21), die zusammen die Hälfte aller 101 Saisontore erzielt haben. Oder der junge Torhüter Florian Seel, der einen Riesensprung gemacht hat. Oder die „Oldies“, die im Notfall im­mer parat stehen, genauso wie die Youngsters, die stets voll bei der Sache sind.

Angesichts dessen ist Martin Hilpert auch nicht vor der Kreisklasse bange. Die Mannschaft bleibt weitgehend zusammen, als Neuzugang steht bislang Michael Lewald vom VfL Treuchtlingen fest. Vorbereitungsstart ist am 11. Juli, Saisonziel ist erst einmal der Klassenerhalt. Wobei sich der Coach mittelfristig auch mehr vorstellen kann. „Wir haben viele junge Leute, die sich noch weiterentwickeln können. Ich denke, wir haben das Po­tenzial, um uns in der Kreisklasse zu etablieren.“ Die offensive Ausrichtung (101:34 Tore) will der Trainer beibehalten. „Steil denken, steil spielen“, lautet seine Devise. Kein Wunder auch, als früherer Stürmer will Hilpert einen Fußball, der nach vorne ausgerichtet ist.

Der Meisterkader des SV Möhren: Tor: Florian Seel, Marcel Pohle, Michael Rosenwirth, Martin Hilpert; Abwehr: Jochen Löffler (2 Tore), Selvir Alic (1), Markus Mößner (2), Maximilian Regnath (1), Zafer Demir (1), Rene Thiemann, Robin Hirschmann; Mittelfeld: Daniel Humpf (Kapitän, 11), Florian Rosenwirth (1), Michael Köhler (10), Leutrim Bajraktari (5), Ali Erdogan (5), Serkan Görmüs, Franco Scoccimarro (1), Kinh Nghia Tran (3), Michael Regnath, Bled Rraqi, Markus Grillmeier; Angriff: Sebastian Reichenauer (30), Veyis Geyik (21), Salvatore Di Candia (5).

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