Auch Mercedes liefert elektrisch

22.11.2017, 14:01 Uhr
Auch Mercedes liefert elektrisch

© Hersteller

Als im Spätsommer bekannt wurde, dass sich Daimler über eine "Strohfirma" einen StreetScooter der Post besorgt hatte, um ihn zu testen, da war die Aufregung groß. Dabei ist es gängige Praxis, dass Automobilunternehmen auch die Produkte der Konkurrenz unter die Lupe nehmen. Im Falle des gelben Elektro-Transporters war das Interesse der Schwaben naturgemäß groß. Auch Mercedes-Benz Vans - die Daimler-Abteilung für leichte Nutzfahrzeuge - blickt in eine Zukunft, in der konventionelle Autos mit Verbrennungsmotor womöglich kein Zufahrtsrecht mehr für die Innenstädte bekommen. Die notwendige Belieferung von Firmen, Läden und Restaurants kann dann nur noch elektrisch erfolgen. Und die von Privatpersonen ebenso, in Zeiten des boomenden Internethandels ein wichtiges Thema.

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Paroli für den StreetScooter

2018 gibt Mercedes dem StreetScooter also Paroli. Dann kommt die Elektro-Version des Vito auf den Markt, der eVito. Er adressiert die sogenannte KEP-Branche (Kurier, Express, Paket) und leistet eine Normreichweite von 150 Kilometern. In der Praxis -selbst im Winter und mit voller Beladung - sollen immerhin 100 Kilometer Aktionsradius gesichert sein. Herzstück der E-Technik ist eine 41,4 kWh starke Batterie, die einen Elektromotor mit 114 PS und 300 Nm Drehmoment mit Energie versorgt. Der Ladevorgang nimmt nach Herstellerangaben sechs Stunden an der Wallbox in Anspruch. Damit dürften Kurierdienste & Co. gut leben können, denn in der Nacht ruhen ihre Zustellaktivitäten, die Fahrzeuge können dann also zum Stromfassen ans Netz. Das mag sich freilich ändern, in Berlin beispielsweise wird schon eine lautlose elektrische Belieferung von Supermärkten bei Nacht getestet, um die tagsüber chronisch verstopften Straßen zu entlasten. Schnelles DC-Laden per CCS ist derzeit noch nicht möglich, kann - sofern Bedarf besteht - zu einem späteren Zeitpunkt aber angeboten werden, sagt Mercedes.

Über die Höchstgeschwindigkeit des eVito kann der Kunde entscheiden, je nach Gusto lässt sich die Topspeed auf 80 oder 120 km/h einbremsen.

Zur Auswahl stehen zwei Radstände, es gibt eine mittellange Version mit 5,14 Metern und eine lange mit 5,37 Metern Gesamtlänge. Die Zuladung liegt bei 1073 kg, insgesamt errechnet sich so ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,2 Tonnen. Die rund 400 kg schwere Batterie ist platzsparend unterflur installiert, am Ladevolumen (6,6 Kubikmeter) wird also nicht geknabbert.

XXL-Taxi oder VIP-Shuttle

Neben dem Kastenwagen wird wohl auch ein Personentransporter kommen (Vito Tourer), der dann auf 190 PS erstarken könnte und Einsatzzwecke als XXL-Taxi oder VIP-Shuttle erfüllt.

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Preislich stellt Mercedes Konditionen ab 39.990 Euro netto in Aussicht, davon lässt sich noch die E-Förderprämie abziehen. Damit ist der eVito sowohl günstiger als der 4,71 m lange StreetScooter Work Box (netto 42.781 Euro) als auch der Work L Box mit seinen 5,78 Metern Länge (51.111 Euro netto). Wer unter den ersten tausend eVito-Bestellern ist, bekommt ein Servicepaket mit Wallbox obendrauf gepackt.

Noch mehr elektrische Arbeitstiere

Mit dem eVito ist die Elektro-Offensive der schwäbischen Nutzfahrzeugler aber noch nicht beendet. Nächstes Jahr folgt der elektrische Sprinter, für den Reichweiten bis 200 km in Aussicht stehen. 2019 soll die Produktion des 7,5-Tonners Fuso eCanter beginnen. Danach erfolgt der Stapellauf des elektrischen Citan, eines Stadtlieferwagens, der in der Liga von Renault Kangoo oder Citroen Berlingo spielt.

Erste Großkunden für das elektrische Lieferzeitalter sind bereits akquiriert: Das Logistikunternehmen Hermes hat 1500 Exemplare eVito und eSprinter bestellt, bis 2020 sollen sie ausgeliefert werden und die Belieferung von Ballungsräumen wie Stuttgart und Hamburg übernehmen.

ule

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