Audi A4 Facelift: Mildhybrid, Power-Diesel, Oberklasse-Optik

17.7.2019, 21:06 Uhr
Audi A4 Facelift: Mildhybrid, Power-Diesel, Oberklasse-Optik

© Hersteller

Im Audi-Programm ist er der heimliche Star: Obwohl die Modellpalette inzwischen überreichlich von SUVs durchsetzt ist, positioniert sich der A4 ganz oben in der Ingolstädter Verkaufs-Hitliste. Weltweit gesehen ist jeder fünfte verkaufte Audi ein A4, in Deutschland musste sich das Mittelklassemodell im Segment zuletzt nur der Mercedes C-Klasse geschlagen geben.

Das Facelift, das die aktuelle, seit gut vier Jahren produzierte Generation jetzt erfahren hat, ist dennoch dringend nötig gewesen. Denn optisch konnte der A4 nicht mehr wirklich als Schau durchgehen. Bei der Auffrischung, sagt Exterior-Designer Helmut Jung, habe man sich "das Design aus der Oberklasse geholt", vom A6 und vom A8 mithin.

Da ist was dran. Die Heckleuchten werden jetzt von einer reputierlichen Chromleiste verbunden, in der Seitenansicht plustern sich Muskeln über den Kotflügeln, das Gesicht zieren ein flacherer, breiterer Kühlergrill sowie serienmäßige LED-Scheinwerfer. Normalerweise ist ein Facelift mit eher marginaler Kosmetik verbunden, der A4 sieht dagegen aus wie ein neues Auto.

Wo ist der Dreh-Drück-Steller?

Auch im wohltuend aufgeräumten Cockpit hat man Hand angelegt – und den A4 zunächst eines essenziellen Bestandteils des Infotainment-Systems beraubt. Der runde Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole ist weg, stattdessen dient das Smartphone als Vorbild für die Bedienung, was bedeutet, dass es sich nach Herzenslust über einen großen 10,1-Zoll-Touchscreen mit brillanter Darstellung zoomen, wischen und scrollen lässt. Auch verbale Kommandos versteht der A4 prächtig.

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Neu ist das Angebot "functions on demand": Die modernen Online-Zeiten machen es möglich, dass der Kunde auch nach dem Fahrzeugkauf noch multimedial aufrüsten kann. Das funktioniert über die sogenannte "myAudi"-App, sie erlaubt es, nachträglich die MMI-Navigation plus, das DAB+-Digitalradio oder das Smartphone-Interface aufzuspielen, dies auch testweise.

Kommunizieren mit der Ampel

Ebenfalls neu: Die Ampel-Kommunikation. Dabei vernetzt sich der A4 mit der Infrastruktur der Stadt und empfängt dann Infos vom Ampel-Zentralrechner. Der Fahrer kann mit Hilfe einer persönlichen Geschwindigkeitsempfehlung das passende Tempo wählen, um auf seiner ganz eigenen grünen Welle zu reiten. An der Ampel berechnet das System, wie viel Zeit bis zur nächsten Grünphase bleibt.  

Zum Marktstart stellt sich der A4 mit einem Sortiment aus acht verschiedenen Turbo-Benzinern und -Dieseln vor, deren Leistungsspektrum von 100 kW (136 PS) bis 255 kW (347 PS) reicht. Die Modellbezeichnungen folgen der neuen und etwas undurchsichtigen Audi-Nomenklatur, sie lauten also 35 TFSI (was den Basis-Benziner mit zwei Litern Hubraum und 110 kW/150 PS meint) oder 45 TDI (steht für den Dreiliter-Diesel mit 170 kW/231 PS).

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Hochmotorisiert wollten wir zunächst nicht unterwegs sein, wir interessierten uns für den in Deutschland beliebten Kombi "Avant" 35 TDI mit 120 kW (163 PS) starker Zweiliter-Maschine. Dieser Diesel ist eine Idealbesetzung. 380 Newtonmeter stellt er an Drehmoment bereit, das ist durchaus beachtlich und führt dazu, dass der A4 schon aus dem Drehzahlkeller reichlich Punch entwickelt und eine buchstäblich starke Vorstellung abliefert. Das serienmäßige 7G-Doppelkupplungsgetriebe sortiert die Gänge ebenso unauffällig wie gewissenhaft. Auch bei vollem Engagement verrichtet der 35 TDI seine Arbeit mit einer Laufruhe, die ihn akustisch locker als Benziner durchgehen lässt. Eine echte Empfehlung für die Langstrecke, zumal der A4 souveränen Fahrkomfort mit einer fein dosierten Prise Sportlichkeit kombiniert.

Ob sich der sensationell anmutende Normverbrauch von 3,8 l/100 km in der Praxis bestätigt, muss Gegenstand einer ausführlicheren Erprobung sein. Auf ersten Proberunden über Südtiroler Bergsträßchen zeigte uns der Bordcomputer Werte zwischen fünf und sechs Litern an.

Bei der misstrauischen Kundschaft hat Audi einiges wiedergutzumachen, und so legt man Wert auf die Feststellung, dass sämtliche Motoren die Limits der Abgasnorm Euro 6d-Temp unterschreiten und dass man zudem das Projekt "Breitenelektrifizierung" in Angriff genommen hat. Das sieht dann so aus, dass fünf Motorisierungen mit einem Mildhybrid-System auf 12-Volt-Basis arbeiten, neben dem A4 35 TDI sind dies der kleinere A4 30 TDI (100 kW/136 PS) sowie die Zweiliter-Benziner A4 35 TFSI (110 kW/150 PS), A4 40 TFSI (140 kW/190 PS) und A4 45 TFSI (180 kW/245 PS).  Über einen 5-kW-Riemen-Startergenerator gewinnt der A4 Leistung zurück, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt, die Energie wird in einer separaten Lithium-Ionen-Batterie gespeichert. Im Geschwindigkeitsbereich zwischen 55 und 160 km/h "segelt" der Wagen antriebslos, also mit deaktiviertem Verbrennungsmotor.

Sportliches Topmodell mit Diesel

Noch eins drauf setzt das bärenstarke Topmodell S4 TDI. Kein Schreibfehler: Es ist tatsächlich ein Diesel, der dem Modellprogramm die sportliche Krone aufsetzt. Der Dreiliter-V6 mobilisiert 255 kW (347 PS) sowie gewaltige 700 Nm Drehmoment. Und er ist mit einem 48-Volt-Hauptbordnetz elektrifiziert, das dem allradgetriebenen Kraftpaket (0 – 100 km/h in 4,8 sec, abgeregelte Spitze 250 km/h)  einen Normverbrauch von  6,2 l/100 km bescheren soll.

Audi A4 Facelift: Mildhybrid, Power-Diesel, Oberklasse-Optik

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Wer sich den S4 TDI gönnen möchte, muss allerdings mindestens 62.600 Euro investieren, für den Avant sind noch einmal 1650 draufzulegen. Das geht schon auch günstiger, denn den Einsteiger A4 35 TFSI gibt es ab 35.900 Euro, mit Handschalter ab 33.600 Euro. Alle anderen Motorvarianten sind mit Automatik kombiniert. Der Basis-Diesel kommt mindestens auf 38.900 Euro.

Dass es dabei nicht bleibt, lässt sich erahnen. Preistreibend wirken beispielsweise die Fahrerassistenzsysteme, die Audi in den Paketen "Tour" (1400 Euro, unter anderem Adaptiv-Tempomat mit Stop&Go-Funktion, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistent), "Stadt" (1440 Euro, beispielsweise Spurwechselwarner, Querverkehrsassistent, Rückfahrkamera, Ausstiegswarnung) und "Parken" (1600 Euro, Umgebungskamera, Parkassistent) zusammengefasst hat.

Ein bisschen SUV darf sein

Wie gehabt gibt es den A4 als Limousine sowie als Avant. Und als robusten Stadt-Land-Fluss-Kombi "allroad quattro", vorerst als 45 TFSI mit 10 kW (245 PS), bestellbar ab 50.100 Euro, ausgestattet mit Allradantrieb, Offroad-Fahrprogramm, erhöhter Bodenfreiheit, Unterfahrschutz und rustikalem Look. Ein bisschen SUV darf's auch beim heimlichen Star im Audi-Programm sein.

Ulla Ellmer  

Audi A4 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, beim Händler ab Herbst

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes C-Klasse, 3er BMW, Volvo V60/S60, Jaguar XE

Was ihn antreibt: Vierzylinder-Benziner mit 110 kW/150 PS, 140 kW/190 PS, 180 kW/245 PS, Vierzylinder-Diesel mit 100 kW/136 PS, 120 kW/163 PS, 140 kW/190 PS, 170 kW/31 PS, Dreiliter-Sechszylinder-Diesel mit 225 kW/347 PS

Was er kostet: Ab 33.600 Euro

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