BMW X5 xDrive 45e: Reichweiten-Riese

10.11.2019, 11:58 Uhr
BMW X5 xDrive 45e: Reichweiten-Riese

© Hersteller

Die drei Buchstaben "SUV" sind derzeit nicht allzu positiv besetzt. Zwar verkaufen sich die Soft-Offroader noch immer blendend, zumindest in Deutschland haben sie allerdings ein Imageproblem. Das betrifft vor allem die größeren Vertreter der Gattung, zu denen – wiederum nach hiesigen Maßstäben – auch der BMW X5 gehört.

Eine Teilelektrifizierung als Plug-in-Hybrid (PHEV) erfüllt da gleich zweierlei Zwecke. Sie soll die Kritiker milde stimmen - und gleichzeitig die CO2-Bilanz des Herstellers besser aussehen lassen. Das ist wichtig, da bekanntermaßen ab 2020 ein Flottengrenzwert von 95 g/km eingehalten werden muss. Wer den reißt, muss mit saftigen Strafzahlungen rechnen.

Kann jetzt alles besser

Dass es den X5 als Plug-in-Hybriden gibt, ist nichts Neues. Die jetzt vorgestellte nächste Generation aber kann gerade in elektrischer Hinsicht alles besser. 50 Kilometer E-Reichweite sind unter PHEVs inzwischen gängiger Standard, der X5 xDrive 45e ist nach dieser Distanz aber noch lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Fast 90 Kilometer kann der Münchner rein elektrisch zurücklegen, eine beachtliche Distanz.

Zu danken ist dieser Aktionsradius einer großen 24-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, die sich extern per Kabel, aber auch durch Energierückgewinnung per Rekuperation aufladen lässt.  Auch der Verbrenner kann dazu dienen, den Akku aufzuladen, was aber ordentlich Sprit kostet und allenfalls dann zu empfehlen ist, wenn die elektrischen Reserven hinsichtlich einer noch zu befahrenden Zero-Emission-Zone aufgefüllt werden müssen.

BMW X5 xDrive 45e: Reichweiten-Riese

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BMW hat das Akkupack unterflur installiert, was – gut für die Fahrdynamik – den Schwerpunkt niedrig hält. So ganz ohne Verluste beim Kofferraumvolumen geht es aber nicht ab. Im Vergleich zum konventionell angetriebenen X5 verliert der Plug-in-Hybrid 150 Liter, kann aber immer noch auf sehr ordentliche 500 bis 1720 Liter verweisen.

Antriebstechnisch bündelt das PHEV-SUV einen 210 kW/286 PS starken Dreiliter-Reihensechszylinder und einen Elektromotor mit 83 kW/113 PS zu einer Systemleistung von 290 kW/394 PS und einem mächtigen Drehmoment von 600 Nm. Eine Achtgang-Automatik schickt die Kräfte präzise dosiert an alle vier Räder.

Ein kluges Energiemanagement organisiert im "Hybrid"-Modus den Einsatz der elektrischen Kräfte immer so, wie es gerade sinnvoll ist. So oft wie möglich schickt sie den Sechszylinder in die Pause – beim Bergabfahren etwa, beim Bremsen oder schlicht beim Gaswegnehmen. Und wenn die Zielführung des Navigationssystems aktiv ist, dann schaltet der 45e auch in geschlossenen Ortschaften automatisch auf Elektroantrieb um.

Das funktioniert unmerklich und vorzüglich. Am Ende unserer Testfahrt haben wir 89 von insgesamt 158 Kilometern elektrisch zurückgelegt und dabei 5,3 l/100 km verbraucht. Das liegt zwar Lichtjahre vom Normverbrauch (1,9 bis 1,2 l/100 km) entfernt, ist aber für ein 4,92 Meter langes und 2,5 Tonnen schweres Dickschiff wahrlich keine schlechte Leistung – zumal unsere Proberunde auch einen zügig gefahrenen Autobahnanteil umfasste.

Wer sich nicht dem automatischen "Hybrid"-Modus anvertrauen möchte, kann den Betriebszustand auch selbst bestimmen. Das geschieht über verschiedene Taster auf der Mittelkonsole. Neben "Hybrid" gibt es beispielsweise "Electric", hier surrt der X5 akustisch und abgastechnisch emissionsfrei dahin, eine Möglichkeit, auf die wir im dichten Stadtverkehr auf der Münchner Leopoldstraße zurückgreifen, das E-Kennzeichen verpflichtet schließlich. Später, auf der A8 Richtung Irschenberg, schalten wir auf "Sport", was den Sechszylinder aktiviert, den E-Motor aber nicht komplett arbeitsfrei lässt, denn nun wird er als Boost genutzt.

Maximal rennt der X5 45e bis zu 235 km/h schnell (im E-Betrieb 135 km/h), für den Sprint von 0 auf 100 Sachen bedarf es nur 5,6 Sekunden.

BMW X5 xDrive 45e: Reichweiten-Riese

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Dass für den teilelektrifizierte X5 das Komplettaufgebot an elektronischen Beifahrern verfügbar ist, bedarf letztlich keiner Extra-Erwähnung. Auch der "Intelligent Personal Assistant" fährt mit, der auf Zuruf – "Hey BMW", auch ein persönlicher Name ist möglich – reagiert und via natürlicher Spracherkennung beispielsweise die Komfortfunktionen des Autos betätigt.

Mit happigen 77.600 Euro markiert der luxuriöse xDrive 45e das teuerste Mitglied der X5-Familie. Leider leistet er sich einen ärgerlichen Lapsus: Er kann nur 3,7 kW Strom nehmen, was bedeutet, dass er von Wallboxen und öffentlichen Ladestationen (meist 11 und 22 kW) nichts hat und somit fast sieben Stunden an der (Haushalts)-Steckdose hängt, bis der Akku wieder komplett aufgeladen ist. Bitte noch nachbessern, BMW.

Ulla Ellmer

BMW X5 xDrive 45e in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits erhältlich

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes GLE 350 de, Volvo XC 90 Plug-in-Hybrid, Audi Q5 55 TFSI e quattro

Was ihn antreibt: 3.0-l-Reihensechszylinder mit 210 kW (286 PS), Elektromotor mit 83 kW (113 PS), Systemleistung 290 kW (394 PS)

Was er kostet: Ab 77.600 Euro

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