Dacia Sandero, Sandero Stepway: Nennt uns nicht billig!

17.12.2020, 19:16 Uhr
Dacia Sandero, Sandero Stepway: Nennt uns nicht billig!

© Hersteller

Ein fabrikneues Auto für 8490 Euro – wo gibt's denn so was? Nun ja: Bei Dacia. Zu diesen Konditionen wird der Sandero angeboten, der damit auch in neuer und dritter Generation für sich beanspruchen darf, deutschlandweit der günstigste Neuwagen zu sein. So sagt es zumindest der Hersteller. Als preiswertester Crossover wiederum wird der vom Sandero abgeleitete Stepway eingeordnet, er tritt preislich ab 11.390 Euro an.

Nicht von schlechten Eltern

Von schlechten Eltern sind beide Geschwister nicht. Zunächst einmal, weil Dacia als Tochter von Renault firmiert, und zum anderen, weil Sandero und Sandero Stepway die CMF-B-Plattform der französischen Mutter nutzen, auf der auch der Renault Clio aufbaut – und zwar keine längst ausgemusterte Uralt-Generation, sondern das derzeit aktuelle Modell. Gleichermaßen adaptiert werden somit die Motoren, die Fahrassistenten, die Sicherheitssysteme und das Multimediale.

Und so rollt mit dem Sandero III ein moderner, fünftüriger Kleinwagen im 4,09-Meter-Längenformat (Polo-Dimensionen) an, der nicht nur vorzeigbar aussieht, sondern sich auch gut anfühlt und fährt. Die Inneneinrichtung folgt zwar dem Primat des Minimalismus, womit ein hoher Hartplastikanteil einhergeht, aber keine unwürdige Klapprigkeit. "Der Sandero ist weiterhin so konzipiert, dass er die Grundbedürfnisse bearbeitet", sagt Produktmanager Andreas Kinnen. Also verzichtet das Einstiegsmodell "Access" auf Basics wie Radio oder Klimaanlage, bringt aber zumindest Errungenschaften wie elektrische Fensterheber, LED-Abblendlicht, Lichtautomatik sowie ein höhenverstellbares Lenkrad mit.

Dacia Sandero, Sandero Stepway: Nennt uns nicht billig!

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Wer ein bisschen mehr Geld in die Hand nimmt, bekommt freilich auch Weitergehendes: Das mittlere "Essential"-Level zu 8890 Euro setzt Tempopilot, funkbedienbare Zentralverriegelung und ein einfaches Multimediasystem drauf. Und das Topmodell "Comfort" – für das sich die meisten Kunden entscheiden dürften - bietet nebst aufwertenden Stoffverkleidungen am Armaturenträger auch elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, eine Klimaanlage sowie das bessere "Media Display"-Infotainment, an das sich das Smartphone mitsamt seiner Navigationsfunktionen anschließen lässt, die Halterung fürs Handy wird serienmäßig mitgeliefert.

Der Preis - 9990 Euro - ist noch immer ein Knaller, obendrein können Annehmlichkeiten wie das Top-Multimediasystem mit Navi und DAB+-Radio (200 Euro), eine Rückfahrkamera und ein Toter-Winkel-Warner (im Paket 700 Euro) hinzugebucht werden.

Luxus wie Sitzheizung und ein elektrisches Schiebedach gibt es zum Marktstart im Januar 2021 noch nicht, beides wird erst im März beziehungsweise im Sommer nachgereicht.

Smarte Dachreling

Rund zwei Drittel am Sandero-Absatz trägt der Stepway. Ein sehr ansehnlicher Crossover mit erhöhter Bodenfreiheit, robuster Offroad-Deko, gutem Platzangebot und einer Dachreling, die beim Topmodell "Comfort" mit wenigen Handgriffen in ein Dachträgersystem mit Querträgern und 80 Kilogramm Traglast umfunktioniert werden kann.

Dacia Sandero, Sandero Stepway: Nennt uns nicht billig!

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Dass der Stepway fast 3000 Euro Aufpreis einfordert, liegt auch daran, dass er erst ab "Essential"-Ausstattung und der mittleren Ausbaustufe des Einliter-Dreizylinder-Turbos angeboten wird.  

Das 49 kW/67 PS "starke" kleinste Motörchen bleibt also dem Sandero vorbehalten, während der übergeordnete TCe 90 mit 67 kW/91 PS dann auch den Stepway antreibt. Alternativ zur manuellen Sechsgangschaltung kooperiert der TCe 90 mit einem stufenlosen CVT-Automatikgetriebe (1200 Euro). Akustisch erweist sich der 91-PS-Motor als recht kerniges Kerlchen, auch sein Temperament – 0 bis 100 km/h in 11,7 Sekunden, Spitze 178 km/h – bleibt eher verhalten. Trotzdem ist gut leben mit dieser Motorisierung, der wohl das Gros der Käufer ihr Ja-Wort geben wird.

Überhaupt nichts zu meckern gibt es am Fahrverhalten. Sowohl der Sandero als auch der Sandero Stepway geben sich ausgereift und erwachsen, sind dank der leichtgängigen Lenkung gut zu dirigieren und entschärfen flickschustrigen Asphalt recht komfortabel.

Kein Diesel, dafür Flüssiggas

Elektrifizierte Antriebe (wie sie der Clio bietet) sieht das Portfolio nicht vor, sie würden in "diesem preissensiblen Bereich schnell die Kostenstruktur sprengen", wie Andreas Kinnen sagt. Auch ein Diesel fällt weg, aber nicht ersatzlos. Seine Rolle übernimmt sowohl beim Sandero als auch beim Sandero Stepway ein besonders interessanter Antrieb: Der Topmotor TCe 100 ECO-G (74 kW/101 PS) verträgt gleichermaßen Benzin wie Flüssiggas (LPG), lässt sich also bivalent betreiben.

Flüssig- oder Autogas ist nicht zu verwechseln mit Erdgas (CNG), auf das vornehmlich der Volkswagen-Konzern setzt. Die CO2-Bilanz von LPG fällt weniger gut aus als die von CNG, dafür stellt sich die Tankstellen-Infrastruktur deutlich dichtmaschiger dar. Der Literpreis beträgt günstige 55 Cent, wobei im Auge zu behalten ist, dass die Steuervergünstigungen für LPG bis Ende 2022 sukzessive abgeschmolzen werden.

Dacia Sandero, Sandero Stepway: Nennt uns nicht billig!

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Ein bedenkenswertes Angebot sind die Flüssiggas-Sanderos aber dennoch. Gegenüber dem TCe 90 kostet der LPG-Antrieb nur 100 Euro mehr. Und weil jeweils ein vollwertiger Benzin- und Gas-Tank (Fassungsvermögen 50 plus 32 Liter) an Bord ist, ergibt sich eine üppige Gesamtreichweite von 1300 Kilometern. Der Flüssiggas-Behälter befindet sich dort, wo sonst das Reserverad untergebracht ist, das Kofferraumvolumen leidet also nicht.

Das Umschalten von Gas- auf Benzinbetrieb erfolgt automatisch, kann aber auch per Tastendruck initiiert werden. Und weil es sich um einen Einbau ab Werk und nicht um eine Nachrüstlösung handelt, bleibt die volle Werksgarantie erhalten.

Ambitionierte Pläne

Die Reise von Dacia soll künftig hin zu mehr Eigenständigkeit führen. Man wolle neue Kundengruppen gewinnen, "denen Dacia bislang zu wenig war", lässt Andreas Kinnen wissen. An solchen Ambitionen könnte nicht nur der Sandero-Cousin Renault Clio zu knabbern haben, sondern auch ein Hersteller wie Fiat oder Citroën, der sich bislang nicht in unmittelbarer Konkurrenz zu der rumänischen Billigmarke – pardon: Budgetmarke – sah.

Ulla Ellmer

Dacia Sandero und Sandero Stepway in Kürze:

Wann sie kommen: Markteinführung am 16. Januar 2021

Wen sie ins Visier nehmen: Renault Clio, Kia Rio/Stonic, Hyundai i20 (Active), Citroën C3/C3 Aircross, Fiat Panda etc.

Was sie antreibt: Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 49 kW/67 PS (nicht Stepway), 67 kW/91 PS und 74 kW/101 PS (Bifuel-Antrieb für Benzin- und Flüssiggas)

Was sie kosten: Sandero ab 8490 Euro, Sandero Stepway ab 11.390 Euro