Der Berlingo macht nicht nur Familien froh

26.2.2019, 16:21 Uhr
Der Berlingo macht nicht nur Familien froh

© Hersteller

Wie er aussieht: "Sie wollen wohl, dass ich Sie kontrolliere"? Der Bundespolizist grinst ins Cockpit, als wir pflichtschuldigst am Grenzübergang Kiefersfelden-Kufstein anhalten. Er ist halt ein Sympathieträger, der Berlingo, sinistre Vorgänge werden in dem Hochdachkombi offensichtlich nicht vermutet. Auch die neue und dritte Generation hat sich das positive Image bewahrt. Der Berlingo bleibt ein wertgeschätzter Charakter, kastig-charmant, beidseitig mit Schiebetüren ausgestattet und mit markentypischen Details wie der bulligen Front und den seitlichen "Airbumps" versehen.

Alternativ zur 4,40 Meter langen M-Version ist auch eine 35 Zentimeter längere XL-Ausführung zu haben.

Wie er eingerichtet ist: Vernünftig und pragmatisch. Heißt: Wer beim Berlingo einsteigt, sollte sich an Hartplastik nicht stören. Heißt aber auch: Die Gestaltung des Interieurs ist wohldurchdacht. Jeder der drei Einzelsitze im Fond (ab "Feel"-Ausstattung) verfügt über Isofix und ist zudem umklappbar. Dass sich aus den Vordersitzen Ablagetischchen klappen lassen, freut besonders die Kids. Als besonderer Hingucker erweist sich der coole, transparente und beleuchtbare Bogen des Modutop-Multifunktionsdachs, der sich mittig über den gesamten Dachhimmel zieht.

Ein großer Touchscreen transportiert die Botschaften des Infotainments, die Instrumente hinterm Lenkrad sind groß und gut ablesbar, die Bedienbarkeit fällt ergonomisch tadellos aus. Schön wär's, wenn die Sitze etwas straffer gepolstert wären und einen Tick mehr Seitenhalt böten.

Der Berlingo macht nicht nur Familien froh

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Wie viel Platz er hat: Aufmerksam mustert der Grenzer, was wir dem 4,40 Meter langen Kastenwagen aufgebürdet haben - eine ganze Menge nämlich. Dass platzhungrige Familien in besonderem Maße auf den Berlingo abfahren, hat seinen Grund und geht schon so, seit das erste Modell im Jahr 1996 auf den Markt gekommen ist.

Die beidseitig serienmäßigen Schiebetüren sind einfach genial praktisch, ebenso wie der große Kofferraum (775 bis 3500 Liter), der bequem über eine niedrige Ladekante und eine separat zu öffnende Heckklappe zugänglich ist. In Kooperation mit dem flach zu legenden Beifahrersitz sorgen die umklappbaren Einzelsitze im Fond für eine baumarktfreundlich lange Ladefläche. Gegen Aufpreis (750 Euro) baut Citroën zwei weitere herausnehmbare und umklappbare Einzelsitze in Reihe drei ein und macht den Berlingo so zum Siebensitzer.

Eine Herausforderung von beinahe österlicher Dimension ist die Suche nach den insgesamt 28 Staufächern, die überall im Auto verteilt sind - ein Schubfach sitzt beispielsweise unter dem Fahrersitz, weitere Ablagen finden sich im Fußraum des Fonds, noch andere - mit Schiebetürchen - im Dachhimmel des Heckbereichs. Auch das Modutop hält Stauraum vor.

Was ihn antreibt: Der Benziner mit drei Zylindern, 1,2 Litern Hubraum und 81 kW/110 PS ist eine Antriebsquelle, die zufrieden stimmt. Das Motörchen agiert weniger knurrig als mancher Artgenosse aus dem Reich der Dreiender, bleibt akustisch also zurückhaltend und schlägt sich überhaupt sehr achtbar. Mehr Motorleistung braucht letztlich kein Mensch.

Der Berlingo macht nicht nur Familien froh

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Wie er sich fährt: Das Sechsganggetriebe harmoniert zwar gut mit dem Motor, führt die Gänge jedoch auf gewöhnungsbedürftig weiten Wegen durch die Schaltkulisse und erfordert etwas Erfahrung, was das Einlegen des ersten Ganges betrifft. Einen unpräzisen Eindruck hinterlässt auch die Lenkung. Und die weiche Federung sorgt zwar für löblichen Fahrkomfort, lässt den Berlingo bei forcierter Vorgehensweise aber schaukelig wirken.

Durchs tiefe Weiß der österreichischen Bergwelt arbeitete sich der Berlingo indes gut, obwohl er nur Ganzjahresreifen als Winter-Schuhwerk trug. Zu danken ist's der Grip-Control, welche die Traktion der Vorderräder über einen Drehregler an unterschiedliches Terrain anpasst, unter anderem an Sand, Gelände oder eben auch Schnee. Zusätzlich umfasst das System eine Bergabfahrhilfe.

Wie viel er verbraucht: Nach Norm 5,5 l/100 km, im wirklichen Leben 7,8 l. Da ist nicht sensationell, geht aber noch in Ordnung.

Was er bietet: Abhängig von der Zahlungsfreude seines Besitzers so ziemlich alles, was ein Auto heutzutage braucht: Head-up-Display, Rückfahrkamera, leistungsfähiges Infotainment mit DAB-Radioempfang und Navi samt zuverlässigen Echtzeit-Verkehrsinfos, Assistenzsysteme vom Fernlicht-Assi bis hin zum Abstandstempomaten. Ein Automatikgetriebe ist für den Benziner nicht verfügbar.

Der Berlingo macht nicht nur Familien froh

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Was er kostet: In den Citroën Berlingo PureTech 110 sind mindestens 19.090 Euro zu investieren. Das Basismodell "Start" führt allerdings nur das Notwendigste mit, Klimaanlage ist erst ab dem nächsthöheren "Live"-Level (20.690 Euro) serienmäßig. Wem der Berlingo 24.640 Euro wert ist, bekommt das Topmodell "Shine" und damit nahezu Vollausstattung. Die Stretch-Version "XL" fährt gegen 1650 Euro Aufpreis vor.

Was wir meinen: Mit seiner sympathischen Karosserie, den vielen praktischen Details und seinem cleveren, variablen Raumkonzept ist der Citroën Berlingo nicht nur für pragmatisch denkende Familien eine empfehlenswerte Anschaffung. Als Pluspunkte verbucht der PureTech 110 zudem den munteren , kultivierten Dreizylinder und den angenehmen Fahrkomfort. Luft nach oben bleibt bei Verarbeitungsqualität, Materialauswahl und dem schaukeligen Fahrverhalten.

Die Daten des Citroen Berlingo PureTech 110 Stop&Start

Hubraum 1199 ccm, Zylinder 3, Leistung 81 kW/110 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 205 Nm bei 1750/min, Spitze 175 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 13 sec, Normverbrauch innerorts 6,3, außerorts 5,0, kombiniert 5,5 l S pro 100 km, Testverbrauch 7,8 l S/100 km, CO2-Emission 125 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse A, Länge 4,40 m, Breite 1,85 m ohne, 211 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,84 m, Kofferraum 775 bis 3500 l, Tank 60 l, Leergewicht 1431 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2040 kg, Zuladung 684 kg, Anhängelast 1150 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). Sechsganggetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 18 (VK), 17 (TK). Preis ab 19.090 Euro.

Ulla Ellmer

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