Elektro bis Brennstoffzelle: Hyundai hat sie alle

9.3.2018, 15:44 Uhr
Elektro bis Brennstoffzelle: Hyundai hat sie alle

© Hersteller

Die Zeiten sind kompliziert für die Automobilhersteller. Wohin die Zukunft antriebstechnisch führt, ist immer noch nicht wirklich klar. Bis 2025 sollen 30 bis 40 Prozent der Automobile elektrifiziert unterwegs sein. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass 60 bis 70 Prozent noch konventionell angetrieben werden. Heißt: Der Verbrennungsmotor ist noch weit davon entfernt, ins Museum zu wandern, weder als Benziner noch als Diesel. Gleichzeitig gilt es, sich um Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge zu kümmern. Und was war da noch gleich mit der Brennstoffzelle?

Ein breites Feld, in das viel Geld und ingenieurstechnische Manpower zu investieren ist. Und das derzeit nur von den Koreanern vollständig abgedeckt wird. Bei Hyundai trägt die Modellpalette vom kleinen i10 über den kompakten i30 bis hin zum großen SUV Santa Fe noch ganz normale Benziner und Diesel unter der Haube, und auch der künftige Pick-up der Marke - von dem noch nicht klar ist, ob er auch nach Deutschland kommt - wird wohl entsprechend motorisiert. Daneben gibt es aber auch den Ioniq, den viele für den besseren Prius halten. Der vielseitigere ist er allemal: Er wird ausschließlich alternativ angetrieben, entweder als Hybrid-, Plug-in-Hybrid oder reine Elektrovariante.

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Kona unter Strom

Daneben setzt Hyundai jetzt auch den Kona unter Strom. Kona? Stimmt, den schicken Crossover gibt es bereits, bislang aber bloß mit Benzinmotorisierung. Die elektrische Zukunft beginnt im Sommer, dann fährt der Kona Elektro zum Händler, wahlweise mit 39 kWh-Akku und 135 PS oder 64 kWh-Speicher und 204 PS. Die Reichweite liegt nach dem einigermaßen realitätsnahen neuen WLTP-Fahrzyklus bei maximal 482 km. An der Wallbox ist der Kona Elektro in sechs bis neuneinhalb Stunden wieder aufgeladen, an einer 100-kW-Schnellladestation reduziert sich die Zeit auf 54 Minuten (80 Prozent). Damit lässt sich schon was anfangen.

Nicht jeder Hyundai-Händler wird den E-Kona indes verkaufen dürfen, dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, beispielsweise eine Schnellladesäule auf dem Betriebsgelände stehen, wie Hyundai-Deutschland-Chef Markus Schrick sagt. Einen exakten Preis für den elektrischen Crossover gibt es noch nicht, er dürfte sich aber etwas unterhalb dem des Ioniq Elektro einpendeln, der ab 31.635 Euro zu haben ist.

Nexo fährt mit Wasserstoff

Mit Jaguar und dem knapp 78.000 Euro teuren I-Pace hat noch ein zweiter Hersteller auf dem Genfer Salon (bis 18. März) einen fix und fertig serienreifen Elektro-Crossover vorgestellt und die anderen Hersteller eben mal rechts überholt. Bei Hyundai kommt hier noch der Nexo hinzu, ein Brennstoffzellen-SUV, und nicht das erste der Marke, denn der Nexo folgt dem ix35 Fuel Cell nach. Für das 163 PS starke Wasserstoffmodell ist die Brennstoffzellentechnologie weiterentwickelt worden, das System stellt sich kleiner, leichter und leistungsfähiger dar, die Tankzeiten haben sich verkürzt, sie betragen - wie man's gewohnt ist - nur wenige Minuten. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff - (drei Tanks zu je 52,2 l) - kommt der Nexo rund 800 km weit. Sein Preis wird zum Marktstart wohl in etwa dem des ix35 Fuel Cell entsprechen, dieser steht derzeit ab 65.450 Euro in der Liste. Inbegriffen sind beim Nexo die modernsten Assistenzysteme der Marke, unter anderem für ferngesteuertes Einparken und teilautonomes Fahren. Auch Leasingmodelle werden angeboten.

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Neben dem Toyota Mirai (78.600 Euro) und dem in Deutschland nicht erhältlichen Honda Clarity steht der Nexo praktisch allein auf weiter Wasserstoff-Flur. Nur von Mercedes ist noch in diesem Jahr der GLC F-Cell zu erwarten, der sich als Plug-in-Hybrid den Strom aus Brennstoffzelle oder Batterie holt.

Dünnmaschiges Tankstellennetz

Einer weiteren Verbreitung der Brennstoffzellentechnologie stand bislang freilich stets das äußerst dünnmaschige Tankstellennetz entgegen. In Deutschland gibt es derzeit nur etwa 80 solcher H2-Stationen. Um das einzuordnen: Selbst die deutlich größere Zahl an Erdgas-Tankstellen (ca. 900 deutschlandweit) hat bisher nicht ausgereicht, um die Autofahrer zu einem Umstieg auf CNG zu bewegen. Das stimmt nicht wirklich optimistisch für eine Karriere der Wasserstoffautos. Wenn auch die deutschen Volumenhersteller nachdrücklicher aktiv würden in Sachen Brennstoffzelle, sähe das Markus Schrick folglich nicht als unliebsame Konkurrenz an, sondern als willkommenen Anschub für die Technologie. Den anderen voraus zu sein, kann manchmal auch Probleme bergen.

Ulla Ellmer

Zum Thema nachgefragt bei:

Markus Schrick, Geschäftsführer Hyundai Motor Deutschland

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Die Brennstoffzellentechnologie kämpft seit Jahren um den Durchbruch. Was stimmt Sie optimistisch, dass es mit dem Nexo endlich klappt?

Erstens ist er das erste Fahrzeug mit dieser Antriebstechnologie, das wirklich attraktiv aussieht. Zweitens liegt seine Reichweite bei rund 800 Kilometern. Wenn man davon ausgeht, dass wir nächstes Jahr deutschlandweit auf etwa 100 Wasserstofftankstellen kommen, wird es für unsere Kunden attraktiver und leichter mit dem Nexo durch Deutschland zu fahren.

Was erwarten Sie sich vom Kona Elektro?

Richtig hohe Aufmerksamkeit. Zunächst spricht seine Reichweite für ihn, die nach WLTP immerhin 482 Kilometer beträgt. Außerdem ist er das erste elektrische SUV im B-Segment, also ein echter Pionier in diesem boomenden Markt. Dank einer Leistung von bis zu 204 PS wird er auch richtig Spaß machen.

Warum hält Hyundai noch am Diesel fest?

Weil ein moderner Diesel der Norm Euro 6d temp - wie wir ihn noch in diesem Jahr in viele Modelle einführen - sauber ist und somit zur Verbesserung der Luftqualität beitragen kann. Er fährt sparsam, effizient und stößt wenig CO2 aus. Somit bietet er für die Vielfahrer unter den Privat- und Flottenkunden Vorteile.

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