Elektro-Lkw im Anmarsch

6.4.2020, 15:25 Uhr
Elektro-Lkw im Anmarsch

© Hyzon

Der aufgestockte Umweltbonus für neue Elektroautos, Plug-in-Hybride und Wasserstofffahrzeuge scheint Wirkung zu zeigen: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) meldet für den März 2020 einen neuen Rekord, was die entsprechenden Anträge betrifft. Insgesamt sind 12.365 Eingänge registriert worden. 7898 entfallen auf rein batterieelektrische Fahrzeuge (4750 mehr als noch im Februar), weitere 4464 auf Plug-in-Hybride und sehr bescheidene 3 auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Autos.

Es könnte also sein, dass die Elektromobilität im Pkw-Bereich doch noch in die Gänge kommt – sofern die Corona-Krise nicht auch hier einen dicken Strich durch die Rechnung macht.

Schwerfällige Entwicklung

Buchstäblich schwerfälliger zeigt sich die elektrische Entwicklung beim Schwerlastverkehr. Der europäische Automobilherstellerverband ACEA meldet, dass 2019 europaweit rund 700 Elektro-Lkw über 3,5 Tonnen zugelassen worden sind, die meisten davon zu Test-Zwecken. Fast 98 Prozent aller Brummis sind im vergangenen Jahr noch mit Diesel unterwegs gewesen.

Elektro-Lkw im Anmarsch

© Tesla

Um aber die CO2-Ziele der EU zu erreichen, so rechnet der Branchenverband weiter vor, sollten bis 2030 ca. 200.000 Elektro-Trucks über Europas Straßen stromern. Dies bedeutet, dass der Verkauf solcher Lkw innerhalb der nächsten zehn Jahre um das 28-fache steigen müsste.

Ansätze gibt es bereits, vom Volvo FL Electric über den Mercedes eActros, den MAN eTruck und Renaults Z.E.-Serie bis hin zum futuristischen Tesla Semi-Truck. Der Baumaschinen-Hersteller Liebherr hat zusammen mit dem Chassis-Lieferanten Futuricum und der Denkfabrik Designwerk sogar einen vollelektrischen Beton-Fahrmischer entwickelt, bereits im Herbst sollen erste Exemplare zum Einsatz kommen.

Elektro-Lkw im Anmarsch

© Liebherr

Auch mit Oberleitungs-Lkw laufen bereits Tests, in Schweden beispielsweise, aber auch in Deutschland. So ist im Mai 2019 auf der A5 zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt in Hessen ein "eHighway" in Betrieb genommen worden, eine weitere Teststrecke wurde auf der A1 bei Lübeck eingerichtet, auch auf der B462 bei Rastatt wird eine 18 Kilometer lange Pilotstrecke elektrifiziert. Doch ganz abgesehen davon, dass solche Oberleitungen anfällig für schwierige Wetterbedingungen sind, kommt die entsprechende Infrastruktur sehr teuer. Schätzungen gehen davon aus, dass ein elektrifizierter Autobahnkilometer etwa drei Millionen Euro kostet, die Wartung noch gar nicht mit eingerechnet.

Besser mit Brennstoffzelle?

Viele Fachleute sehen indes die Brennstoffzellentechnologie als elektrischen Königsweg für den Schwerlastverkehr. Die Reichweite der Wasserstoff-Trucks ist höher als die von batteriebetriebenen Lkw, das Gewicht der Wasserstofftanks fällt wesentlich niedriger aus als das der gewaltigen Batteriepacks, die ein Elektro-Lkw benötigt. Seit 2017 testet beispielsweise Toyota seinen Beta-Truck mit Brennstoffzelle bereits im Großraum Los Angeles.

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© Toyota

Und auch das US-Start-up Hyzon aus New York setzt auf Wasserstoffantrieb. Hyzon will mit seinem Angebot mehr oder weniger das gesamte Nutzfahrzeugsegment abdecken, von Minivans über Busse bis hin zu Lkw in verschiedenen Größen- und Gewichtsklassen.

Ein besonders spektakuläres Projekt ist dabei der "Road Train": Ein Mix aus Truck und Zug; die Zugmaschine kann mehrere Anhänger in Schlepp nehmen, insgesamt erreicht das Gespann eine Länge von bis zu 50 Metern. Der benötigte Strom wird in Brennstoffzellenmodulen erzeugt, die bis zu 370 Kilowatt leisten. Hauptsächlich sollen die Giga-Gespanne in Australien oder Nordamerika zum Einsatz kommen, wo das Straßennetz die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt. Schon 2021 könnte der Road Train auf die Highways rollen.

Dürftige Infrastruktur

Bereitet die elektrische Infrastruktur für Pkws schon Probleme, so gestaltet sich die Situation für den Schwerlastverkehr noch problematischer. Laut Automobilverband ACEA wären bis 2030 europaweit rund 90.000 öffentlich zugängliche DC-Schnellladestationen und mindestens 500 Lkw-taugliche H2-Zapfstellen erforderlich. Doch bislang, so ACEA, gibt es keine zehn solcher DC Ladestationen und nur 16 geeignete Wasserstoff-Standorte.

Ulla Ellmer