Fahrbericht: Toyota Corolla 2.0 Hybrid

1.1.2020, 13:32 Uhr
Fahrbericht: Toyota Corolla 2.0 Hybrid

© Hersteller

Wie er aussieht: Der Corolla war der Vorgänger des Auris und ist gleichzeitig dessen Nachfolger. Hört sich verwirrend an, bedeutet aber nur, dass Toyota nach einem glücklosen Intermezzo in der Kompaktklasse zu einem Namen zurückgekehrt ist, der für den Ruhm des meistverkauften Autos der Welt steht.  Die Biederkeit des Auris ersetzt der Corolla durch das progressive, aber auch polarisierende neue Toyota-Design mit hungrigem Kühlerschlund, scharfen Kanten und dynamischer Linienführung. Optional gibt es Zweifarb-Lackierung, LED-Scheinwerfer sind serienmäßig. Kunden haben die Wahl zwischen Fünftürer, Kombi (Touring Sports) und Limousine. Der 2.0 Hybrid ist allerdings nur für den Kombi und den 4,37 Meter langen Fünftürer verfügbar, dem dieser Fahrbericht gilt.

Wie er eingerichtet ist: Einerseits punktet der Corolla mit überzeugender Materialauswahl, bequemen Sitzen und guter Verarbeitungsqualität. Andererseits: Was den Armaturenträger betrifft, so hat man schon klarere Strukturen gesehen. In das Was-ist-Wo der Knöpfchen und Taster muss man sich erst einarbeiten, und beim Infotainment erzeugen die verhaltene Reaktionsgeschwindigkeit des Navis, die etwas umständliche Menüführung und der – nach heutigen Maßstäben – verhältnismäßig kleine Acht-Zoll-Bildschirm Stirnrunzeln. Die asiatische Konkurrenz von Kia oder Hyundai ist da schon weiter, ganz zu schweigen vom neuen Golf VIII mit seiner Komplett-Digitalisierung.

Wie viel Platz er hat: Mäßig, hier sind die meisten Mitbewerber besser aufgestellt. Vorne gibt es nichts zu meckern, im Fond aber hapert es an Beinfreiheit, und der Kofferraum muss sich im 2.0 Hybrid auf 313 bis 1004 Liter beschränken. Um das einzuordnen: Der fast zehn Zentimeter kürzere Golf hat 380 Liter Gepäckraumvolumen zu bieten.  Wer viel Platz braucht, sollte womöglich den Kombi Corolla Touring Sports (581 bis 1591 Liter) ins Auge fassen.  

Fahrbericht: Toyota Corolla 2.0 Hybrid

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Was ihn antreibt: Toyota steht bekanntlich im Rufe eines Hybrid-Pioniers und –Spezialisten. Der Corolla hat gleich zwei solcher Antriebe zu bieten, sie sollen auch die nunmehr vernachlässigten Diesel-Kunden bei der Stange halten. Während der "kleine" Hybrid 1.8 eine Systemleistung von 122 PS bereitstellt, setzt der neu entwickelte Hybrid 2.0 da einiges drauf: Ein laufruhiger Zweiliter-Ottomotor mit 112 kW/122 PS kooperiert mit einem 650-V-Elektromotor, der von einer Nickel-Metallhydrid-Batterie mit Strom versorgt wird, 80 kW/109 PS bereitstellt und ab der ersten Umdrehung ein zusätzliches Drehmoment von 202 Nm liefert. Insgesamt ergibt sich so eine Systemleistung von 135 kW/184 PS.

Der E-Boost verleiht dem Corolla vor allem beim Anfahren und Beschleunigen Flügel: Energisch zieht er an und zeigt dabei die sportliche Seite seines grünen Charakters. Allerdings ist die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h begrenzt.

Für die Kraftübertragung ist ein einstufiges Planetengetriebe zuständig, das den berüchtigten Gummiband-Effekt früherer Jahre zwar eindämmt, dem Motor bei starkem Tritt aufs Gaspedal aber immer noch ein Aufheulen abnötigt. Wippen am Lenkrad ermöglichen es dem Fahrer, sich zumindest durch virtuelle Gänge zu flippern.

Wissen muss man, dass die Batterie nicht extern an der Steckdose aufgeladen wird, sondern durch Rekuperieren beim Bremsen und Gaswegnehmen. Anders als Plug-in-Hybride kann der Corolla Hybrid auch nicht dauerhaft rein elektrisch fahren. Vor allem in der Stadt nimmt sich der Verbrenner aber immer wieder eine Pause; wann das geschieht, lässt sich an der entsprechenden Anzeige ablesen.

Fahrbericht: Toyota Corolla 2.0 Hybrid

© Gut bei Kräften: Die Systemleistung des Corolla Hybrid 2.0 beträgt 184 PS.

 

Wie er sich fährt: Angenehm leise – und bei allem sportlichen Gebaren auch komfortabel, ohne dabei schwammig zu wirken. Die Balance zwischen straffer, ergo sicherer Fahrwerksabstimmung einerseits und souveräner Absorptionsfähigkeit andererseits haben die Toyota-Ingenieure prima hingekriegt.

Was er verbraucht: Nach Norm 3,7 bis 3,9 l/100 km. Wie weit man sich in der Praxis von diesem Wert entfernt, hängt einerseits vom Streckenprofil ab. In der Stadt kann das Hybridsystem seine Vorteile am besten ausspielen, hier sind durchaus Werte um die vier Liter drin. Beherzte Tempo-Ritte über die Autobahn kosten indes kräftig Sprit, auf der Langstrecke bleibt der Diesel klar im Vorteil. Aber auch auf den Fahrer selbst kommt es an. Er muss mit dem Hybridantrieb umgehen lernen, feinfühlig mit dem Gaspedal umgehen und sich eine vorausschauende Fahrweise anerziehen. Im Schnitt haben wir einen Wert von 4,5 l/100 km ermittelt.

Was er bietet: Den 2.0 Hybrid gibt es ab zweiter Ausstattungsstufe "Comfort". Zur umfangreichen Serienausstattung gehören unter anderem Klimaanlage, Adaptiv-Tempomat, 16-Zoll-Aluräder, Multimediasystem mit Rückfahrkamera, Apple CarPlay und Android-Auto, Zweizonen-Klimaautomatik sowie Lenkradheizung. DAB-Radio gibt es hier nur als Bestandteil des Business-Pakets (890 Euro), Panorama-Glasdach (1000 Euro) und Lederausstattung (690 Euro) sind lediglich für das "Lounge"-Modell verfügbar, die schicke Zweifarblackierung für "Team Deutschland" und "GR Sport".

Was er kostet: Ab 29.490 Euro.

Was wir meinen: Der Toyota Corolla 2.0 Hybrid ist ein solider Kompakter mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, lobenswerten Fahreigenschaften und einem ausgereiftem Hybridsystem, das vor allem in der Stadt und auf Landstraßen effizient arbeitet und niedrige Verbrauchswerte beschert. Wer viel Autobahn abspult, ist mit einem Diesel besser beraten. Einschränkungen sind beim Platzangebot und beim Infotainment hinzunehmen.

Ulla Ellmer

Die Daten des Toyota Corolla 2.0 Hybrid Schrägheck

Hubraum 1987 ccm, Zylinder 4, Leistung 112 kW/152 PS, max. Drehmoment 190 Nm bei 4400 – 5200/min. Elektromotor/Generator 80 kW/109 PS. Systemleistung 135 kW/184 PS bei 6000/min. Spitze 180 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,9 sec. Normverbrauch innerorts 3,4 – 3,6, außerorts 3,8 – 4,0, kombiniert 3,7 – 3,9 l S pro 100 km, Testverbrauch 4,5 l S/100 km, CO2-Emission 85 - 89 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 4,37 m, Breite 1,79 m, Höhe 1,44 m, Kofferraum 313 bis 1004 l, Kraftstoff-Tank 43 l, Leergewicht 1415 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1910 kg. Anhängelast 750 kg (gebremst), 450 kg (ungebremst). Planetengetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 19 (KH), 25 (TK), 23 (VK). Preis ab 29.490 Euro.

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