Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

21.9.2020, 14:53 Uhr
Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

© Hersteller

Wie er aussieht: Käfer Cabrio, Golf Cabrio – was waren das doch für Klassiker. Die Windstille auf dem Cabrio-Markt hat die luftigen Volkswagen aber ihre Existenz gekostet. Nach dem Coupé-Cabriolet Eos sind auch der offene Golf und schließlich das Beetle Cabrio eingestellt worden. Was früher unvorstellbar erschien, trat ein: Das VW-Portfolio blieb seit 2018 durchgehend geschlossen.

Mit diesem Sommer gibt es aber wieder einen Volkswagen, der freie Sicht zum Himmel bietet. In ganz ungewohntem Wagemut haben die konservativen Wolfsburger ausgerechnet einem SUV das feste Dach abgenommen und durch eine Stoffkapuze ersetzt: Der T-Roc wird so zum Cabrio und gleichzeitig zum Zweitürer.

"Sieht irgendwie falsch aus", kommentiert die Tochter stirnrunzelnd. Dem ist nicht zuzustimmen, finden wir. Stimmt schon, die feine, flache Eleganz, die offene Autos üblicherweise auszeichnet, fehlt dem T-Roc. Aber auch in bullig-muskulös, mit hoher Gürtellinie und robust beplankt kann so ein Luftikus richtig gut aussehen. Also: SUV als Cabrio – warum denn nicht?

Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

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Wie er eingerichtet ist: Das optionale, frei konfigurierbare Digital-Cockpit (498 Euro) im Blickfeld des Fahrers kennt man bereits von anderen VW-Modellen, ebenso den großen Bildschirm des Top-Navi-Multimediasystems "Discover Media" (1019 Euro). Die digitale Moderne am klar strukturierten Armaturenträger wird allerdings von arg viel Hartplastik verbrämt. Bei unserem Testwagen trugen die Dekoreinlagen passend zur Karosserie ein leuchtendes Ravennablau, wir empfanden das als etwas zu viel der Farbenpracht. Davon abgesehen, ist die Verarbeitungsqualität tipptopp.

Insgesamt suchen vorne und hinten vier USB-Buchsen Anschluss, allerdings entsprechen sie dem neuen USB-C-Standard, wer ein älteres Endgerät besitzt, benötigt einen Adapter.

Das dreilagige Stoffdach öffnet in neun Sekunden und schließt in elf, auch während der Fahrt funktioniert das, bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Initiiert wird der Vorgang entweder über einen Schalter auf der Mittelkonsole oder den Funkschlüssel.

Wie viel Platz er hat: Das Sitzgefühl in so einem offenen SUV ist schon was Spezielles. Im Unterschied zu anderen Cabriolets fanden wir uns Sonne und Sommerwind weniger exponiert ausgesetzt und stattdessen hoch umfangen von den Banden unseres Fahrzeugs. Das fühlt sich ungewohnt an, aber auch irgendwie gut und geschützt, zumal die Sitzposition angenehm hoch ausfällt und dadurch selbst beim Rückwärtsrangieren eine prima Übersicht gegeben ist.

Vielleicht eine Kleinigkeit, trotzdem soll es nicht unerwähnt bleiben: Um sich vorm Losfahren den Sicherheitsgurt zu angeln, bedarf es im Falle kleinerer Fahrer(innen) einer gewissen Armgymnastik.

Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

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Überrascht hat uns, dass der Zustieg in den Fond über die großen, weit öffnenden Türen ziemlich bequem vonstatten geht. Die Rückbank ist für zwei Personen ausgelegt, die zwar keine opulenten Platzverhältnisse genießen, es aber dennoch in einem Maße gut haben, wie man es in Cabriolets sonst nicht vorfindet.

Das Volumen des etwas zerklüfteten Kofferraums ist im Vergleich zum geschlossenen T-Roc natürlich nicht unangetastet geblieben, es schrumpft von 445 auf 284 Liter. Auch das ist aber kein schlechtes Maß, zumal sich die Rücksitzlehnen vom Kofferraum aus umlegen lassen. Flach breitet sich die dadurch entstehende Ladefläche allerdings nicht aus. Der Zugriff auf den Kofferraum erfolgt durch eine ausreichend große Luke und, SUV-bedingt, über eine verhältnismäßig hohe Ladekante.

Eine Anhängerkupplung findet der Cabrio-Käufer eher selten in der Aufpreisliste. Beim T-Roc sieht das anders aus (755 Euro), deshalb lässt sich ihm auch ein Fahrradträger aufbürden.

Was ihn antreibt: Für das T-Roc Cabriolet gibt es nur zwei Motoren, jeweils Benziner. Neben dem Einliter-Dreizylinder-TSI mit seinen 85 kW/115 PS spielt der 1,5-l-Vierzylinder-TSI die stärkere Rolle. Er leistet 110 kW/150 PS und produziert ein Drehmoment von 250 Newtonmetern. Mehr Power muss für den Wolfsburger Luftikus nicht sein, der ja sowieso eher zum entspannten Cruisen als zum Tempodreschen gemacht ist. Der Turbo schiebt den offenen T-Roc flott an, hält für Überholvorgänge genügend Reserven vor, schickt im Teillastbereich unauffällig zwei Zylinder in die Pause und harmoniert gut mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (1900 Euro). 

Wie er sich fährt: Wir haben Glück mit dem Wetter, ein unerwartet heißer September beschert beste Cabrio-Bedingungen. Also: Auf mit dem Dach, runter mit den Seitenscheiben und rein mit dem Fahrtwind, der fröhlich an den Haaren zupft, aber nicht frech durchs Cockpit tobt.

Selbst auf der Autobahn lässt es sich gut offen fahren, dann aber mit hochgefahrenen Scheiben und dem hinter den Vordersitzen installierten Windschott (eine etwas fummelige Angelegenheit), das unentbehrlich ist, für das VW aber 331 Euro berechnet.

Geschlossen wird das T-Roc-Cabriolet dank des gut gedämmten Verdecks zur leisen und sturmfreien Bude.

Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

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In Sachen Fahrwerksabstimmung erschien uns das Cabrio von strafferer Natur als die Festdach-Ausführung, dennoch rollt es über nicht perfekt asphaltierte Strecken recht komfortabel hinweg.

Allradantrieb gibt es übrigens nicht.

Was er verbraucht: Die Norm spricht von 5,7 bis 5,5 l/100 km. Unser Minimalwert (4,7 l) unterbot dies, nach einigermaßen zügiger Fahrt bilanzierten wir 8,4 l. Als Schnitt hielten wir 7,5 l fest.

Fahrbericht: VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet

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Was er bietet: Das T-Roc Cabriolet ist in zwei Ausstattungsvarianten zu konfigurieren, sie heißen "Style" und "R-Line". Dem Style-Modell sind unter anderem Aluräder zu eigen, ferner weißes Ambientelicht, Digitalradio, Klimaanlage, Müdigkeitserkennung sowie Notbrems- und Spurhalteassistent. Das lässt sich etwa durch die heute üblichen Assistenzsysteme ergänzen, zum umfangreich geschnürten Fahrerassistenzpaket "Plus" (1681 Euro) zählen unter anderem automatische Distanzregelung bis 210 km/h, Stau-, Auspark- und Spurhalteassistent.

Was er kostet: Ab 31.266 Euro. Unser üppig ausgestatteter Testwagen – beispielsweise mit Adaptivfahrwerk, Fahrerassistenzpaket "Plus", Parklenkassistent samt Rückfahrkamera, Top-Navi "Discover Media", Zweizonen-Klimaautomatik, Soundsystems "beats", Digitalcockpit sowie Telefonschnittstelle mit induktiver Ladefunktion – kam auf knapp 42.680 Euro.

Was wir meinen: Schön, dass es wieder ein offenes Auto von VW gibt. SUV und Cabrio – das passt tatsächlich gut und alltagstauglich zusammen.

Ulla Ellmer

 

Die Daten des VW T-Roc Cabriolet 1.5 TSI DSG

Hubraum 1498 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1500 - 3500/min, Spitze 205 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,6 sec, Normverbrauch innerorts 6,5 – 6,3, außerorts 5,3 – 5,0, kombiniert 5,7 – 5,5 l S pro 100 km, Testverbrauch 7,5 l S/100 km, CO2-Emission 131 - 126 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-ISC-FCM, Energie-Effizienzklasse B-A, Länge 4,38 m, Breite 1,81 m ohne, 2,00 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,52 m, Kofferraum 284 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1540 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1900 kg, Anhängelast 1700 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 12 (KH), 19 (TK), 16 (VK). Preis ab 31.266 Euro.