Im Fahrbericht: Maserati Levante Diesel Q4

24.3.2020, 18:57 Uhr
Im Fahrbericht: Maserati Levante Diesel Q4

© Hersteller

Wie er aussieht: So, wie man es von einem SUV made by Maserati erwarten darf: Aufregend! Schon die schiere Größe – fünf Meter lang, fast zwei Meter breit – ist buchstäblich eine Wucht und gibt deshalb auch den Feinden der Fahrzeuggattung reichlich Futter. Schmale Scheinwerfer-Schlitze mit grimmigem Blick rahmen den hungrig aufgerissenen Schlund des Kühlergrills ein, in dem als respekteinflößendes Statement der Maserati-Dreizack prangt. Veredelt haben die Italiener die üppigen Abmessungen und muskulösen Formen aber durch eine elegant coupéhafte Silhouette. Der Levante ist ein gewaltiges Teil, ohne dabei als grober Klotz aufzutreten.  

Wie er eingerichtet ist: Als purer Gegenentwurf zur technoiden Sachlichkeit deutscher Premium-Konkurrenten, allen voran eines Audi Q7 oder Q8. Maximalen Luxus vermittelt das umfänglich verarbeitete Leder (Aufpreis), begleitet von feinen Hölzern. Am wuchtigen Armaturenträger sitzt ein gewaltiges Lenkrad mit dramatisch dimensionierten Schaltwippen, dahinter flankieren die Analoginstrumente von Tacho und Drehzahlmesser eine Digitalanzeige. Über dem großen und von zwei senkrechten Lüftungselementen eingerahmten Touchscreen rückt an prominenter Stelle eine schicke Runduhr ins Blickfeld. Reduziert sieht definitiv anders aus, zumal der Levante – unter anderem auf der voluminösen Mittelkonsole – ein Vielerlei verschiedenster Taster, Schalter und Knöpfe vorhält.

Als ausgesprochen bequem und mit sportwagentypischem Seitenhalt ausgestattet erweisen sich die Sitze, und der Bedienbarkeit des Infotainments ist nichts vorzuwerfen.

Im Fahrbericht: Maserati Levante Diesel Q4

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Wie viel Platz er hat: Die imposanten Abmessungen lassen auch bei den räumlichen Verhältnissen Großes erwarten. Tatsächlich ist der Levante ein veritabler Begleiter für die Langstrecke. Im Fond wird die Reisefreiheit allerdings durch die coupéhaft abfallende Dachlinie etwas eingeschränkt, die über dem Scheitel verhältnismäßig wenig Luft lässt.

Beim Kofferraumvolumen (580 bis 1600 Liter) haben die meisten der konkurrierenden XL-SUVs mehr zu bieten, zudem leistet sich der Levante den funktionalen Lapsus, dass die Rücksitzlehnen nicht vom Gepäckabteil aus umzulegen sind und dass sich letztlich auch keine komplett ebene Ladefläche ergibt.

Gut gefallen hat uns indes, dass sich der Italiener bei aller Premium-Anmutung nicht zu schade ist, eine Vielzahl praktischer Ablagemöglichkeiten anzubieten.

Was ihn antreibt: Maserati und Diesel – da mag sich bei manchem Sportwagen-Enthusiasten Bauchgrimmen einstellen. Der Levante ist aber ein SUV, und hier markiert ein Selbstzünder die Wahl der Vernunft. Mit 202 kW/275 PS stellt der Dreiliter-V6 im Levante Diesel Q4 die leistungstechnisch kleinste Lösung des Antriebsportfolios dar. Und er steht dem Italiener gut: Die Soundstärke mag nicht ganz an die eines V8 heranreichen, und doch ist der tiefe Bass aus dem Motorraum eine wunderbare Begleitmusik, volltönend, wohlklingend, nicht prollig und schon gar nicht diesel-like.

Bei Beschleunigung (0 auf 100 km/h in 6,9 sec) und Spitze (230 km/h) mögen andere dem 2,2 Tonnen schwergewichtigen Levante Diesel die Rückleuchten zeigen. Weil das opulente Drehmoment von 600 Newtonmetern aber schon bei niedrigen 2000 Touren bereitsteht, ergibt sich neben souveränem Durchzug auch ein ausgeprägtes Talent als Zugfahrzeug, bis zu 2700 Kilogramm nimmt der Levante Diesel in Schlepp.

Im Fahrbericht: Maserati Levante Diesel Q4

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Wie er sich fährt: Dank der serienmäßigen Luftfederung vor allem komfortabel, wenn Störfaktoren im Asphalt auch nicht mit derselben sanften Gelassenheit verarbeitet werden, wie sie gerade deutsche Mitbewerber an den Tag legen. Bei aktiviertem Sportmodus zeigt der Levante seine andere Seite, dann macht er auf Maserati, wie es sich gehört, er schärft seine Sinne, wird biestiger und bissiger.

Eine präzise schaltende Achtgangautomatik verteilt die Antriebskräfte an alle vier Räder, das funktioniert blitzschnell, automatisch und bedarfsgerecht, im Normalfall agiert der Levante dabei als Hecktriebler. Neben dem Allradantrieb generieren Offroad-Modi, Bergabfahrhilfe sowie das höhenverstellbare Fahrwerk eine gewisse Gelände-Kompetenz. Auch ohne dass wir den Härtefall ausprobiert haben, bleibt festzustellen, dass der Levante seine Identität eher als Reise-SUV denn als Raubein sucht.

Rangiermanöver gestalten sich aufgrund der schlechten Übersichtlichkeit nach hinten als "tricky", leider kosten – jeweils als Bestandteile von Paketen – Parksensoren ebenso Aufpreis wie die hilfreiche 360-Grad-Kamera. Als weitere Fahrassistenten dienen sich beispielsweise Totwinkelassistent mit Querverkehrsfunktion, Verkehrszeichenerkennung und der Autobahn-Assistent an, der die Funktionen von Adaptivtempomat und Spurhalteassistent bis Tempo 150 zu teilautonomen Fahrfähigkeiten kombiniert.

Was er verbraucht: Überraschung – ohne ihn allzu sehr einzubremsen, bescherte uns der Levante einen moderaten Durchschnittsverbrauch von 8,4 l/100 km. Angesichts von Größe und Gewicht hatten wir uns auf mehr gefasst gemacht.

Im Fahrbericht: Maserati Levante Diesel Q4

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Was er bietet: Unter anderem Allradantrieb, adaptive Luftfederung, höhenverstellbares Fahrwerk, Achtgangautomatik, Fahrmodusauswahl, Ledersitze, sechsfach elektrisch verstellbaren Fahrersitz, Zweizonen-Klimaautomatik, Keyless-Entry, elektrische Heckklappenbetätigung, Audiosystem mit Digitalradio und Infotainment.

Was er kostet: Ab 74.100 Euro.

Was wir meinen: Der Maserati Levante ist der Exot und Hingucker unter den großen Luxus-SUVs. Sein drehmomentstarker Dreiliter-V6-Diesel macht ihn vielleicht nicht zum Sportwagen, passt aber bestens zur Charakteristik als Reisebegleiter und beschert zudem vernünftige Verbrauchswerte. Selbst den Basispreis muss man sich zwar erst einmal leisten können. Im Vergleich zu dem, was die Premiumkonkurrenten von Porsche Cayenne über Volvo XC90 bis hin zum Mercedes GLE kosten, erscheint er aber nicht als zu hoch gegriffen.

Ulla Ellmer 

 

Die Daten des Maserati Levante Diesel Q4

Hubraum 2987 ccm, Zylinder 6, Leistung 202 kW/275 PS, max. Drehmoment 600 Nm bei 2000 - 2600/min, Spitze 230 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 6,9 sec, Normverbrauch NEFZ innerorts 9,8 – 10,0, außerorts 6,8 – 7,3, kombiniert 7,9 – 8,3 l D/100 km, Testverbrauch 8,4 l D/100 km, CO2-Emission 208 - 218 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse C, Länge 5,01 m, Breite 1,98 m ohne, 2,16 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,69 m, Kofferraum 580 - 1600 l, Kraftstoff-Tank 80 l, Leergewicht 2205 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2900 kg, Zuladung 695 kg, Anhängelast 750 kg (gebremst), 2700 kg (ungebremst). 8-G-Automatik, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 33 (VK), 33 (TK). Preis ab 74.100 Euro.