Kei-Cars: So klein und doch schon echte Autos

7.1.2021, 17:47 Uhr
Kei-Cars: So klein und doch schon echte Autos

© Hersteller

Sie scheinen wie gemacht für Zeiten, in denen der Klimawandel und chronisch verstopfte, von dicker Luft durchwaberte Innenstädte ein neues, minimalisiertes Mobilitätsdenken einfordern: Die sogenannten Kei-Cars sind Autos, die von ihren Herstellern auf ultrakleines Winz-Format geschrumpft worden sind.

Umstieg vom Motorrad

Eine neue Spezies stellen die Zwerge auf Rädern trotz der zeitgemäßen Dimensionen aber nicht dar. In ihrem Lebensraum Japan kennt man sie schon seit den Nachkriegsjahren. 1949 wurde die entsprechende Fahrzeugklasse von der Regierung eingeführt, unter anderem, um das Auto für die breite Bevölkerung in erschwingliche Nähe zu rücken und so den Umstieg vom Motorrad zu erleichtern.

Dass sich die Kei-Cars – zu deutsch: Leichtfahrzeuge – noch heute einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen, ist dann doch den verkehrstechnischen Rahmenbedingungen geschuldet. Japanische Metropolen wie Tokio, Osaka oder Hiroshima drohen in besonderem Maße am Verkehr zu ersticken, zudem herrscht in den extrem dicht besiedelten Städten ein geradezu dramatischer Mangel an Parkplätzen.

Staatliche Förderung

Deshalb fahren die Kei-Cars unter dem Schutzschirm staatlicher Fördermaßnahmen, die sich beispielsweise in Vergünstigungen bei Steuern, Mautgebühren und Parkkosten manifestieren. Zudem müssen Besitzer solcher Kleinstfahrzeuge in vielen Großstädten nicht den ansonsten erforderlichen Stellplatz nachweisen. Und so sind im vergangenen Jahr 2020 beachtliche 40 Prozent des japanischen Fahrzeugbestands dem Segment der Kei-Cars zuzuordnen gewesen.

Im Straßenbild machen sich die Mini-Mobile durch spezielle Nummernschilder erkennbar. Ansonsten unterliegen sie bestimmten Vorgaben: Sie dürfen nicht länger als 3,40 Meter lang (zum Vergleich: ein VW up misst 3,60 Meter) und 1,48 Meter breit sein, an Hubraum sind maximal 660 ccm erlaubt, an Leistung höchstens 47 kW/64 PS.

Von der Limousine bis zum Laster

Nachvollziehbarerweise sind die leichtgewichtigen Stadtflöhe eine Domäne japanischer Hersteller - von Suzuki etwa, Nissan, Honda oder Daihatsu. Mit erstaunlicher Kreativität holen die Autobauer das Optimum aus den geringen Abmessungen heraus. Kei-Cars gibt es mit konventionellem Antrieb und elektrifiziert, sie stehen in allen erdenklichen Daseinsformen bereit, von Roadstern über Limousinen, SUVs und Kleinst-Lastern bis hin zu den besonders beliebten, da raumökonomisch effizienten Micro-Vans. Der Kunde muss auf Luxus wie Ledersitze oder Klimaautomatik ebensowenig verzichten wie auf eine umfassende Digitalisierung.

Premiere auf der virtuellen Messe

Was man aus einem Minimum an Länge und Breite erschaffen kann, demonstriert aktuell Daihatsu. Eigentlich wollte die Toyota-Tochter seine winzigen Concept-Cars auf dem Tokyo Auto Salon präsentieren, einer Tuningmesse, die nicht mit der Auto-Ausstellung der Tokyo Motor Show zu verwechseln ist. Wie anderen Großereignissen hat Covid-19 aber auch dem Salon 2021 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb feiern die putzigen Kei-Cars, die wir in unserer Bilderstrecke vorstellen, jetzt auf einer virtuellen Ausgabe der Messe (15. bis 17. Januar) Premiere.

Ulla Ellmer