Mazda MX-30: Schöner stromern

19.6.2020, 16:23 Uhr
Mazda MX-30: Schöner stromern

© Hersteller

Als hätten sie's gewusst: Ab 1. Juli soll die Mehrwertsteuer sinken und gleichzeitig der zur Innovationsprämie beförderte Umweltbonus steigen. Da passt es ziemlich gut, dass Mazda just jetzt die Bestellbücher für den MX-30 geöffnet hat.

Der 4,40 Meter lange Crossover ist Mazdas erster Stromer, und wir finden: Er sieht sensationell gut aus. Coupéhaft elegant und doch selbstbewusst, optional in schicke Dreiton-Metallic-Lackierung getaucht, mit beplankten Radhäusern und einer dekorativen Plakette samt "Mazda"-Schriftzug an der C-Säule. 

Eine B-Säule wiederum hat der MX-30 nicht, denn der Zugang in den Innenraum erfolgt über gegenläufig öffnende "Freestyle"-Türen.

Das ist ungewöhnlich und insofern typisch Mazda, als der Hersteller aus Hiroshima gern seine eigenen Wege geht. Auch bei der Technologie: Im Falle des MX-30 bedeutet das, dass ihm nur ein verhältnismäßig kleiner 35,5-kWh-Akku mitgegeben wird. Zum Vergleich: Ein Kia e-Niro bietet bis zu 64 kWh, ein Audi e-tron gar bis zu 95 kWh.

200 Kilometer im Reichweiten-Mix

Geringere Akkukapazität geht aber auch einher mit weniger Reichweite. Und so kommt der MX-30 mit einer Batterieladung nominell (WLTP-Mix) gerade einmal 200 Kilometer weit.

"Rightsizing" nennt Mazda diese Vorgehensweise und beruft sich dabei auf Erkenntnisse aus seiner Life-Cycle-Assessment-Forschung. Die habe ergeben, dass Elektroautos mit kleineren Batterien über ihren gesamten Lebenszyklus geringere CO2-Emissionen verursachen als ihre Pendants mit XL-Akkus.

Die Entscheidung für die kleine Batterie ist also bewusst gefallen. Elektroautos, erklärt Christian Heider – Leiter Produktmarketing bei Mazda Deutschland – seien schließlich kein Fall für die Lang-, sondern für die Kurzstrecke. Pendler will man also ansprechen und überhaupt Kunden, die hauptsächlich im urbanen Bereich unterwegs sind.

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Verstehen wir ja. Und auch, dass 200 Tages-Kilometer mit den meisten Nutzerprofilen kompatibel sind. Und doch finden wir es geradezu einen Jammer, dass der MX-30 nicht probate 300 oder 400 Kilometer möglich macht. So, wie es beispielsweise ein Kia e-Niro oder Hyundai Kona Elektro (beide über 400 Kilometer Norm-Reichweite) hinkriegen.

Konzeptionell ist Mazdas Stromer schließlich kein kleines City-Auto wie etwa ein Skoda Citigo iV oder Smart EQ, sondern ein veritables, voll familientaugliches Fahrzeug mit 366 bis 1171 Litern Kofferraum, dem man längere Strecken gern zutrauen würde, zumal das Netz an Schnellladestationen doch immer engmaschiger wird.

Der MX-30 fährt sich toll

Bedauerlich finden wir den begrenzten Aktionsradius aber auch deshalb, weil sich der MX-30 wirklich toll fährt. Als Antriebsquelle nutzt er einen 107 kW/145 PS starken Elektromotor, der ein maximales Drehmoment von 271 Newtonmetern entwickelt. Vom Fleck weg gleitet der Crossover zoomstark von dannen, da ist er ganz Elektroauto, der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt in 9,7 Sekunden. Sportlich carvt der MX-30 über die kurvenreichen Strecken des Bergischen Lands, die wir auf unserer ersten Ausfahrt unter die Räder nehmen, zu jedem Zeitpunkt fühlt sich das sicher und souverän an.

Vier Rekuperationsstufen dienen der Bremsenergie-Rückgewinnung, das nutzen wir bei Ortsdurchfahrten und auf Bergabpassagen. Der prüfende Blick aufs Display zeigt, dass so gleich ein paar zunächst verlorengegangene Reichweiten-Kilometer wieder aufgefüllt werden. Auf der Autobahn schmilzt die Kilometer-Perspektive freilich bedenklich schnell dahin, bei Tempo 140 wird der MX-30 denn auch elektronisch eingebremst.

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Verbrauchs-Bilanz: 213 Kilometer stellte der Borcomputer zu Beginn unserer Ausfahrt in Aussicht. Die dann zurückgelegten 69 Kilometer haben nur 61 an Reichweite gekostet. Dabei meldete der MX-30 einen Stromverbrauch von 13,9 kWh, das liegt erstaunlicherweise deutlich unter dem Norm-Mix von 19,0 kWh.

Verzichtbar finden wir übrigens das synthetische Innenraumgeräusch, das dem eines Verbrenners ähneln soll. Aber wozu? E-Auto ist E-Auto und macht kein Geräusch, Punkt, ist doch gut so! Der mit steigendem Tempo (wenn auch dezent) ansteigende Tonfall führt nur zu dem diffusen Gefühl, jetzt aber hochschalten zu müssen und nimmt dem MX-30 subjektiv etwas von seiner mühelosen elektrischen Eleganz. Denkbar ist, dass sich das Geräusch zu einem späteren Zeitpunkt abschalten lässt, wir hoffen darauf.

PET-Flaschen recycelt

Ansonsten aber ist der Passagierbereich ein Wohlfühlort, loungeartig und mit modernem Öko-Touch eingerichtet.  Über die Kork-Applikationen mag man geteilter Meinung aus, uns erschienen sie ein bisschen so, als hätte man einen Ikea-Untersetzer zerschnippelt und dann im MX-30 verklebt. Sehr schön aber die Türverkleidungen, die aus alten PET-Flaschen entstanden sind, auch die frei schwebende Mittelkonsole ist ein schickes Stilelement. Neu bei Mazda ist der 7-Zoll-Touchscreen zur Bedienung der Klimaanlage.

Und wie sieht es mit dem Laden aus? So: Der MX-30 beherrscht DC-Gleichstrom-Schnellladen mit 50 kW, dazu nutzt er den inzwischen weit verbreiteten CCS-Standard und befüllt seinen Akku innerhalb von 30 bis 40 Minuten zu 80 Prozent.

Ansonsten kann der Japaner auch an der Haushaltssteckdose andocken, Ladezeit hier zehn bis zwölf Stunden. Und natürlich an den üblichen Wallboxen beziehungsweise AC-Wechselstrom-Ladesäulen. Wissen muss man allerdings, dass der MX-30 nur eine Ladeleistung von 6,6 kW besitzt und lediglich einphasig lädt. Heißt beispielsweise für eine 11-kW-Wallbox: Weil nur eine von drei Phasen genutzt wird, zieht der E-Crossover hier nicht mehr als 3,7 kW (11 geteilt durch 3). An der 22-kW-Station würde er es auf 7,3 kW bringen, die er – siehe Ladeleistung von 6,6 kW - aber nicht ganz ausschöpft. Mazda nennt fürs Wechselstrom-Laden mit 22 kW folgende Ladezeiten: 4 bis 5 Stunden auf 80 Prozent, 7 bis 8 Stunden auf 100 Prozent.

Denkbar ist es, sagt Mazda, dass dreiphasiges Laden später als Option angeboten wird.

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Und noch über eine weitere Möglichkeit denkt man ernsthaft nach: Im Motorraum wäre noch viel Platz. Warum also nicht einen Range-Extender unterbringen, ein Wankelmotor würde dann Strom für ungefähr 200 Kilometer zusätzlicher Strecke generieren. 2021 könnte eine solche zweite Version des MX-30 Wirklichkeit werden.

Üppige Ausstattung

Eine erfreuliche Rechnung darf der Kunde beim Preis aufmachen. Die Mehrwertsteuersenkung um drei Prozent gibt Mazda weiter, daraus hat sich für das üppig ausgestattete Basismodell – unter anderem Leichtmetallfelgen, Voll-LED-Scheinwerfer, Klimatisierungsautomatik, Infotainment mit Navi, Head-up-Display sowie etliche Assistenzsysteme – sowieso schon ein neuer Preis von 32.646 Euro ergeben.

Wird nun die aktuelle, voraussichtlich ab 1. Juli gewährte Innovationsprämie abgezogen – 6000 Euro vom Staat plus 3480 Euro vom Hersteller – bleiben gerade einmal noch 23.166 Euro übrig. Beim noch besser ausgestatteten "First Edition"-Modell (Matrix-LEDs, DAB-Radio, elektrisch verstell- und beheizbare Sitze) kommt man auf 23.654 Euro. Das muss ein vergleichbarer Benziner erst einmal hinkriegen.

Ulla Ellmer

 

Mazda MX-30 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, Markteinführung am 25./26. September

Wen er ins Visier nimmt: Hyundai Kona Elektro, Kia e-Niro, DS3 Crossback E-Tense, künftiger Skoda Enyak

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 107 kW/145 PS

Was er kostet: Ab 32.646 Euro, Innovationsprämie abzugsfähig