Neuer 1er-BMW: Bayerische Revolution

20.7.2019, 16:37 Uhr
Neuer 1er-BMW: Bayerische Revolution

© Hersteller

Wer hätte das gedacht? BMW wendet sich einmal mehr vom Hinterradantrieb ab - zumindest bei den kompakten Modellen. Nach dem vanartigen 2er Active Tourer kommt jetzt der neue 1er mit Frontantrieb. Weitere Überraschung: Auf das bayerische Sahnestückchen, den Sechszylinder in der Motorenpalette, verzichten die Münchner bei ihrem Einstiegsmodell ebenfalls. Zudem wird nur noch der Fünftürer angeboten, der Dreitürer entfällt. Am 28. September beginnt die Auslieferung des technisch eng mit dem Mini verwandten 1ers, dies zu Preisen ab 28.200 Euro für den 118i. Das Topmodell M 135i xDrive, eine echte Fahrmaschine, kostet 48.900 Euro. 

Von der Seite soll das Auto bereits "im Stand aussehen wie ein Sprinter beim Start", sagen die Designer. Erreicht wird das Ziel unter anderem durch eine fließende Silhouette und betonte Radhäuser. An der Front fällt die größere BMW-Niere auf, besonders markant ist sie mit Gitternetz beim Topmodell.

Im Innenraum wirkt die fahrerorientierte und übersichtliche Armaturentafel stilprägend. Auffällig ist das große, zentrale Display. Der Frontantrieb und die jetzt quer eingebauten Motoren bringen Vorteile beim Raumangebot für die Passagiere, das bedeutet im Vorgängervergleich mehr Beinfreiheit im Fond und mehr Ellbogenfreiheit hinten und auch vorn. Ins Gepäckabteil passen 380 Liter, das sind 20 Liter mehr als bislang.   

Abschied vom Sechszylinder

Zunächst werden zwei Benziner angeboten: der BMW 118i (103 kW/140 PS) und der M 135i xDrive (225 kW/306 PS), letzterer der stärkste Vierzylindermotor der BMW-Gruppe. Außerdem drei Diesel, der 116d (85 kW/116 PS) ab 30.910 Euro, der 118d (110 kW/150 PS) ab 32.400 Euro und der 120d xDrive mit 140 kW/190 PS für 38.400 Euro. Den Sechszylinder hat BMW aus dem Programm genommen, weil er nur noch einen Bestellanteil von drei Prozent hatte, heißt es. Die von der BMW-Tochter Mini stammenden 1,5-l-Motoren begnügen sich mit drei Zylindern, die Zweiliter-Aggregate haben vier „Töpfe“. Im genormten Mix ist der 116d mit einem Verbrauch von 3,8 bis 4,2 l/100 km der Sparsamste, das Topmodell M 135i konsumiert je nach Ausführung 6,8 bis 7,1 l/100 km (ab 155 g/km CO2).

Neuer 1er-BMW: Bayerische Revolution

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Das Spitzenmodell garantiert die "Freude am Fahren" am besten: 450 Newtonmeter stehen über ein breites Drehzahlband zur Verfügung, das bedeutet selbst in niedrigen Touren Kraft fast ohne Ende. Zurückhaltend gefahren, verbraucht der M 135i wie im genormten Mix um die sieben Liter auf 100 Kilometer. Aber für Bummelfahrten kauft sich wohl keiner die stärkste Version. Der sportive Fahrer lässt es eher knackig angehen und nutzt auf kurvenreichen Strecken das Differenzial mit konstant 39 Prozent Verriegelung unter Last, wobei die Hinterräder bis 50 : 50 zugeschaltet werden. Geschaltet wird über eine serienmäßige Achtgang-Automatik, in die auch die neue mechanische Torsen-Differenzialsperre integriert ist - Rennstartmodus inklusive. Außerdem sprechen die M-Sportlenkung und die M-Sportbremse noch spontaner an.

Versteift hat BMW die Karosserie durch Maßnahmen an Vorder- und Hinterachse - dort mit Hilfe von sogenannten Bumerang-Streben. Zur besseren Traktion dient die Radschlupfbegrenzung ARB der "normalen" Modelle: Sie reagiert schneller und harmonischer denn je, zu starkes Abbremsen eines Rades wird vermieden. Bei den Fahrten mit dem 118d ist uns aufgefallen, dass beim starken Beschleunigen mit eingeschlagenen Rädern aus sehr niedrigen Geschwindigkeiten leichte Antriebseinflüsse in der Lenkung spürbar werden, selbst auf trockener Fahrbahn. Stärkere Modelle profitieren freilich vom Allradantrieb. Zum Fahrwerk: Der Fahrer kann von "Comfort" bis "Sport" seine Wunscheinstellung finden. Beim optionalen (und im M 135i serienmäßigen) M-Sportfahrwerk ist das Fahrzeug um zehn Millimeter abgesenkt.

Der Rückfahrassistent hilft aus der Patsche

Bei den Assistenzsystemen gehört der 1er jetzt zu den Führenden im Segment. Serienmäßig sind Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion und die Warnung vor einem Verlassen der Spur mit aktiver Lenkführung an Bord.  Premiere in der Kompaktklasse hat der Rückfahrassistent; er steuert die letzten gefahrenen 15 Meter selbstständig wieder zurück. Klingt kryptisch, macht aber Sinn, was sich wohl jeder vorstellen kann, der sich schon einmal in einer engen Zufahrt "festgefahren" hat.

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Etliches mehr lässt sich gegen Aufpreis ordern, darunter (neben der verkehrsabhängigen Geschwindigkeitsregelung und dem Assistenten für Spurwechsel, Heckkollision und Querverkehr) das übersichtliche Head-up-Display, das allerdings in allen Versionen 900 Euro kostet. Extra berechnet werden auch Details wie die neu gestalteten LED-Scheinwerfer für 900 Euro, serienmäßig sind sie nur beim Spitzenmodell.

Entriegeln per Smartphone

Umfangreich vernetzt sind heute freilich alle neuen Modelle. Optional bieten die Bayern beim Einser sogar das Entriegeln, Verschließen und Motor-Starten per Smartphone an.  

Für BMW ist der 1er eine erfolgreiche Baureihe. Immerhin wurden vom Golf-Kontrahenten bislang fast 2,5 Millionen Einheiten gebaut. Auch der nächste 2er-BMW wird die neue Frontantriebsplattform verwenden; zusätzlich soll es nach Herstellerangaben aber weiterhin heckgetriebene Versionen geben.

Ingo Reuss

BMW 1er in Kürze:

Wann er kommt: Auslieferung ab 28. September

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes A-Klasse, Audi A3, VW Golf

Was ihn antreibt: Benziner mit 103 kW/140 PS und 225 kW (306 PS), Diesel mit 85 kW (116 P, 110 kW (150 PS) und 140 kW (190 PS)

Was er kostet: Ab 28.200 Euro

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