Subaru Forester: Aus Boxer wird e-Boxer

29.2.2020, 12:58 Uhr
Subaru Forester: Aus Boxer wird e-Boxer

© Hersteller

Jörg Kracke war nur mäßig amüsiert. "Die Kiste", hatte dieser Moderator  gesagt, zum wiederholten Male schon, und dabei den Forester 2.0 ie gemeint, den es den anwesenden Pressevertetern vorzustellen galt. "Die Kiste", stellte Kracke – Leiter Kundendienst bei Subaru – daraufhin klar, sei "eines unserer beliebtesten Autos", auf das man "unheimlich stolz" sei, "seit 23 Jahren schon".

Punkt! Tatsächlich gehört der Forester seit 1997 zum Kern der Marke Subaru. Seine Karriere hat er dereinst als robuster Allrad-Kombi begonnen, heute hat er sich zu einem veritablen SUV von 4,63 Metern Länge ausgewachsen.

Arbeiter statt Poser

Und bevor die drei Buchstaben den Wutbürger in Sachen Auto auf den Plan rufen: Der Forester darf ruhig Gnade vor den Augen solcher Kritiker erfahren. "Die Leute wollen mit ihm nicht posen!", sagt Subaru-Sprecherin Andrea Wolf, man hört das Ausrufezeichen förmlich heraus. Wir haben schon verstanden: Wer einen Forester fährt, will damit nicht vor dem Edel-Italiener Eindruck schinden, sondern geht häufig einem Hobby oder einem Beruf nach, bei dem er es sich schlicht nicht leisten kann, im Schlamm steckenzubleiben – als Jäger beispielsweise, Landwirt oder Forstschaffender.

5868 Autos hat Subaru im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt zugelassen, damit ist die Marke als Nischenhersteller eingeordnet und profitiert von einer nachsichtigen Sonderregelung in Sachen CO2. Dennoch sind Strafzahlungen an die EU zu befürchten. Grund, die Sache mit der Teilelektrifizierung jetzt anzupacken und den Forester zum Mildhybriden zu machen.

Subaru Forester: Aus Boxer wird e-Boxer

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Etwas Besonderes ist der Forester 2.0 ie schon deshalb, weil auch er den markentypischen Boxermotor unter der Haube trägt, konkret mit 110 kW/150 PS und 194 Newtonmetern Drehmoment. Diese Maschine wird jetzt zum "e-Boxer" upgegradet. Außerdem geht die Mildhybridtechnologie über die üblichen 48-Volt-Lösungen hinaus, denn der an Bord befindliche 0,6-kWh-Akku arbeitet sogar mit 118 Volt.

Wohlgemerkt: Ein Mildhybrid ist keiner zum Stromfassen an der Steckdose. Stattdessen lädt sich die Lithium-Ionen-Batterie während der Fahrt auf, mit Hilfe von Rekuperation und überschüssigem Drehmoment. Rein elektrisches Fahren funktioniert deshalb nur innerhalb sehr enger Grenzen. So kann der Forester 2.0 ie maximal 1,6 Kilometer weit und bestenfalls 40 km/h schnell stromern, und auch das nur mit sensiblem Gasfuß, denn in der Praxis meldet sich schon nach wenigen Metern der Verbrenner zum Dienst. Angefahren wird aber immer elektrisch.

Stufenlose Lineatronic

Der im Gehäuse der stufenlosen "Lineatronic"-Automatik integrierte E-Motor mit seinen 12 kW/16 PS und 66 Newtonmetern greift dem Boxer unterstützend unter die Arme. Vor allem im Gelände – wo sich der mit permanentem Allradantrieb und verschiedenen Fahrmodi ausgestattete Forester ebenso professionell wie unerschrocken durchschlägt – ist der Fahrer dankbar über den neuen, vom Fleck weg bereitstehenden Extra-Schub. 

Der Reisetauglichkeit tut die neue Technik keinen Abbruch, in den Kofferraum passen 509 bis 1071 Liter, und der Forester darf 750 kg (ungebremst) bzw. 1870 kg (gebremst) an den Haken nehmen.
Den WLTP-Normverbrauch beziffert Subaru übrigens mit 8,1 l/100 km. Uns nannte der Bordcomputer mindestens eine 9 vor dem Komma. Hier gilt es auch das vergleichsweise hohe Fahrzeuggewicht (1,7 Tonnen) zu berücksichtigen.

Subaru Forester: Aus Boxer wird e-Boxer

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Angenehm hoch sitzt man im Forester, der Blick auf Straße oder Waldweg erfolgt von oben herab, ein echtes SUV halt. Materialauswahl und Verarbeitung fallen solide aus. Konservativ die Instrumentierung: Ein volldigitales Cockpit gibt es nicht, wohl aber gleich zwei Monitore, über dem großen fürs Multimediassystem dient ein zweiter, kleinerer und auf Augenhöhe angeordneter Screen weiterer Informationsfindung.


Am Subaru Forester 2.0 ie gefiel uns das unproblematische Fahrverhalten mitsamt des gut eingespielten Miteinanders von E-Motor und Boxer, ferner das Sicherheitssystem "Eyesight" und das Fahrer-Erkennungsystem, das den Fahrer über eine Cockpitkamera im Auge behält und Alarm schlägt, wenn er den Blick von der Straße wendet oder wenn ihm vor Müdigkeit gar die Augen zufallen. Weniger anfreunden konnten wir uns mit dem überfrachteten Lenkrad und der Lineatronic, die beim Beschleunigen gern "herunterschaltet" und dem Motor dann ein unschönes Arbeitsgeräusch abnötigt.

Viel Ausstattung an Bord

Im Vergleich zum nicht-hybridisierten Vorgänger ist der Forester um 3000 Euro teurer geworden, auch mit der verbesserten Ausstattung habe das zu tun, sagt Subaru. Mindestens 34.990 Euro werden somit aufgerufen. Dem Basismodell gibt Subaru unter anderem beheizbare Außenspiegel, Zweizonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Audiosystem (unter anderem mit DAB+-Digitalradio), LED-Scheinwerfer, das Eyesight-System und einen radargestützten Spurwechsel-, Totwinkel- und Querverkehrsassistenten mit. Da kann man nicht meckern, von wegen "Kiste".

Als nächsten Elektrifizierungs-Schritt bekommt auch der kleinere Crossover "XV" den e-Boxer. In den USA bietet Subaru mit dem "Crosstrek" – er ist weitgehend mit dem XV identisch – sogar einen Plug-in-Hybriden an. Und in etwa drei Jahren soll der erste vollelektrische Subaru auf die Straße rollen – mit Schützenhilfe aus dem Baukasten von Toyota.

Ulla Ellmer

Subaru Forester in Kürze:

Wann er kommt: Offizielle Markteinführung am 7. März, erste Fahrzeuge werden bereits ausgeliefert

Wen er ins Visier nimmt: Kia Sportage, Toyota RAV4, Nissan X-Trail, Honda CR-V, VW Tiguan etc.

Was er leistet: 2.0-l-Vierzylinder-Boxer mit 110 kW/150 PS, Elektromotor mit 12 kW/16 PS

Was er kostet: Ab 34.990 Euro