US-Zölle: Was Donald Trump nicht erwähnt

16.6.2018, 20:28 Uhr
US-Zölle: Was Donald Trump nicht erwähnt

© AFP

Dass US-Präsident Donald Trump keinen Mercedes mehr auf New Yorks 5th Avenue sehen möchte, hat sich hinlänglich herumgesprochen. "Wir werden Mercedes-Benz mit Zöllen belegen, wir werden BMW mit Zöllen belegen", dröhnt und droht der Mann aus dem Weißen Haus. Dabei scheint es sich ihm noch immer nicht erschlossen zu haben, dass ein guter Teil der deutschen Premium-Automobile gar nicht aus Stuttgart, Dingolfing oder Wolfsburg stammt, sondern aus Trumps eigenem Land, gefertigt von US-Bürgern, die bei BMW, Mercedes und Volkswagen zu Tausenden in Lohn und Brot stehen.

Über 370.000 X-Modelle aus South Carolina

Es ist schon wahr: Die EU berechnet für Autos aus den USA zehn Prozent Zoll, während die USA umgekehrt für deutsche Fahrzeuge nur 2,5 Prozent veranschlagen. Deshalb lässt Trump jetzt prüfen, ob der Import von Autos aus Gründen der nationalen Sicherheit mit einem Schutzzoll von 25 Prozent belegt werden kann. Dabei übersieht der Präsident geflissentlich, dass der größte Autoexporteur der USA nicht etwa Ford oder General Motors heißt, sondern BMW. 2017 hat die bayerische Marke in ihrem US-Werk Spartanburg/South Carolina 371.000 SUVs der Baureihen X3, X4, X5 und X6 gebaut. 70 Prozent dieser Fahrzeuge gehen in den Export, meist werden sie von Charleston aus verschifft, auch in die EU natürlich, wo dann die genannten zehn Prozent Einfuhrzoll fällig werden. Umgekehrt wird in den USA Zoll auf die Motoren für die X-Modelle draufgeschlagen, denn sie kommen aus Bayern und dem österreichischen Graz.

Auch wenn die beliebten Limousinen der 3er-Reihe (derzeit BMWs Bestseller auf dem US-Markt) sowie der 5er- und 7er-Reihe nach wie vor in die USA importiert werden, so produziert BMW unterm Strich immer noch mehr Autos in South Carolina, als man "drüben" verkauft.

Das Werk Spartanburg ist inzwischen die weltweit größte Fertigungsstätte von BMW. Begonnen hat alles 1994 mit dem 318i, es folgten die Roadster Z3 und Z4. Heute laufen ausschließlich die genannten X-Modelle vom Band, demnächst kommt der große Siebensitzer X7 dazu. Akribisch achtet man darauf, zu 70 bis 80 Prozent einheimischen Stahl und einheimisches Aluminium zu verwenden.

Jobmaschine: BMW beschäftigt in seinem Werk Spartanburg rund 10.000 Menschen.

Jobmaschine: BMW beschäftigt in seinem Werk Spartanburg rund 10.000 Menschen. © BMW

Größter Arbeitgeber der Region

Fast neun Milliarden Dollar hat BMW schon in sein US-Werk investiert, in der Region ist man der mit Abstand größte Arbeitgeber. "Als wir 1992 angekündigt haben, in Spartanburg zu produzieren, hatte das Umland gerade 70.000 Jobs verloren", erinnert sich BMW-Sprecher Steve Wilson. Anfangs gab man 600 Menschen Arbeit, daraus sind inzwischen 10.000 geworden, weitere tausend Stellen sollen bis 2021 geschaffen werden. Dabei bleibt es aber nicht. Auch bei BMW "erzeugt jeder Job drei weitere in der Region", wie Wilson mit Hinblick auf Zulieferer wie Michelin sagt. Es geht der Gegend ersichtlich gut, schmucke Häuser, kultivierte Gärten, keine Trailer-Parks, stattdessen gepflegter Wohlstand.

Auch Mercedes und VW schaffen Jobs

Auch Mercedes und VW sind längst große Investoren und Arbeitgeber in den USA. Mercedes hat 2017 von 3.700 Mitarbeitern über 286.000 Modelle (GLE, GLS, GLE Coupe, C-Klasse) im Werk Tuscaloosa/Alabama bauen lassen, 70 Prozent der SUVs gehen in den Export, damit ist Mercedes nach BMW der zweitgrößte Auto-Exporteur der USA. VW wiederum beschäftigt in Chattanooga/Tennessee rund 3.000 Menschen, die 2017 etwa 140.000 Exemplare des US-Passat und des großen Siebensitzer-SUVs Atlas produziert haben.

Sollte Trump seine Zoll-Drohung wahrmachen, so würde das den deutschen Autobauern zwar weh tun, durch ihre lokalen Produktionsstätten haben sie sich aber auch gut abgesichert. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hat unterdessen einen eigenen Lösungsvorschlag eingebracht: Sein Präsident Bernhard Mattes forderte, auf beiden Seiten die Zölle abzuschaffen.

Ulla Ellmer

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