VW Arteon 2.0 TDI im Fahrbericht

1.4.2021, 21:58 Uhr
VW Arteon 2.0 TDI im Fahrbericht

© Hersteller

Wie er aussieht: Sehr gut. Der Arteon ist das, was man gemeinhin einen Gran Turismo nennt, keine klassische Limousine, aber auch kein Coupé, sondern eine gelungene Symbiose aus beidem. Kurz nachdem der glücklose Phaeton im Jahr 2016 beerdigt worden ist, hat der Arteon – sieht man einmal vom Top-SUV Touareg ab – die Rolle des Flaggschiffs im VW-Programm übernommen. Elegant gibt er sich, präzise die Linienführung, tief senkt sich die große Motorhaube über den breiten Kühlergrill mit der durchgehenden Lichtleiste und den markanten Chrom-Querstreben, in schöner Schräge fällt die Dachlinie nach hinten ab. Mit veritablen 4,87 Metern Länge streckt sich der Arteon um knapp zehn Zentimeter über den Passat hinaus. Als Alternative zum Fastback bietet VW seit dem vergangenen Jahr das Kombi-Coupé Arteon Shooting Brake an.

Wie er eingerichtet ist:  Premiumaffin und so sorgfältig verarbeitet, wie man es von den Produkten aus dem Volkswagen-Konzern kennt. Ab "Elegance"-Ausstattung schmücken sich Instrumententafel und Türverkleidungen mit Edelholz-Dekoreinlagen, natürlich gibt es auf Wunsch belederte Sitzmöbel mit Massage- und Belüftungsfunktion sowie ein schick technoides Ambientelicht. Serienmäßig stellt der Arteon das Informationsbedürfnis seines Fahrers über ein Digital-Cockpit zufrieden, im Multifunktionslenkrad sitzen kleine Touchflächen, die man nach kurzer Eingewöhnungszeit gerne nutzt. Die optionale Rückfahrkamera überträgt ein kristallklares Bild, gut so, denn die Sicht nach hinten fällt eher mau aus. Wer einen Anhänger in Schlepp nimmt, dem erleichtert eine Draufsicht auf die Deichsel das Ankuppeln.

VW Arteon 2.0 TDI im Fahrbericht

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Um die in VW-Modellen neuerer Bauart allgegenwärtigen und eher unpraktischen Slider der Klimatisierung kommt auch der Arteon nicht herum, anders als beispielsweise im Golf sind sie aber beleuchtet. Ab Werk werden ein Navi und der Anschluss ans Web verbaut. Die Sprachsteuerung zeigt sich weitestgehend kooperativ, in natürlicher Sprache formulierte Befehle sind bei unserem Testwagen nicht auf Verständnis gestoßen, statt "ich habe Hunger" mussten es eine klare Ansage sein, "suche Restaurants!" also. Des Edel-Ambientes unwürdig ist die kleine Plexiglasscheibe, die als Projektionsfläche des Head-up-Displays (550 Euro) dient.

Wie viel Platz er hat: Dem langen Radstand (2,84 Meter) verdanken die Passagiere fürstliche Platzverhältnisse. Im Fond sitzt es sich auch zu dritt noch bequem, an Fußraum mangelt es nur dem mittig Platzierten. Misstrauisch haben wir zunächst die Dachschräge ins Auge gefasst, anders als geargwöhnt beeinträchtigt sie aber die Kopffreiheit der Hinterbänkler nicht. Üppig das Gepäckabteil: 563 Liter beträgt das Fassungsvermögen, bei umgeklappten Rücksitzlehnen ergeben sich 1557 Liter, die Ladefläche misst 2,09 Meter. Ab "Elegance" gibt es eine praktische Durchreiche, auch langes Ladegut wie Skier lässt sich so easy unterbringen.

Extra zu bezahlen sind die Dreizonen-Klimaautomatik und die elektrische Heckklappe, die praktischerweise automatisch schließt, wenn sich der Herr (oder die Frau) über den Arteon samt Schlüssel vom Fahrzeug entfernt.   

VW Arteon 2.0 TDI im Fahrbericht

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Was ihn antreibt: Als großer Wagen ist der Arteon auch als Reisebegleiter für die Langstrecke konzipiert, und so darf, ja muss der Diesel hier noch bleiben, selbst wenn es die inzwischen unvermeidliche Alternative mit Plug-in-Hybridantrieb (eHybrid) gibt. Der Selbstzünder mit 147 kW/200 PS markiert die leistungsstärkere von zwei Ausbaustufen des Zweiliter-Vierzylinder-TDIs, der mit der Zusatzbezeichnung "SCR" auf die beiden Stickoxid-Killer der Twindosing-Abgasreinigung hinweist.

Zum Arteon passt dieser mit einem fein und schnell schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombinierte TDI gut. Eine kleine Anfahrschwäche gilt es zu verzeihen, dann aber entfalten sich das üppige Drehmoment (400 Newtonmeter) sowie die Leistung souverän und es geht kraftvoll-zügig voran, unter jenem Quantum sonoren Diesel- Sounds, den die effektive Geräuschdämmung zu den Ohren vordringen lässt.

Damit auch dies nicht unerwähnt bleibt: Der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt in 7,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 237 km/h.

Wie er sich fährt: So, dass man stets das Gefühl hat, in einem verlässlich sicheren und gut federnden Langstrecken-Cruiser zu sitzen. Querfugen bleiben nicht unbemerkt, das muss gesagt werden, grundsätzlich aber ist der Arteon ein sehr komfortables Fahrzeug, das auch bei hohem Tempo die Contenance der Business-Class bewahrt. Kurven greift der Wolfsburger Fastback mit durchaus leichtfüßiger Präzision an. Vielerlei Kompetenzen sind im optionalen Travel Assist gebündelt, er ermöglicht beispielsweise teilautomatisiertes Fahren bis 210 km/h, hilft bei der Fahrt durch Baustellen und passt die Geschwindigkeit automatisch an Kurven, Kreisverkehre, Ortsdurchfahrten und Tempolimits an, so bleibt das Flensburg-Konto punktesauber.

Was er verbraucht: Wir haben den Arteon im Schnitt mit 6,6 l/100 km bewegt, unsere Sparrunde ergab sogar einen Wert von 5,1 l. Für ein so großes und starkes Auto ist das aller Ehren wert. Dass der große 66-l-Tank Reichweiten von über 1200 Kilometern ermöglicht, unterstreicht die Qualifikation als Reisewagen um ein weiteres.

VW Arteon 2.0 TDI im Fahrbericht

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Was er bietet: Wer sich für den 200-PS-Diesel entscheidet, muss mindestens das mittlere Ausstattungslevel "Elegance" buchen. Kleiner Auszug aus dem, was dann mitgeliefert wird: Digital-Cockpit, Navi "Discover Media" mit Streaming und Internet, Keyless-Access, Klimaanlage, Sitzheizung, Verkehrszeichenerkennung, Fahrprofilauswahl, Leichtmetallräder.

Was er kostet: Ab 47.925 Euro.

Was wir meinen: Der Arteon 2.0 TDI ist ein ebenso eleganter wie effizienter Reisewagen, der sich auch aufgrund seiner Geräumigkeit das Label Business Class verdient. Dass VW ihn dort verortet, zeigt allerdings auch die Preisgestaltung.

Ulla Ellmer

 

Die Daten des VW Arteon 2.0 TDI 

Hubraum 1968 ccm, Zylinder 4, Leistung 147 kW/200 PS bei 3500/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 1750 - 3500/min, Spitze 237 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,9 sec, Normverbrauch WLTP kombiniert 5,2 l D/100 km, Testverbrauch 6,6 l D/100 km, CO2-Emission 137 g/km, Schadstoffklasse Euro 6 AP, Energie-Effizienzklasse A, Länge 4,86 m, Breite 1,87 m, Höhe 1,46 m, Kofferraum 563 bis 1557 l, Kraftstoff-Tank 66 l, Leergewicht 1648 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2200 kg, Zuladung 448 - 640 kg, Anhängelast 2200 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 17 (KH), 23 (VK), 25 (TK). Preis ab 47.925 Euro.