Auf dem Rockthron

Am Ende waren es ganz stille Sieger, die staunend vor dem Rockthron standen – und erst mal gar nicht darauf Platz nehmen wollten, weil sie so überrascht waren. Leak sind Sieger der NN-Rockbühne 2015. Das PostPop- Rock-Sextett aus Nürnberg darf kommenden Sommer bei Rock im Park auftreten. Auf dem 2. Platz landete das Bluesfunk-Trio Filistine aus Neumarkt.

Manchmal ist es so ein Gefühl. In diesem Fall wollte die Jury von Mittelfrankens größtem Nachwuchs-Bandwettbewerb die Nürnberger PostPopRock-Formation Leak gerne noch mal sehen: im Finale, mit Abstand. Weil die Jurymitglieder in der Vorrunde das Gefühl hatten, dass da etwas Besonderes heranreift.

Als die Band in der Endwertung tatsächlich punktgleich auf dem 4. Platz landete und eigentlich gelost hätte werden müssen, wer von den beiden Anwärtern ins Finale einziehen darf, war die Entscheidung schnell getroffen: 2015 werden es fünf statt – wie sonst – vier Finalisten.

Und Leak enttäuschte nicht. Für die, die die Band in der Vorrunde erlebt hatten, war der Sprung enorm: Damals standen da sechs schüchterne Jungmusiker in selbst bemalten weißen T-Shirts auf der Bühne und offenbarten viel Potenzial.

Das halbe Jahr seitdem haben Nadine Bold (Gesang), Florian Achtziger (Gesang, Gitarre), Tim Schleicher (Gitarre, Keyboards), Timo Spiekermann (Keyboards, Samples), Jakob Seifert (Bass) und Fabian Schlegel (Schlagzeug) intensiv genutzt: Was da nun auf der Bühne steht, ist ein ernstzunehmender Indie-Entwurf, den die stilistische Selbsteinschätzung „PostPopRock“ gut beschreibt.

Leak sind nicht nur musikalisch zusammengewachsen, sondern auch ernster und trauriger geworden, was ihnen super steht. Experimentell, gerne elektronisch und mit viel Tiefe geht es zur Sache.

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nordbayern.de

22.11.2015, 16:45 Uhr

Leak siegen! Finale der NN-Rockbühne 2015 im Hirsch

Filistine werden die NN-Rockbühne auf dem Taubertal Festival 2016 in Rothenburg ob der Tauber vertreten. Und auch da darf man sich freuen, denn der rockig-entspannte Bluesfunk von Samuel Meier (Gesang/Bass), Om Hari Lasar (Gesang/E-Gitarre) und Jonas Böhm (Schlagzeug) passt perfekt ins grüne Ambiente eines der schönsten Sommer Open Airs der Republik.

Die drei Neumarkter wiederholten im Hirsch ihren Überraschungsauftritt aus der Vorrunde und präsentierten sich erneut ungemein geschmeidig, spielfreudig und eingegroovt. 70s Coolness irgendwo zwischen Jimi Hendrix und den frühen Dire Straits, die einfach nur lässig kommt und live vom Fleck weg zündet. Glückwunsch!

Musiker verblassen

© Christian Deckelmann

Ebenfalls im Trio traten The Variety Show aus Forchheim an, im Gegensatz zur Vorrunde diesmal mit einem Bassisten, was bei einer Ausrichtung als klassisches Power-Trio die Sache rund macht – vor allem, wenn der Sound derart auf ein Bandformat zugeschnitten ist wie hier.

Im Fall von The Variety Show läuft jedoch trotzdem nach wie vor alles auf Milan Lukaschek hinaus. Der Sänger und Gitarrist zaubert auf der Hirsch-Bühne furiose Soli, startet einen intensiven Solo-Spot, bei dem er sich emotional reichlich nackig macht.

Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem Bandchef nicht vorwerfen: Er ist die Show. Die Musiker an seiner Seite verblassen jedoch. Was schade ist, weil The Variety Show nicht als Band rüberkommen.

© Christian Deckelmann

Bleiben die beiden harten Kapellen im Aufgebot. Noch einen Tick souveräner und kompakter als in der Vorrunde präsentierten sich Smash Your Foes und schmetterten ihren Melodic Hardcore mit Verve in den Saal und in die tobende Menge vor der Bühne. Fette Stromgitarren, starke Singalongs, steter Wechsel zwischen klarem und geschrienem Gesang, auch optisch sitzt jede Pose. Das ist alles prima gemacht, hat jedoch keinerlei Eigenständigkeit.

Mangelnde Vielseitigkeit kann man Eden’s Decay aus dem fränkischen Seenland nicht vorwerfen. Das Quartett hielt die Heavy-Metal-Fahne hoch: mit melodischem Death Metal, der ständig Haken schlägt und seine Richtung ändert, jedoch auch ebenso zerfahren wirkt.

© Christian Deckelmann

Leider wird hier, wie so oft in den einschlägigen Metal-Subgenres, im scheinbaren Baukastensystem komponiert: Hier ein Akustik-Intro, dort ein Mosh- oder Blastpart. Nur der rote Faden, der Zusammenhang zwischen all diesen (für sich genommenen netten) Versatzstückstücken will sich einem nicht so recht erschließen. Optisch sieht das indes prima aus: Gunzenhausens most headbanging Band präsentiert sich auf der Hirsch-Bühne geschlossen und kompakt.

Fazit: Saustarker Rockbühne-Jahrgang! Alle fünf Bands fahren ein hohes Niveau, man wird von ihnen hören – von Eden’s Decay und The Variety Show am Samstag, 28. November, im E-Werk Erlangen im Finale des Erlanger Newcomerwettbewerbs. Smash Your Foes, Eden’s Decay und The Variety Show wurden noch in der Finalnacht für das Eber-Hart-Festival 2016 in Treuchtlingen gebucht.