"Bei uns geht auch ohne Sänger die Post ab"

3.4.2017, 12:06 Uhr

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Wie soll das Kind heißen? In den Besprechungen, die Pygmalion bislang in Musikmagazinen bekommen haben, fand sich ein abenteuerliches Namedropping, sprich: die absonderlichsten Vergleiche und Referenzen.


Doch auch die Band selbst tut sich schwer, den eigenen Sound unter einem griffigen Schlagwort zu verorten. Die Musiker nennen es Prog Metal, aber auch nur mangels eines besseren Begriffs. Wer da an Dream Theater und Fates Warning denkt, ist schon komplett auf dem Holzweg. Stattdessen darf das Buzzword „Post“ auch bei Pygmalion nicht fehlen, in diesem Fall also Post Metal – oder Post Prog Metal?


Wie auch immer. Die Tatsache, dass jedes der vier Bandmitglieder aus einer anderen musikalischen Ecke kommt und unterschiedliche Einflüsse mitbringt, macht die Geschichte nicht leichter. „Gemeinsam Musik hören wird schwierig“, sagen die Musiker. An Schnittmenge bleibt da außer Tool und Slayer nicht viel.


Rein instrumental


Und dann gibt es da noch ein weiteres Problem: Pygmalion haben keinen Sänger, sind rein instrumental unterwegs. Wir schreiben zwar das Jahr 2017, aber in der Rockmusikszene ist das offenbar immer noch ein Problem – zumindest hören das die Franken regelmäßig von Booking-Agenten und Fachmenschen aus dem Business. „Der Sänger ist halt oft das Aushängeschild“, sagt Schlagzeuger Ric.

„Irgendwer muss anscheinend im Vordergrund stehen, deshalb wollen viele einen Frontmann. Oder es ist die Angst, dass der Partyfaktor fehlt, weil man nicht mitgröhlen kann. Wobei sich bislang noch keiner beschwert hat, dass auf unseren Konzerten nicht genug die Post abgehen würde.“
Dabei sind instrumentale Rockbands vielleicht immer noch un-, zumindest aber nicht mehr außergewöhnlich. Die Kollegen von My Sleeping Karma aus Aschaffenburg zum Beispiel – ebenfalls fernab von Strophen und Refrains unterwegs – haben erst diese Woche den Nürnberger Musikclub Hirsch vollgemacht.


Wahrscheinlich sollte man als Instrumentalband einfach nur noch besser sein, weil man sich weniger verstecken kann. Bewusster Verzicht bedeutet ja immer auch Freiheit. Pygmalion setzen auf konzentriertes Teamplay mit Blick auf eine möglichst dichte Atmosphäre. Das Riff gibt die Richtung vor, die Gitarren erzählen die Geschichten. Das Element wird gezähmt, bleibt aber zugänglich. Die Lieder sind komplex, aber nie kopflastig – und kommen immer auf den Punkt.

Mit „Supersymmetry“ erschien voriges Jahr ein starkes erstes Album, das vorzügliche Kritiken bekam. Die elf Eigenkompositionen mit so lustigen Titeln wie „Wreckrrr“ und „Sprprtnr“ sind enorm ausgecheckt. Kein Wunder, bei der Arbeitsweise: „Wir brauchen sehr lange für ein neues Stück, manchmal bis zu drei Monate. Beim Schreiben herrscht ein ziemlich hoher Verschleiß. Es bleibt nur die Essenz übrig, aber das hört man auch. Es ist kein Pop!“


Die neuen Lieder sollen noch kompakter und vielseitiger werden. Und dynamischer. Außerdem will die Band verstärkt mit Visuals und Videoeinspielungen arbeiten. Ric sagt: „Alle, die unsere Musik hören, haben sofort Bilder im Kopf.“

www.pygmalionsound.com

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