Eine Zeitreise ins Jahr 1631

22.5.2013, 00:00 Uhr
Eine Zeitreise ins Jahr 1631

© Vera Bodechtel

Anja und Lea tragen Westen und Röcke aus schwerem, dunklen Stoff, dazu weiße Blusen und weiße Schürzen. Anton und Moritz stecken in knielangen Puffhosen mit weißen Kniestrümpfen. In die Schule würden die vier so nicht gehen. Einmal im Jahr - über Pfgingsten - schlüpfen sie seit einigen Jahren in diese Kostüme. Denn dann reist ganz Rothenburg etwa 400 Jahre in der Geschichte zurück, in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Alles soll möglichst so sein wie früher. Also dürfen die Kinder keine Uhren oder Handys bei sich haben. Für die Mädchen sind Ohrringe, Nagellack oder Schminke tabu. „Und wir müssen Röcke tragen – denn Mädchen durften damals noch keine Hosen anziehen“, erzählt Lea (12), die Röcke eigentlich gar nicht mag.

Etwa 700 Menschen sind jedes Jahr dabei, wenn Rothenburg auf Zeitreise geht. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen, die es vor 400 Jahren gab: Da sind zum Beispiel Musketiere (das sind Krieger, die eine Waffe namens Muskete trugen), Handwerker, Marketenderinnen (das sind Frauen von Soldaten, die im Krieg mit herumreisten) oder Musiker im Spielmannszug. In einem „Heereszug“ laufen sie durch ganz Rothenburg. Und sie führen das Theaterstück „Der Meistertrunk“ auf, in dem eine Geschichte aus dem Jahr 1631 erzählt wird, als Rothenburg von Feinden belagert wurde.

Eine Zeitreise ins Jahr 1631

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Sowohl auf der Bühne als auch beim Umzug sind etwa 50 Kinder mit dabei. Am meisten gefällt ihnen aber das Lagerleben: Von Samstag bis Montag wird in Rothenburg ein Feldlager eingerichtet, in dem alles genau so laufen soll wie vor 400 Jahren.

Und was machen die Kinder dort den ganzen Tag? „Wir probieren Spiele von früher aus“, erzählt Anton (10). Zum Beispiel Stelzenlaufen oder Ringewerfen, manchmal gibt’s auch eine Kissenschlacht. Aufs Fußballspielen allerdings müssen Anton und sein Bruder Moritz über Pfingsten verzichten: Vor 400 Jahren spielten die Kinder mit Bällen, die mit Stroh oder Federn gefüllt waren. Man warf sie sich zu – aber um sie mit dem Fuß zu kicken, waren sie zu leicht.

Eine Zeitreise ins Jahr 1631

Ein paar Tage in einer anderen Zeit zu leben, finden Lea, Moritz, Anton und Anja „voll cool“. Aber sie sind auch froh, wenn das Spektakel zu Ende ist. „Auf Dauer würden mich die Strumpfhosen nerven“, sagt Anja (14). „Und am meisten würde ich mein Bett vermissen.“ Denn in so einem Lager legte man sich einfach auf Stroh auf den Boden – das war ganz schön hart!
 

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