Einmal im Jahr wird die Schule zur Partyzone

19.1.2015, 10:00 Uhr
Einmal im Jahr wird die Schule zur Partyzone

© Mia Leupold

Das waren noch Zeiten, als jede Dorfschule ihre eigene gigantische Faschings-Sause abhielt. Irgendwann wurden die Feten zu groß, Alkohol und Gewalt nahmen überhand, viele Schulen ruderten zurück. Nicht nur der legendäre Scharrer-Fasch strich deshalb schon vor Jahren die Segel. Doch der Schulfasching des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Röthenbach trotzt dem Trend.

Kai Hoffmann erklärt den Erfolg der Party so: „Es sind alle dabei: Schüler, Eltern, Lehrer, Ehemalige. Einmal im Jahr trifft man sich.“ Der 18-Jährige ist Schülersprecher und Teil des Organisationsteams. Für ihn ist die Party immer ein Highlight, viele schöne Erinnerungen seien mit ihr verknüpft.

Besonders die Übernachtung in der Schule mit anschließendem Aufräumen mögen die Party-Macher, zu denen auch Karen Leonhardt gehört. Sie ist mit 16 Jahren das Küken der Truppe. Auf die Frage, wie lange es den Fasch-Ball schon gebe, sagt sie schmunzelnd: „Keine Ahnung, aber mein Vater war als Schüler schon dort.“

Das vierköpfige Organisationsteam, zu dem noch Sophie Hoyer (18) und Sarah Weinberg (18) gehören, hat bereits im Herbst mit den Vorbereitungen begonnen. Brandschutz, Technik, Werbung, Security: Eine Veranstaltung mit 600 Gästen will sorgfältig geplant sein.

Weniger ist mehr

„Wir machen zum Beispiel das Layout für die Plakate und holen Genehmigungen ein. Auch Polizei und Feuerwehr wollen informiert werden“, zählt Kai Hoffmann auf. Bauzäune für Absperrungen werden geordert und Getränke eingekauft.

Kaum vorstellbar, dass die Feier früher noch bedeutend größer angelegt war. Mathe- und Sportlehrer Joachim Fuchshuber ist seit Jahren für die Party zuständig. „In den 90er Jahren war der Fasch-Ball ein Riesen-Veranstaltung mit 2000 Besuchern“, erinnert er sich. Irgendwann wurde das dann zu viel: „Es war einfach chaotisch.“ Seitdem hat sich die Feier gesundgeschrumpft.

Einmal im Jahr wird die Schule zur Partyzone

© Thomas Correll

Zwar sanken dadurch die Einnahmen, es wurde aber „wieder schöner, weil familiärer“, findet Fuchshuber. Und die Vorgaben der Schulleitung können im kleineren Rahmen besser eingehalten werden.

Denn hier wird nichts dem Zufall überlassen. Ein ausgeklügeltes System verhindert exzessives Trinken. Alkohol wird ausschließlich in einem abgetrennten Bereich verkauft, zu dem nur volljährige Schüler Zutritt haben. Den Ausschank übernehmen Eltern, die sich dadurch nebenbei die Beiratskasse etwas aufbessern.

Auch dem Vorglühen werden Grenzen gesetzt. Angetrunkene lässt die Security erst gar nicht rein. Kein Problem, sagt Kai Hoffmann: „Der Andrang ist groß genug. Solche Leute können wir aussieben.“

So gibt es von Seiten der Schulleitung keine Einwände gegen den Fasch-Ball. Direktor Hans Wittmann betont, dass es seit Einführung der Regeln keine Exzesse mehr gegeben habe. Für ihn ist die Party vor allem deshalb so erfolgreich, weil alle an einem Strang ziehen: Schüler, Eltern, Lehrer, Förderverein.

Die Banane kommt immer

Besonders hebt Wittmann die vier jungen Party-Macher hervor: „Das Team ist das A und O. Ohne dessen Arbeit würde es nicht klappen.“ Gefeiert wird am 21. Januar, heuer unter dem Motto „Disney“. Denn ein Thema hat jeder Fasch-Ball, sei es „Casino Royale“ oder „Videospiele“. Natürlich muss man sich nicht verkleiden, aber laut Kai Hoffmann tut es gut die Hälfte der Partygänger. Nur mit der Mottotreue nimmt man es nicht allzu ernst: „Einer kommt jedes Jahr als Banane“, sagt Sophie lachend.

Für sie steht der Spaß ganz klar im Vordergrund. Joachim Fuchshuber betont dagegen den pädagogischen Wert der Feier: „Die jungen Leute erleben die Schule aus einer ungewohnten Perspektive, nämlich als Partyzone.“ Besonders für die Helfer gebe es bei diesem Projekt viel zu lernen.

Dass der Schulfasching des Scholl-Gymnasiums weit davon entfernt ist, seine Anziehungskraft zu verlieren, zeigt der Zuspruch auf Facebook. Gerade einmal zwei Tage, nachdem die Veranstaltung dort angekündigt wurde, hatten sich bereits 250 Leute angemeldet.

Zumindest in Röthenbach wird also weiterhin alljährlich bewiesen, dass mit viel Engagement und klaren Regeln auch ein opulenter Schulfasching bestens funktionieren kann.

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