Hilfe, ich bin unentschlossen

9.8.2017, 10:00 Uhr
Hilfe, ich bin unentschlossen

© Foto: Ingo Wagner/dpa

Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Einerseits bin ich zwar nicht allein, aber andererseits geht es nicht nur meinen Freunden genauso, sondern auch meinen Eltern und Bekannten – kurzum: auch Erwachsenen. Und die gehören zu der Sorte Mensch, die seit 20 Jahren immer die gleiche Partei wählen.

Da ich Erstwählerin bin und noch dazu nicht immer leicht Entscheidungen treffen kann, fühle ich mich manchmal wirklich hilflos. Aber für mich ist es nun mal wichtig, meine Stimme für eine Partei abzugeben, die nicht nur ein wichtiges Thema vertritt.

Mein Problem liegt darin, dass jede Partei zwar ein paar gute Sachen, aber gleichzeitig auch Punkte in ihrem Parteiprogramm vertritt, denen ich nicht zustimmen kann. Mir ist bewusst, dass es nicht die perfekte Partei gibt. Dazu kommt aber noch ein weiteres Problem: Meiner Meinung nach überschneiden sich fast alle Parteien, was ihre Themen und Wahlversprechen angeht.

Ob soziale Gerechtigkeit, eine menschenfreundliche Rente, Wohnungsbau oder Europa – sie haben alle ähnliche Themen! Für mich als Politikwissenschaftsstudentin gibt es dafür eine Theorie, die das treffend beschreibt: das Median-Voter-Theorem. Parteien wollen so viele Wählerstimmen wie möglich bekommen. Um das zu gewährleisten, nähern sie ihre ideologische Position, die des Median-Wählers an. Dieser liegt in der Mitte.

Damit diese Wähler erreicht werden, bieten die Parteien eine möglichst inhaltliche Breite an Themen an. Damit stellt sich mir eine beunruhigende Frage: Macht es am Ende womöglich gar keinen Unterschied mehr, welche Partei wir wirklich wählen? Ich sehe die Frage als berechtigt an. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung die Mitte repräsentiert und alle Parteien nur noch oberflächliche Themen anbieten, warum müssen wir uns dann noch entscheiden?

Nun, ganz einfach: Ich möchte in unserem Land mitbestimmen. Deshalb gebe ich meine Stimme am 24. September ab. Und genau diese Chance sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man noch nicht weiß, für welche Partei man sich entscheiden soll. Und es ist keine Lösung, seine Stimme deshalb gar nicht abzugeben.

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