Igualdad ist „leider geil“

27.11.2012, 17:08 Uhr
Igualdad ist „leider geil“

© C. Deckelmann

Am Ende einer langen Finalnacht ist alles Harmonie. Igualdad zaubern entspannte Vibes in den vollbesetzten Hirsch, denen man sich nur schwer entziehen kann. Das klingt immer wieder charmant nach Freundeskreis, aufgebohrt mit dem ein oder anderen packenden Rage Against The MachineGedächtnisriff. Sanft perlen die Keyboards (guter Mann!), der Gast an der Geige setzt Klangtupfer.

Streiten darf man über die vielen Gastauftritte vor allem der Rapper, die mit bärenstarken Solo-Spots den beiden festen MCs in der Band zum Teil den Rang ablaufen. Klar verstehen sich Igualdad („Gleichheit“) als Musikerkollektiv, das offen ist für Gastbeiträge aller Art. Das soll auch so sein, allerdings ist das in einem Wettbewerb nicht unbedingt fair. Trotzdem gilt nach einer soliden Show unterm Strich die noch junge Deichkind-Weisheit „Leider geil“. Nach Jury-Punkten liegt das HipHop-Orchester uneinholbar weit vorne.

Igualdad ist „leider geil“

© C. Deckelmann

Auf dem zweiten Platz landen Skyline Green, deren selbst gewählte Stilrichtung GreenPop Programm ist. Auch im Hirsch empfehlen sich die Franken als bläsergetriebene, äußerst gutgelaunte Partymaschine. Die komplette Bühne in grün-weiß gehalten, wird hier sechs Mann hoch mit viel Funk, Ska und Reggae nach vorne weg losgerockt, wobei der Showaspekt (Masken, Konfetti, Leuchtbänder, selbst gebaute Kulissen) nie zu kurz kommt.

Wo andere Bands zur Wall Of Death aufrufen (der Saal wird in der Mitte geteilt, auf Kommando stürmen die Fans aufeinander zu wie die Schlachtreihen im Kinofilm „Highlander“), setzen Skyline Green auf die Wall Of Love (geht wie Wall of Death, nur mit Umarmung) – und haben die Lacher nicht nur hier auf ihrer Seite. Sehr kurzweilig, sehr gut.

Igualdad ist „leider geil“

© C. Deckelmann

Schräg, aber süß: Mister Ruffy And His Band. Ihr originalgetreuer gleichwohl arg schrammeliger Tribut an den ganz frühen Rock’n’Roll ist mutig und konsequent, in dieser Nacht allerdings nicht wirklich konkurrenzfähig. Sagen die Musiker, die aus ihrer Nervosität keinen Hehl machen, auch selbst: Dass sie noch immer entsetzt sind, im vollen Hirsch mit ihrer kleinen Kapelle aufspielen zu dürfen...

Mit jeder weiteren kurzen Nummer werden die vier Bübchen in den gebügelten weißen Hemden mit Schlips jedoch sicherer und spielen sich nach und nach in die Herzen des verblüfften Publikums. Dass die beiden Little Richard-Coverversionen nur wenig herausstechen zwischen den Eigenkompositionen, spricht auch für Mr. Ruffy und seine Truppe, von der man noch hören wird (auch wenn die Musiker verkünden, dass sie sich erst mal auf ihr Abitur konzentrieren werden).

Strebsame Metalband

Igualdad ist „leider geil“

© C. Deckelmann

Vom Publikum gefeiert werden auch Torrential Rain, die sich – typisch Heavy-Metal-Streber – die vergangenen zehn Tage vor dem Finale komplett im Proberaum verschanzt und geübt haben, bis die Finger Blasen warfen. Kein Wunder, dass das Quartett allein im ersten Song ein Intro, drei gedoppelte Leadgitarren-Soli, einen Akustik-Teil, einen Mitsing-Part sowie den showwirksamen Einsatz von Kunstnebel und leuchtenden Drumsticks auffährt.

Und das ist hier auch das Problem: Torrential Rain rocken schön, haben aber von allem zu viel – und bleiben am Ende des Tages trotzdem nur Standard: Melodischer Metalcore, wie man ihn im Fahrwasser von Bands wie As I Lay Dying und Bullet For My Valentine derzeit an jeder Ecke hört.

Kurz noch zur Statistik: Erstmals bei einer NN-Rockbühne kamen alle vier Finalteilnehmer aus Nürnberg. Die beiden Siegerbands werden 2013 bei den großen Sommerfestivals Rock im Park (Igualdad) und dem Taubertal Open Air (Skyline Green) auftreten. Damit ist die Rockbühne 2012 Geschichte, und die Tore für die neue Runde stehen offen.

Ab sofort können sich Musikgruppen aus der Metropolregion für die NN-Rockbühne 2013 bewerben: www.nn-rockbuehne.de.

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