„Im Schlafanzug kann mich keiner sehen“

23.7.2016, 13:22 Uhr
„Im Schlafanzug kann mich keiner sehen“

© Foto: obs/E-Plus Gruppe

Über soziale Medien miteinander kommunizieren, heute kein Problem mehr! Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt; man kann über Online-Plattformen Computerspiele miteinander spielen, sich in Chats schreiben, Sprachnachrichten schicken oder über Skype den anderen beim Telefonieren sehen.

Jeder von euch hat bestimmt schon mal über Facebook, WhatsApp und andere soziale Medien mit Freunden kommuniziert oder tut dies regelmäßig; aber hauptsächlich über Facebook & Co. miteinander kommunizieren? Manche finden das toll, andere möchten ihre Freunde lieber im echten Leben treffen. Doch dies geht leider nicht immer.

Gute Freundschaften festigen sich durch Distanz, andere Freundschaften gehen daran zu Bruch. Die sozialen Plattformen können dabei helfen, dass das Band der Freundschaft trotz räumlicher Trennung nicht gleich zerreißt.

Jasmin (16) aus Nürnberg etwa hält stetig Kontakt mit ihrer Austauschschülerin Dona aus Buenos Aires in Argentinien. Angefangen hatte diese Freundschaft schon im Internet. Über E-Mails hatte Dona an Jasmins Schule eine Schülerin für einen Austausch gesucht. Jasmin hatte ihr geantwortet, und so entstand der erste Kontakt zwischen den beiden.

Danach haben sie zum weiteren Kennenlernen Skype und WhatsApp benutzt: „Das ist sehr praktisch“, meint Jasmin, „denn es geht schnell, sich zu schreiben, Fotos zu schicken, es ist einfach unkompliziert.“

Auch heute, nachdem sie sich gegenseitig jeweils für drei Monate besucht haben, nutzen sie die technischen Möglichkeiten, um in Kontakt zu bleiben.

„Wir haben es auch schon traditionell mit Briefen versucht, doch das ist leider schiefgegangen“, sagt Jasmin. „Die Post funktioniert nicht, die Briefe sind verloren gegangen. Ohne die digitalen Plattformen wäre es unmöglich für uns, in Kontakt zu bleiben.“ Das ist preislich günstiger als Telefonieren und vor allem praktischer wegen der Zeitverschiebung. Jeder schreibt, wann es ihm passt, und wann er gerade Zeit hat.

Doch eine rein virtuelle Freundschaft lehnt Jasmin ab. Sie findet, man müsse sich schon mal im echten Leben gesehen haben, „damit man weiß, mit wem man schreibt“.

Dass sich aus Freundschaften aus dem realen Leben virtuelle entwickeln können, erzählt auch der 18-jährige Leo aus Bayreuth. Er hat früher in Erlangen gewohnt und sich fast täglich mit seinem Freund Martin aus der Nachbarschaft getroffen.

Nach Leos Wegzug aus Erlangen wollten die beiden den Kontakt aufrecht erhalten. Also haben sie erst über E-Mails und SMS kommuniziert und sind später auf WhatsApp umgestiegen. Für Leo war das keine große Veränderung, „denn man kennt sich ja schon, und stellt sich so automatisch vor, wie der andere das meint, was er schreibt. Man kann sich das Lachen dazu vorstellen, die Mimik, die Gestik.“

Auch Leo findet es sehr praktisch. „Ich kann im Schlafanzug mit meinen Freunden schreiben, ohne dass sie mich sehen. Klar, wir könnten auch telefonieren, aber WhatsApp kann man auch nebenbei benutzen, während man andere Dinge macht.“

Leo fühlt sich nie einsam, weil permanent Kontakt mit irgendjemandem da ist. Auf die Frage, ob das nicht nervt und stresst, antwortet er: „Wenn ich meine Ruhe haben will, kann ich einfach mein Handy weglegen.“

Dass man sogar seinen festen Freund über das Internet kennenlernen kann, erzählt die 16-jährige Karla. Für das Online-Computerspiel „League of Legends“ hat sie sich einer Gruppe angeschlossen. Dort hat sie ihren Freund kennengelernt, der in Köln wohnt. Über Teamspeak, ein für Online-Computerspiele optimiertes Programm, schreiben sie sich mehrmals täglich.

„Es war ein komisches Gefühl, als wir uns das erste Mal im echten Leben gesehen haben, ich hatte schon Angst davor“, erinnert sich Karla. „Doch es war cool. Leider können wird uns nicht so oft sehen, die Busreise nach Köln dauert ewig und ist teuer.“ Da kommt den beiden die digitale Kommunikation sehr zugute.

Die digitalen Plattformen bieten also zahlreiche Möglichkeiten, virtuell mit Freunden zu kommunizieren. Es ist günstig, schnell, leicht und einfach praktisch. Aber trotzdem sollte man aufpassen, mit wem man schreibt. Denn man weiß nie, wer sich hinter dem angeblichen Freund verbirgt. Und persönliche Kontakte sind sowieso durch nichts zu ersetzen.

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