Nachwuchs-Künstler liebt die große Illusion

14.4.2015, 18:38 Uhr
Nachwuchs-Künstler liebt die große Illusion

© Fotos: Johannes Handl

Einen großen Vorteil gegenüber gleichaltrigen Mitschülern hat William Hauf auf jeden Fall. Nervosität bei einem Referat kennt er nicht. Der 14-Jährige ist es gewohnt, vor Publikum zu sprechen. Und er spricht viel, wenn es zum Gelingen seiner Zaubertricks beiträgt.

Gerade beim sogenannten Close up, Williams favorisierter Zauberkunst-Sparte, kommt es darauf an, die Aufmerksamkeit der Zuschauer in die gewünschten Bahnen zu lenken. Anders als bei der Bühnenmagie, die dem Publikum aus einiger Entfernung präsentiert wird, handelt es sich beim Close up um Kunststücke, die wegen kleinerer Requisiten oft nur aus geringer Distanz verfolgt werden können. Der besondere Reiz besteht für die Beobachter in der Nähe, die dem Künstler das „Schummeln“ scheinbar erschwert.

Auf die Zauberei aufmerksam geworden ist William als Zehnjähriger. Bei einer Feier seiner Schwester trat ein professioneller Zauberer auf, dessen Tricks William sofort begeisterten. Da der Künstler damals nicht verriet, wie seine Einlagen funktionieren, kaufte sich William sein erstes Lehrbuch. Seitdem hat ihn die Faszination Zauberkunst nicht mehr losgelassen. „Ich trainiere jeden Tag und habe fast rund um die Uhr Karten in der Hand“, sagt William.

Poker spielen wollen seine Freunde jedenfalls schon lange nicht mehr mit ihm. Zu groß erscheint ihnen die Gefahr, dass der Meister der Karten regelmäßig ein Paar Asse auf der Hand halten könnte. Auch von seinen Lehrern kommt der eine oder andere Spruch, wenn er bei einer Prüfung besonders gut abgeschnitten hat: „Na, wie hast du das wieder gemacht, Zauberei?“

Anlässlich der Jahres-Arbeit der 8. Klasse der Waldorfschule Wendelstein führte der 14-Jährige ein Entfesslungskunststück des großen Magiers Houdini vor. Er stieg in eine große Holzkiste, die von außen verschlossen und mit Seilen verschnürt wurde. Kurz darauf hatte er sich bereits befreit. Minutenlang tasteten seine Mitschüler die magische Kiste ab, um herauszufinden, wie er dieser Lage hatte entrinnen können – vergeblich.

Nachwuchs-Künstler liebt die große Illusion

Wie für andere Zauberer auch, ist es für William ein Tabu, seine Tricks zu verraten. Nach seinen Auftritten gibt er allzu neugierigen Zuschauern für gewöhnlich nur eine Antwort: „Lassen Sie die Illusion doch einfach auf sich wirken.“ Für euch hat er allerdings eine Ausnahme gemacht und einen einfachen Kartentrick erklärt, den ihr unter den Bildern lesen und dann selbst ausprobieren könnt.

An eine ungewöhnliche Bitte kann sich William noch ganz genau erinnern. „Kannst du meine Frau verschwinden lassen?“, wollte ein männlicher Zuschauer wissen. „Sorry, sie hat mich zuerst gefragt“, konterte William. Dass manche Gäste bewusst seine Show stören wollen oder reinrufen, dass sie bestimmte Tricks schon kennen, bringt den Nachwuchszauberkünstler nicht aus der Ruhe. „Am Anfang wird man oft belächelt“, sagt er. Das Spannendste sei trotzdem noch immer die Reaktion der Zuschauer unmittelbar nach der Präsentation seiner Tricks.

Angst, dass bei seinen Shows etwas nicht klappen könnte, hat der in Pennsylvania/USA geborene William nicht: „Jeder Trick muss einmal schiefgehen, bevor man ihn perfekt beherrscht.“ Gibt es doch mal eine Panne, sei es wichtig, die Show einfach fortzusetzen. Sonst könne es tatsächlich peinlich werden.

Damit er für seine Auftritte optimal vorbereitet ist, übt William übrigens nicht selten vor dem heimischen Spiegel. Anregungen für neue Einlagen holt er sich aber auch als jüngstes Mitglied bei den Wendelsteiner Zaubergeistern und beim Magischen Zirkel von Deutschland (MZVD), dem er seit drei Jahren angehört.

Wer mehr über William erfahren oder ihn für eine Show buchen möchte, kann sich im Internet unter about.me/williamhauf informieren.

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