Plogging: Müll sammeln oder noch mehr erzeugen?

16.1.2019, 15:00 Uhr
Plogging: Müll sammeln oder noch mehr erzeugen?

© Antonia Reuß und Amelie Prechtl

Im Sommer schrieb Martina Hildebrand im Magazin unserer Zeitung: Plogging nennt sich das neue Fitnessprogramm, das seinen Ursprung in Schweden hat. Einer der treibenden Kräfte hinter der Plogging-Bewegung ist der Umweltaktivist Erik Ahlström. Als er in die Hauptstadt Stockholm umzog, störten ihn dort die gewaltigen Mengen Abfall auf der Straße. Er begann, Jogging-Gruppen zu organisieren, die mit Handschuhen und Müllsäcken ausgestattet ausschwärmen sollten, um die Stadt etwas sauberer zu machen.

Schon bald wurde dafür der Begriff "Plogging" geprägt, eine Kombination aus den schwedisch-englischen Worten für "joggen" und "aufsammeln". Keiner muss dabei alleine als Müllsammler unterwegs sein. Dank sozialer Medien hat sich die Idee weltweit verbreitet. Auf Instagram und Facebook posten Plogger, wo sie bei ihrem Fitnessprogramm den Müll aufsammeln.

PRO-Kommentar von Lona Koers

Plogging: Müll sammeln oder noch mehr erzeugen?

Joggst du noch oder ploggst du schon? Zugegeben, man fragt sich natürlich, wie man sich zum Plogging bringen soll, wenn die vorhandene Motivation nicht für eine Runde Joggen reicht. Aber die upgegradete Version von Joggen ist einfach viel besser!

Hast du dich schon mal schuldig gefühlt, weil du deine Coffee-to-go-Becher, Plastikverpackungen und Kassenzettel nicht in den Mülleimer drei Schritte von dir entfernt, sondern direkt auf die Straße geschmissen hast? Der Plogging-Trend wäscht dein Gewissen wieder rein und sorgt zugleich für gutes Karma – und für eine hübschere und sauberere Umwelt.

Schon motivierter? Nein? Vielleicht aber gleich. Denn Plogging ist tatsächlich ein effektiveres Training als Joggen: Man trainiert nämlich nicht nur seine Ausdauer, sondern durch das ständige Bücken beim Müllpflücken auch Rücken-, Bauch- und Schultermuskulatur. So hat man gleich Kraft- und Ausdauertraining in einem und kann sich den Fitnessstudio-Besuch sparen.

Und wenn das immer noch nicht genug ist, um dich zum Ploggen zu bringen, wird das spätestens der damit verbundene Gruppenzwang erledigen. Man trifft sich und zieht dann als Ploggingmob abfallsammelnd durch die Straßen. 

Hat man einmal zu so einer Plogging-Aktion zugesagt, ist es schwierig mit dem Gewissen zu vereinbaren, einen Rückzieher zu machen. Schließlich wollte man doch mal was für Körper und Umwelt tun – und die anderen hängenzulassen, wäre auch ziemlich unfair.

Allerdings ein bisschen umständlich ist das Ganze schon: Man ist von Lust, Laune und Zeit anderer abhängig, muss ständig in sozialen Netzwerken unterwegs sein, um das Wann-und-Wo des nächsten nahen Treffens mitzukriegen. Beim Joggen ist das anders: Das geht immer und überall.

Doch: Bringt es etwas, wenn ein paar Plogger zum Abfallsammeln auf die Straße gehen? Klar! Es setzt ein Zeichen, dass man sich mehr um seine Umwelt kümmern und auch aktiver werden sollte.

Und was ist mit dem Hype darum? Ist Plogging tatsächlich so toll? Definitiv! Denn es ist eine witzige, abwechslungsreiche, effiziente Alternative zum klassischen Joggen. Von dem Sport sind wir doch sowieso schon alle maßlos gelangweilt. Und dass man dabei auch noch ein wenig Müll aufsammelt und was für die Umwelt tut, ist weder falsch, noch kann es groß schaden.

Und obwohl ein einzelner Plogger wohl kaum einen Unterschied macht, können viele viel bewirken. So ist das ja eigentlich bei allem, also warum nicht auch beim Ploggen?

CONTRA-Kommentar von Aurela Zyba und Aylin Glenk

Plogging: Müll sammeln oder noch mehr erzeugen?

Abgesehen davon, dass beim Plogging dein Body fitter wird, kannst du umweltfreundlich sein und unserer Natur etwas unter die Arme greifen. Dazu braucht man ja nicht besonders viel: Motivation, ein paar Gummihandschuhe und Mülltüten.

Allerdings: Wie will man die Umwelt retten, wenn man sie noch mehr verschmutzt? Das Benutzen von Plastiktüten schadet der Umwelt bekanntlich noch mehr. Diese Beutel führen rasanter zur Verschmutzung, da sich – wie wir wissen – das Material Plastik sehr schlecht bis gar nicht abbauen lässt.

Das Problem beginnt also mit dessen Entstehung, löst sich mit dessen Entsorgung jedoch nicht auf. Zudem benutzt man zum Aufsammeln meist Gummihandschuhe, die genauso schädlich sind. Ist es folglich nicht widersprüchlich, Plastik-Material zu verwenden, um Plastik-Müll wegzuräumen?

Denken wir denn gar nicht an die Tiere, die verletzt werden, gar sterben? Etliche Tiere sind durch unseren Müll stark gefährdet. Täglich verfangen sich Fische und andere Wassertierarten in Plastikverpackungen und schaffen es oft nicht, sich von diesen zu lösen. Sollten wir nicht eigentlich auf unseren Planeten und dessen Bewohner Acht geben? Stattdessen entsorgen wir unsere Reste achtlos, großteils in unseren Gewässern.

Eine Aktion, die zusätzlich zum Müllentsorgen auch noch welchen produziert, kann also nicht als gut angesehen werden. Es gibt auch andere Lösungswege, die das Problem von Abfällen beheben würden. Doch dazu braucht es endlich eine Einsicht der Menschen, die Entsorgung in Gewässern und auf Straßen zu vermeiden.

Die vielen öffentlichen Mülleimer stehen nicht umsonst herum, sondern wurden genau aus dem Grund angebracht, damit man dort seinen Müll hineinwirft. Am besten für die Natur wäre es jedoch, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren und damit weniger entsorgen zu müssen. Damit würden wir einen Beitrag schaffen, die Erde zu retten oder sie zumindest auf längere Zeit zu erhalten.

Wie dem auch sei, frühestens nach diesen Fakten und spätestens, wenn es noch kritischer für unsere Welt aussieht, werden uns unsere Fehler bewusst und wir zeigen Einsicht. Hoffen wir nur, dass es dann nicht zu spät sein wird!

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